Der Blogger Sascha Bors hat jetzt aus seinem Blog „Gestern Nacht im Taxi“ ein gleichnamiges Buch gemacht. Der Zweimeter-Mann stammt aus Stuttgart, er hat lange ehrenamtlich für den Rems-Murr-Kreisjugendring gearbeitet und lebt seit rund sieben Jahren in Berlin.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang/Berlin - Er wundert sich schon lange nicht mehr darüber, wer alles zu ihm ins Auto steigt: Zu Sascha Bors’ Kunden gehören Hartz-IV-Empfänger und Millionäre – und viele betrunkene Touristen, die auch schon mal in sein Taxi kotzen. Erst kürzlich hat sich eine Frau beim Platznehmen im Fond als Headhunterin vorgestellt und dann erklärt: „Entschuldigung, ich bin – wie sagt man heute? – rotzevoll.“

 

Bors, ein 33-jähriger Zweimeter-Mann, ist in Stuttgart geboren und hat lange Jahre ehrenamtlich für den Rems-Murr-Kreisjugendring mit Sitz in Backnang gearbeitet. Seit 2008 fährt Bors in Berlin Taxi – und schreibt darüber in einem Blog, fast jeden Tag eine neue Kurzgeschichte. In den Texten geht es um den Kiffer, der zu seinem Dealer will, um Männer, die Prostituierte suchen, um einen besoffenen Australier, der sich nicht an den Namen seines Hostels erinnern kann, und nur noch weiß, dass es an einem Platz liege – um viele schräge Vögel eben. Aber auch um ganz normale Menschen, etwa eine Köchin, die zur Frühschicht muss.

Bors’ lakonischer Plauderton überzeugt den Fachmann

Die witzigen Texte sind kurzweilig geschrieben. „Einfach klasse“ – mit diesen Worten könnte man die Einschätzung von Bors’ Literaturagenten wohl ganz gut zusammenfassen. Dieser war im Internet auf Sascha Bors’ Blog „Gestern Nacht im Taxi“ gestoßen. Der lakonische Plauderton des Schwaben hat den Fachmann überzeugt. Ob er womöglich Interesse habe, aus dem Blog ein Buch zu machen? Die Frage des Agenten hat Sascha Bors spontan mit „Ja“ beantwortet. Jetzt ist das Druckwerk im Emons-Verlag erschienen. Das Taschenbuch trägt ebenfalls den Titel „Gestern Nacht im Taxi“, was ihn ganz besonders freue, sagt Sascha Bors während des Gesprächs mitten in Berlin-Kreuzberg. Er und seine Frau hatten nämlich lange darüber gebrütet – dann stand der Slogan fest. 18 Verlage hätten Interesse gehabt, das Buch zu machen, erzählt der Autor, der gerne nur noch vom Schreiben leben würde. Doch noch müsse er halt Taxi fahren um über die Runden zu kommen, habe aber Ideen für ein paar Bücher, die nichts mit nächtlichem Fahren zu tun hätten.

Nach Berlin ist Sascha Bors wegen seiner damaligen Freundin und heutigen Gattin gekommen. Sie wollte aus Schwaben zurück in die Heimat. Also hat er seinen Job als fest angestellter Chauffeur bei einem Behindertenfahrdienst in Stuttgart hingeschmissen und ist in die Hauptstadt gezogen, in den östlichen Bezirk Marzahn, wo die Mieten noch vergleichsweise günstig sind. Dann der Schock: Wer in Berlin ein Taxi fahren will, der muss den Stadtplan auswendig können. Das ist vermutlich in fast allen Großstädten so, aber damit hatte Bors nicht gerechnet.

Mehrmals durch die Prüfung gerasselt

Er ist mehrmals durch die Prüfung gerasselt, irgendwann hat er aber bestanden. Seither fährt der Schwabe in Berlin fast ausnahmslos nachts an den Wochenenden, werktags schläft er aus und schreibt. Wer ihn erreichen will, der sollte nicht vor 17 Uhr anrufen, besser gegen 18 Uhr. Mit dem Blog verdiene er ein bisschen Geld dazu, und die Verwertungsgesellschaft Wort überweis ihm regelmäßig ein paar Euro.

Bors ist ein routinierter Texter. Er hat mit 16 Jahren begonnen ein Tagebuch zu schreiben und würde gerne einen Thriller anfangen, „aber ich brauche noch Übung“. An seinem Stil feilt der Autor permanent, oft unmittelbar nach einer Nachtschicht.

Eine Kundin will „mit Naturalien“ bezahlen

Eine seiner verrücktesten Geschichten ist jene von der betrunkenen Frau, die dem Taxifahrer eines nachts erklärt hat, dass sie leider erst daheim am Ziel bezahlen könne, sie habe nämlich ihren Geldbeutel vergessen. So etwas komme immer wieder vor, sagt Bors, er habe sich zunächst nichts dabei gedacht. Auch nicht, als die Dame beiläufig erwähnte, dass sie gerne „mit Naturalien“ bezahlen würde. Schließlich fragte sie den Fahrer, ob er es mit Gummi mache. „Ich hab sie aus dem Taxi geschmissen“ – und für diese Tour kein Geld bekommen.