Ölfarben, Unkrautvernichter, Lösungsmittel – Thomas Pötschke hat in seinem Alltag mit schädlichem Müll zu tun. Sein Job ist es, die Problemstoffe sicher zu entsorgen. Unterwegs mit dem Schadstoffmobil in Plieningen.

Plieningen - Das Schädliche ist in wuchtigen Kisten im Kofferraum verstaut. Es sind Lacke, Ölfarben und Lösungsmittel. Auf den Kanistern stehen die chemischen Warnzeichen für entzündbare und ätzende Substanzen. „Mein Verwandter war noch nicht mal Maler. Ich verstehe nicht, wozu er so etwas gebraucht hat“, sagt der Mann. Er ist gekommen, um die Kisten loszuwerden – beim Schadstoffmobil, das nahe des Plieninger Hallenbads geparkt hat.

 

Kistenweise Chemikalien nach dem Tod eines Verwandten

Der Sondermüll jenes Mannes sei ein typischer Fall, erklärt Thomas Pötschke. Er leitet die Betriebsstelle für Sperrabfall- und Problemstoffsammlung bei der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS). Zum Beispiel: „Wenn Verwandte sterben, entdecken ihre Angehörigen kistenweise Farbe und andere Chemikalien, die sie entsorgen müssen“, sagt er.

Müll zu entsorgen, ist seit nunmehr 20 Jahren sein Metier. „Einmal Abfall, immer Abfall“, sagt er. Ursprünglich hatte er einen Ausbildung bei Hoechst in Frankfurt gemacht, bevor er sich dafür entschied, Umwelttechniker zu werden.

Seit Anfang des Jahres ist Pötschke bei dem städtischen Eigenbetrieb AWS und für rund 70 Mitarbeiter verantwortlich. Die Stuttgarter Abfallbetriebe sind mittlerweile seine zwölfte berufliche Station. Zuvor hatte der Mann mit dem leuchtend orangefarbenen Anzug Rücknahmesysteme für Elektrogeräte in England, Rumänien und Island organisiert.

Die Stoffe schaden der Natur

„Generell darf man nicht in bestehende Ökosysteme eingreifen. Dass heißt, weder Wandfarben noch Lacke oder dergleichen in Gewässer schütten, sondern man muss sie entsprechend entsorgen“, erklärt Pötschke den Sinn des Schadstoffmobils. Denn die chemischen Stoffe könnten Organismen in der Natur schaden und Lebensräume verändern.

Die Auflagen, Müll sortiert zu entsorgen, haben zugenommen, sagt er. „Wir brauchen deshalb flächendeckende Möglichkeiten wie eben das Schadstoffmobil.“ Der Bürger soll es möglichst einfach haben. Jeweils zu Anfang und Ende eines Monats fährt der Lastwagen die Stuttgarter Außenbezirke ab. Dort können die Bürger fast alles abgeben, was nicht in die Restmülltonne gehört. Ausnahmen sind Elektrogeräte und radioaktive Substanzen.

Von Ölfarben bis Unkrautvernichter

Die Mitarbeiter in dem Mobil bestimmen die Schadstoffe und sichern sie im Container. Private Firmen entsorgen als Vertragspartner anschließend die Chemikalien. „Unser Service wird dankbar angenommen“, sagt Pötschke. „Zumal die Deutschen sehr sammelwütig sind und deshalb kistenweise Stoffe anschleppen.“

Die Bewohner der Stuttgarter Außenbezirke wie beispielsweise Plieningen nutzen das Schadstoffmobil häufig. „Ölfarben, Wasserstoffperoxide, Unkrautvernichter. Man muss mit allen Stoffen rechnen“, sagt Pötschke. Sie alle sind Gefahrenstoffe, die als Güter transportiert werden.

Die Polizei könnte jederzeit kontrollieren

Deshalb hat der Betriebsleiter ein besonderes Augenmerk auf die Sicherheit des Schadstoffmobils und dessen Besatzung. Sind alle Container sicher angebracht? Haben alle ihre Schutzkleider dabei? „Wir könnten von der Polizei angehalten werden. Die auch Bußgelder ausstellt, wenn wir gegen Sicherheitsvorschriften verstoßen“, sagt er.

Aus Sicherheitsgründe ist das Schadstoffmobil geerdet. Da elektrochemische Reaktionen auftreten können, wenn einzelne Substanzen untereinander in den Containern reagieren. Arbeitsgeräte wie Hammer und Arbeitsschuhe sind mit Gummi überzogen. „Ich habe die Verantwortung, den betrieblichen Ablauf so sicher wie möglich für Bürger und unser Personal zu organisieren“, sagt Pötschke. Und alles der Umwelt zuliebe.