Wie hoch die Stickstoffdioxid-Belastung an der Echterdinger Hauptstraße tatsächlich ist, wird sich Mitte Februar weisen. Das Feinstaub-Ticket gilt derweil in L.-E. auch bei erhöhten Feinstaub-Werten in Stuttgart.

Leinfelden-Echterdingen - Zum wiederholten Mal ist in der Landeshauptstadt der Feinstaub-Alarm ausgerufen worden. Autofahrer werden aufgefordert, ihr Heilig’s Blechle stehen zu lassen und auf Bus und Bahn umzusteigen. Ein anderer Luftschadstoff beschäftigt derweil die Stadträte einige Kilometer weiter in Leinfelden-Echterdingen. Wolfgang Haug, Vizevorsitzender der Fraktionsgemeinschaft L.E. Bürger/FDP, zeigte sich in der jüngsten Gemeinderatssitzung besorgt darüber, dass einem Bericht von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten zufolge die Große Kreisstadt in Sachen Stickstoffdioxid-Belastung (NO2) ganz oben auf einer Prioritätenliste der Landesanstalt für Umwelt (LUBW) steht.

 

Demnach liegt ein berechnetes NO2-Jahresmittel an der Echterdinger Hauptstraße bei 62,1 Mikrogramm je Kubikmeter Luft. Der Wert ist deutlich höher als erlaubt. Der Grenzwert liegt bei 40 Mikrogramm je Kubikmeter Luft. „Ich verstehe das nicht“, sagte Haug. Er forderte Antworten von der Verwaltung ein.

Auf der Suche nach einer Begriffserklärung wird man auf der Internetseite des Umweltbundesamtes fündig. Dort heißt es: „Dieser Schadstoff entsteht überwiegend bei Verbrennungsprozessen“. Eine der Hauptquellen ist der Straßenverkehr. Die Konzentration in der Luft sei in Ballungsräumen und entlang von Hauptverkehrsstraßen und Autobahnen am Höchsten. Was das für den Menschen bedeuten kann, steht auf der Homepage der LUBW: „Das Reizgas kann schon bei niedrigeren Konzentrationen und einer normalen Atmung die Schleimhäute des Atemtraktes angreifen.“ Höhere Konzentrationen könnten bei einer längeren Einwirkung zu chronischer Bronchitis oder zu einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Atemwegsinfektionen führen.

Auf den Bericht und den demnach hohen NO2-Wert angesprochen, sagt Andrea Egner, die Leiterin des städtischen Amtes für Umwelt, Grünflächen und Tiefbau, unserer Zeitung: „Die Prognose der LUBW sieht nicht gut aus.“ Sie sagt aber auch: „Der Wert ist bisher ein rein hypothetischer.“ Denn Mitarbeiter der LUBW haben laut Egner an einem Tag im Jahr 2015 die Autos an der Echterdinger Ortsdurchfahrt gezählt und daraus einen theoretischen Wert berechnet. Noch sei unklar, ob die Belastung auch in der Realität so hoch ist. Mitte Februar will die LUBW der Stadt die am Messpunkt Echterdinger Hauptstraße im Jahr 2016 tatsächlich gemessene NO2-Belastung liefern. „Die Station gibt es seit etwa einem Jahr“, erklärt Egner. Sie ermittelt neben der NO2-Belastung auch die Werte für den Feinstaub in der Luft. Diese liegen derweil bereits vor. Sechsmal wurde demnach im Jahr 2016 eine Überschreitung des Grenzwertes aufgezeichnet – 35 Überschreitungen sind erlaubt. Ein Problem mit dem Feinstaub hat L.-E. – wie bereits berichtet – nicht.

Apropos Feinstaub: Wenn in Stuttgart Feinstaub-Alarm ausgerufen wird, dann können Erwachsene auch im Stadtgebiet von Leinfelden-Echterdingen ganz legal mit einem Ticket zum Kinderfahrpreis unterwegs sein. Auch das wurde in der jüngsten Gemeinderatssitzung deutlich.

„Das Ticket gilt schließlich für das ganze Netz“, sagte Freie Wähler-Stadtrat Eberhard Wächter. Das bedeutet, dass auch Fahrgäste des Stadtbusses, also der Linie 38, dann mit diesem Ticket günstiger quer durch Leinfelden-Echterdingen fahren können. Gerd Maier, Leiter des städtischen Ordnungsamtes, bestätigt dies. Und auch eine Sprecherin des Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) sagt: „Das Ticket gilt für das gesamte Netz und in allen Verkehrsmitteln.“

Auf die Stadtkasse hat der ermäßigte Fahrpreis keine Auswirkung. „Wir werden von dem Thema kaum etwas merken“, sagt Maier. Denn die Stadt bezahle einen jährlichen Fixbetrag an die Stuttgarter Straßenbahnen AG, damit das Unternehmen die zusätzliche Buslinie 38 bedient. Dies wurde vor Jahren vertraglich vereinbart. Das aber könnte sich ändern, wenn das beschlossene Linienbündel seine Fahrt im Dezember 2018 aufnimmt.

Wie berichtet, haben sich L.-E. und Filderstadt auf ein gemeinsames, die Ortsgrenzen überschreitendes Buskonzept verständigt. Es wird neue Linien geben. Von diesem Zeitpunkt an gelten aber auch neue Fahraufträge, die vom Landkreis gebündelt an Busunternehmen vergeben werden. Je nachdem, ob diese Unternehmen auf eigenes Risiko fahren oder nicht, wird die Stadt dann die bei Feinstaubalarm reduzierten Fahrpreise spüren oder eben auch nicht.