Klaus Graf stand mit den Großen der Musikwelt auf der Bühne, ob Al Jarreau oder Phil Collins. Doch er kommt stets zurück in die Region. Das ist für ihn ein Beitrag zur Kulturförderung.

Ditzingen - Der Altsaxofonist Klaus Graf tritt auf Anfrage in Ditzingen auf, wann immer es ihm möglich ist. Es ist sein Beitrag zur Kulturförderung. Am Freitag spielt er in Schöckingen.

 
Herr Graf, zuletzt ist es ein wenig ruhig geworden, in diesem Jahr aber bringen Sie gleich drei CDs auf den Markt.
Ja, ich habe schon lange keine so vielfältige Anzahl von Produktionen mehr gemacht.
Wie kam es dazu?
Es hat sich so ergeben. Vor zwei Jahren kam von Michael Kersting, dem Schlagzeuger, die Initiative zu meinem Trio. Er regte an, mal wieder eine Band zu machen. Mit ihm habe ich vor 25 Jahren in der Band Confusion gespielt, mit Klaus Wagenleiter und Johannes Killinger, also Leuten, die in der Kiste in Stuttgart spielten. Seitdem habe ich immer wieder Kontakt mit ihm, er war mein musikalischer Mentor in Sachen Jazz-Rock und Fusion. Mit ihm habe ich auch in der Mario Adorf Band gespielt. Er warb also für ein Trio mit Martin Meixner. Wir haben ein paar Gigs gespielt, waren letzten Oktober auf Tour und Michael sagte, ‚lass’ uns ins Studio gehen und eine Demo aufnehmen’. Wir sind für einen Abend ins Studio – aber das war so gut, dass ich meinte, mehr daraus machen zu müssen.
Zudem entstand eine CD mit dem Jazz and More Collective  . . .
. . . die Dozentenband des Jazz-and-More-Workshops der Landesakademie in Ochsenhausen. Wir fragten uns vor drei, vier Jahren, warum wir – also Göran Klinghagen aus Schweden, Johannes Herrlich aus Wien, Joo Kraus aus Ulm, Martin Schrack aus Baiereck, Veit Hübner aus Korntal, Torsten Krill sowie Fola Dada aus Stuttgart und ich – uns nur einmal im Jahr treffen. So beschlossen wir, mehrere Konzerte zusätzlich zum Dozentenkonzert zu spielen.
Der Jazz hatte in der Region phasenweise einen schweren Stand. Der Studiengang Jazz/Pop an der Musikhochschule Stuttgart sollte nach Mannheim verlegt werden.
Gerade zu diesem Zeitpunkt aber war zufällig der kulturpolitische Sprecher der Grünen als Workshop-Teilnehmer in Ochsenhausen, er musste sich einiges anhören. So haben wir am Anfang die Baden-Württemberg-Stiftung und seit diesem Jahr die L-Bank als Sponsor bekommen und geben seitdem zehn Konzerte und Workshops im Jahr an Schulen. Veit Hübner ist der Motor des Collective, er sagte, ‚lass’ uns eine CD mit der Band machen’.
Ud last but not least gibt es das Jazzfactory Orchestra.
Mit deutschen Jazzmusikern aus Berlin, Köln, München. Der Spediteur Dietmar Penkwitt ist ein Klavierschüler von Martin Schrack. Dietmar Penkwitt hat in Fellbach auf dem Gelände seiner Spedition Schmalz + Schön einen Jazzclub gebaut, die Jazzfabrik. Er ist der Förderer des Jazzfactory Orchestra. Wenn wir dort viermal im Jahr spielen, bekommen wir eine anständige Gage, Rotwein und Zigarren – das nenne ich Wertschätzung! Letztes Jahr haben wir eine CD im SWR-Studio aufgenommen. Es war zudem ein Ausbildungsprojekt des SWR für junge Tontechniker, gesponsert von Schmalz + Schön.
Sie arbeiten viel mit jungen Menschen aus Deutschland.
Ja, wir haben für die CD jetzt nur deutsche Komponisten gewählt, und wir binden junge Jazzmusiker aus der Region ein.
Sie betonen eins ums andere Mal die Region.
Das ergibt sich, weil hier mein Lebensmittelpunkt ist, Ditzingen, Stuttgart, die SWR-Bigband. Ich weiß, wo ich her gekommen bin, ich habe selbst Nachwuchsförderung genossen. Jetzt bin ich in der Situation, das weiterzugeben.
Die Frage ist doch auch, wo Sie sich als Künstler wiederfinden.
Es ist schwieriger, sich auf dem internationalen Markt zu behaupten, man muss mehr Projekte anleiern. Mir gefällt es gut hier.
Aber Sie haben mit Phil Collins gespielt, mit Al Jarreau – es ist das Flair der großen weiten Musikwelt.
Das sind ganz normale Typen. Diese Musiker haben angefangen, in kleinen Clubs zu spielen. Die richtig Großen sind ganz normal, sie stehen drauf, dass sie gute Musiker um sich herum haben. Die großen Bigbands auf dem freien Markt gibt es aber ohnehin nicht mehr, bei denen es diese Engagements gab. Es gab zuletzt noch die Heavytones. Mit denen habe ich bei der bayerischen Filmpreisverleihung vor drei, vier Jahren mit Michael Bublé gespielt. Die großen Nummern sind weg, man muss selbst schauen, dass man was macht.
Sie auch. Auch Sie müssen leben, auch wenn Sie eine Professur haben.
Dank der baden-württembergischen JazzExportförderung gehe ich mit meinem Quartett im nächsten Jahr nach Indien auf Tournee. Ich war als Dozent des Landesjugend-Jazzorchesters letztes Jahr dort und habe die Kontakte geknüpft. Da bleibt ein bisschen was übrig.
Das ist wohl untertrieben.
Nein. Die Tourneen im Auftrag des Goethe-Instituts, bei denen es 1000 Mark gab für ein Konzert, die sind vorbei. Für mich geht Jazzförderung über Privatleute, über Firmen, über Kultursponsoring, oder eben über das, was das Land macht, etwa den neuen Landesjazzpreis für das Lebenswerk. Und bei der SWR- Bigband gibt es Festgagen.