Die zwölfjährige Jenny Höglauer, die für den SC Grunbach am Brett sitzt, ist in ihrer Altersklasse württembergische Schachmeisterin geworden – und darf jetzt zu den „Deutschen“.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Adelberg/Remshalden - Sizilianische Eröffnung und Damenflügel – manch einer mag bei solchen Wörtern an einen Mafiathriller und eine Victoria’s-Secret-Modenschau denken. Jenny Höglauer weiß es besser: Der Zwölfjährigen aus Adelberg sind solche Begriffe aus der Schachwelt bestens geläufig. Für den SC Grunbach bei Remshalden im benachbarten Rems-Murr-Kreis tritt sie im Spiel der Könige auf Turnieren an – und ist darin richtig gut. Im April konnte die Schülerin die Württembergische Meisterschaft ihrer Altersklasse für sich entscheiden. Damit hat sich das Schachtalent für die deutschen Meisterschaften qualifiziert, die am Samstag, 23. Mai im sauerländischen Willingen starten. Gleichzeitig eröffnet sich ihr damit die Chance, im November auch bei der Weltmeisterschaft in Griechenland dabei zu sein.

 

Der Bruder ist der beste Trainer

Zum Schach kam Jenny eigentlich durch ihren Bruder. Der 15-jährige Patrick Höglauer hat sich schon im Alter von drei Jahren für die großen Figuren des Freiluftschachs interessiert, die im Ort stehen. Seine Mutter brachte ihm die ersten Züge bei und Patrick wurde immer besser; schon ein paarmal war er württembergischer Meister, zweimal deutscher Vizemeister. Inzwischen können die Eltern nicht mehr mitreden, wenn der Nachwuchs die komplizierten Spielzüge durchgeht. „Mein Bruder ist mein hauptsächlicher Trainer“, erklärt Jenny. Zusätzlich besucht sie das wöchentliche Training des SC Grunbach und stellt sich darüber hinaus kniffligen Schachaufgaben aus Büchern.

Andere in ihrem Alter mag die Komplexität des Spiels vielleicht abschrecken. „Aber mich fasziniert gerade, wie viele Züge man mit den Figuren machen kann“, sagt sie. Beim Schachspielen ist höchste Konzentration gefordert. Bei Turnieren kann eine Partie durchaus einige Stunden dauern. Währenddessen muss Jenny ständig ausrechnen, welche Züge ihr Vorteile bringen – und wie ihr Gegner versuchen könnte, zurückzuschlagen.

Die meisten Nachwuchsspieler sind Jungs

Nicht jeder Jugendliche kann sich für Rochaden und Gambits begeistern. Das weiß auch Alexander Adler, der Schatzmeister des SC Grunbach. „In Deutschland thront König Fußball ganz oben“, sagt er. Denn zum Zuschauen ist Schach, wenn man nicht viel davon versteht, wenig mitreißend. Bis ein Spieler einen Zug durchdenkt und eine Figur bewegt, kann schon mal eine Viertelstunde vergehen. Für die Spieler selbst ist das aber eine spannende Sache: „Beim Schach kann man seine Kreativität ausleben, es gibt hier mehr Möglichkeiten als Atome im Weltall“, sagt Adler. Außerdem fördere der Sport die Konzentrationsfähigkeit, die Fähigkeit, kritisch und logisch zu denken – und auch, zu verlieren.

„Beim Schach lässt sich der Misserfolg nicht auf Dritte schieben“, sagt Adler. Im SC Grunbach duellieren sich derzeit 20 jugendliche Mitglieder auf den 64 schwarz-weißen Feldern. Die meisten sind Jungs. Was einen guten Schachspieler ausmacht? „Vorstellungskraft und Merkfähigkeit sind wichtig“, sagt Alexander Adler. Und natürlich eine ganze Portion Ausdauer.

Schach ist ganz schön anstrengend

Das Geschiebe von Königen, Damen und Läufern sei auch der körperlichen Fitness zuträglich, erklärt Jennys Mutter, Karin Höglauer: „In fünf Stunden Schachspielen verbrennt man so viele Kalorien wie bei einem Tennisspiel.“ Jenny hat einen Vergleich: Tennis spielt die zierliche Zwölfjährige nämlich auch.