Für seine Rolle in „Bridge of Spies – Der Unterhändler“ wird der Schauspieler Mark Rylance für einen Oscar gehandelt.

Los Angeles - Im Kino ist der 1960 geborene Brite Mark Rylance ein relativ unbeschriebenes Blatt. Zwar sah man ihn in „Hearts of Fire“ mit Bob Dylan oder in „Anonymous“ von Roland Emmerich. Doch den Großteil seiner Karriere verbrachte Rylance auf der Theaterbühne, wo er seit 1980 mit der Royal Shakespeare Academy ebenso zu sehen war wie am Broadway und bereits dreimal mit dem Tony und zweimal mit dem Olivier Award ausgezeichnet wurde. Nun meldet sich Rylance auf der Leinwand zurück – und gilt für seine Nebenrolle in Steven Spielbergs „Bridge of Spies – Der Unterhändler“ prompt als Oscar-Kandidat.

 
Mr. Rylance, die Legende besagt es, dass Sie vor rund 30 Jahren für Steven Spielbergs „Das Reich der Sonne“ vorsprachen, eine kleine Rolle bekamen, aber letztlich absagten. Gleich zweimal sogar. Hätten Sie sich je eine zweite Chance bei ihm erträumt?
Nein, nie. Ich hatte aber ehrlich gesagt auch nie eine weitere Chance angestrebt. Im Gegenteil hatte ich ja irgendwann für mich selbst beschlossen, das Thema Film und Fernsehen hinter mir zu lassen und mich ausschließlich aufs Theater zu konzentrieren. Vor vier oder fünf Jahren habe ich sogar meine Agenten gefeuert.
Warum dieser radikale Schritt?
Ich war rundum glücklich mit meiner Bühnenarbeit und konnte wunderbar davon leben. Deswegen war ich es leid, mir immer wieder anhören zu müssen, dass es doch als Schauspieler zwingend dazu gehöre, auch vor der Kamera zu stehen. Stimmt doch gar nicht! Ich bin mir sicher, dass den Kabuki-Darstellern in Japan nichts fehlt, nur weil sie keine Filme drehen. Dieses Minderwertigkeitsgefühl, dass mir angesichts meiner Theaterkarriere vermittelt wurde, ging mir gegen den Strich.
Sehen Sie die Bühnenkunst als die hochwertigere Form der Schauspielerei?
Oh nein. Ich war und bin immer wieder geradezu eifersüchtig auf das Talent vieler Film-Kollegen. Denken Sie nur an Sebastian Koch, der auch in „Bridge of Spies“ mitspielt. Was er damals in „Das Leben der Anderen“ machte, das ist große Kunst. Und natürlich sind die Schauspieler, die fürs Kino arbeiten, viel berühmter als Leute wie ich. Darauf war ich manchmal schon neidisch, das kann ich nicht leugnen. Aber umso glücklicher war ich eigentlich mit der Entscheidung, das Kapitel meiner Karriere damals nach Emmerichs „Anonymous“ endgültig zu schließen.