Ob Trollinger, FDP oder Paddy Kelly: das öffentliche Bild von manchen Institutionen und Personen ist nicht das beste. Deswegen wird daran gearbeitet – mit Erfolg. Das findet jedenfalls unser Kolumnist Matthias Ring.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - Vorurteile sind dazu da, um revidiert zu werden. Und so haben sich anno 2007 neun Weinfrauen aufgemacht, das Image des weniger guten alten Trollingers aufzupolieren. Dass aus der württembergischen Traditionsrebe naturgemäß nicht so viel Geschmack rauszupressen ist wie etwa aus dem Lemberger, soll den Erfolg der sich selbst so genannten Trollinger-Evas nicht schmälern. Im Gegenteil: die sechs Winzerinnen und drei Fachfrauen werden gefördert und haben inzwischen auch einige Preise eingeheimst. Nach ihrem Trollinger, der „der Trollinger“ heißt, einem prickelnden „Evas Esprit“ und einem richtigen Wuchtbrummer namens „Evas Adam“, der allerdings ohne Trollinger auskommt, haben die Damen was Neues am Start: „Evas Flair“.

 

Das „schäumende Getränk aus alkoholfreiem Wein“ ist nun der Weltöffentlichkeit – unsere „Landesschau“ war auch dabei – in Strümpfelbach vorgestellt worden. Im Keller von Margret Kuhnle wurde wegen Fernsehen und Fotografen gleich mehrmals angestoßen und probiert. Und was soll man sagen? Lecker! Oder zitieren wir die Fachleute, die vom „rosafarbenen Bukett“ schwärmen, von der „fruchtig-verführerischen Note“, ganz Eva-gemäß eben. Die für die Konzeption zuständige Dorothea Braun-Ribbat erzählt sogar von der „Frucht der Erkenntnis“. Die Önologin Ute Bader erklärt das Getränk nüchterner, spricht von Vakuumdestillation und davon, dass es sich nicht um einen Schraubverschluss, sondern um Twist & Plop handele.

Der FDP-Trollinger-, Pardon, Frauenbeauftragte

Politische Unterstützung gibt es von Jochen Haußmann, FDP-Landtagsabgeordneter aus dem Remstal, der die Schirmherrschaft für „Evas Flair“ übernommen hat. „Man kann mit null Prozent nur erfolgreich sein, wenn auch viel Fachlichkeit dahintersteckt“, sagt der Trollingerbeauftragte, Pardon, Frauenbeauftragte seiner Partei. Apropos: die Prozentzahlen der FDP sind derzeit etwas höher, wie die Erfolge – der Frauen! – in Hamburg und Bremen zeigen. „Man nimmt uns wieder ernst“, sagt Haußmann.

Das geht Michael Patrick Kelly ähnlich: „Mittlerweile hat der Erfolg der Kellys einen gewissen Kultstatus erreicht und wird nicht mehr so leicht belächelt“, sagt einer, der im Theaterhaus sein Comeback zelebrierte: ausverkaufte Halle wie in vielen Städten, mit seinem Album „Human“ ist er auf Platz drei der deutschen Charts eingestiegen. Im Gespräch in der Garderobe gibt sich der 37-Jährige, der als Paddy Kelly zum Teenieschwarm wurde und mit 15 den Familienhit „An Angel“ schrieb, ganz entspannt. Dazu muss man wissen, dass ihm einst alles zu viel wurde und er sechs Jahre lang als Bruder John Paul Mary im Kloster lebte. „Das war schon etwas anderes als drei Wochen Ayurveda“, blickt er auf dieses „wichtige Kapitel“ zurück und zitiert Gandhi: „We have to be the change we want for the world.“

Inzwischen hat er seine Jugendliebe, eine Journalistin und Religionsphilosophin, geheiratet, lebt auf einem Landgut in Niederbayern und ist auf der Bühne – nur dort wollte er sich fotografieren lassen – enorm gut in Form. Das Publikum, überwiegend junge Frauen, riss er schon mit dem ersten Song von den Stühlen. Und wir geraten ins Grübeln: Ob ein paar Jahre Kloster so manchem ganz guttun würden?