Seit fünf Jahren residiert auf Schloss Solitude der Business Club gleichen Namens. Das hat der Initiator Jörg Mink am Freitag gefeiert. Am Samstag spricht Horst Seehofer in Fellbach – beides Events weit ab von Stuttgarts City.

Stuttgart/Fellbach - Einsamkeit, also Solitude, findet man am gleichnamigen Schlösschen oben am letzten Zipfel der Stadt selten. Das gilt nicht nur für den Samstag (Hochzeiten am Fließband) und den Sonntag (Familienausflug mit Lenkdrachen und Laufrad). In der Anlage gibt’s ein Restaurant und die Akademie, außerdem nennen sich zwei Clubs nach der Solitude, die verschiedener kaum sein könnten.

 

Wie die Leser des StZ-Sportteils spätestens seit dieser Woche wissen, wurde in Stuttgart 2013 ein „feierfreudiger“ Bobverein gegründet. Er hat mittlerweile rund 50 Mitglieder, nennt sich Club Stuttgart Solitude und stellt den aktuellen Vizeweltmeister im Zweier, Johannes Lochner. „Helm“ ab, an dieser Stelle.

Mindestens genauso gern feiert Jörg Mink, der einzige ernst zu nehmende Promiwirt der Stadt, wenn man an die berühmten Gäste in seiner Linde in Möhringen denkt. Die Linde hat er wie berichtet abgegeben und sich auf die Gastronomie im Kavaliersbau des Rokokoschlösschens konzentriert. Gewissen Anteil an dieser Entscheidung hat auch der Business Club Schloss Solitude, der an diesem Freitag auf sein Fünfjähriges angestoßen hat.

Frauenanteil von 20 Prozent

„Das hat kein Mensch gedacht, dass wir in Stuttgart überhaupt eine Chance haben“, erzählt Mink. Mit „wir“ meint er einen Wirtschaftsclub nach angelsächsischem Vorbild aber mit schwäbischer Prägung. Für die Mitglieder sind eigene Räume reserviert, auf diversen Veranstaltungen spinnen sie ihre Netzwerke. Interessant: das Durchschnittsalter ist mit 45 Jahren jünger als sonst üblich, der Frauenanteil mit rund 20 Prozent außergewöhnlich. Das liegt vor allem an Daniela Mink, früher Reporterin bei der „Bild“, dann Pressechefin in der Anfangszeit des Möhringer Musicals.

Inzwischen hat der Club rund 250 Mitglieder und wachse langsam, sagen die Minks. Sie erklären; „Ziel erreicht“. Zur Feier luden sie in die „open kitchen“: Dort bedienten sich die Gäste selbst mit Currywurst und Kalbsrücken. Zur Feier des Tages war der Kavaliersbau poppig angestrahlt, die Tische liebevoll dekoriert – Brezeln, Tulpen, Ländjäger. Die Stimmung in allen Räumen war gelöst, es ging um die Gesellschaft, nicht ums Geschäft. Statt langer Reden gab’s eine kurze Begrüßung vom Präsidenten des Clubs (und früheren VfB-Präsidenten) Erwin Staudt und der Beirätin, Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann sowie um Mitternacht eine Show des Varietés.

Zur Eröffnung des Clubs war vor fünf Jahren die TV-Moderatorin Sabine Christiansen angereist. Man kennt sich aus gemeinsamen Berliner Zeiten – Mink betrieb das Oma Mina, Stammgast war Udo Walz. Bei den Kamingesprächen referierten etwa Steffen Köhl, der bei Daimler die Autos von übermorgen designt, oder der Sportanwalt Christoph Schickhardt, der unter anderem den Fußballbundestrainer Jogi Löw vertritt.

Ein Hochkaräter aus der Politik kommt am heutigen Samstag nach Fellbach. Der Landesverband Baden-Württemberg des Wirtschaftsrats Deutschland hat für seinen Empfang einen prominenten Redner an Land gezogen: Horst Seehofer spricht über „Politik für einen starken Süden“ – im Goldbergwerk von Jörg Rauschenberger auf dem ehemaligen Mahle-Industrieareal. Es sei gar nicht so einfach, einen geeigneten Ort für 500 Gäste zu finden, sagen die Veranstalter. An dem CSU-Vorsitzenden und Ministerpräsidenten des Freistaats Bayern sei man viele Monate dran gewesen, sein Gastauftritt sei nicht der aktuellen Flüchtlingsdebatte geschuldet. Eigentlich befasse man sich mit Wirtschaftsfragen, „aber man kann dem Herrn Seehofer ja keine Fesseln anlegen.“ Wir sind gespannt. Und den meckernden Stuttgartern sei gesagt: Fellbach hat rund 45 000 Einwohner, Seehofers oberbayrischer Wohnort Ingolstadt-Gerolfing bringt es auf knapp 4500 Seelen.