Kunst kommt von Courage: Lea Ruckpaul stattet ihre Bühnenfiguren mit feministischen Erfahrungen aus. Binnen kürzester Zeit ist sie zu einer der auffälligsten Darstellerinnen im Ensemble des Stuttgarter Schauspiels geworden.

Stuttgart - Jüngst an einer Stuttgarter Haltestelle: Während Lea Ruckpaul auf den Bus wartet, fährt ein mit jungen Männern besetztes Auto vor. Die Burschen kurbeln die Seitenfenster herunter und rufen ihr Anzüglichkeiten und Beleidigungen zu. Lauthals, aus heiterem Himmel, einfach so. „Peinliche Sachen, die ich nicht wiederholen will“, sagt die dreißigjährige Schauspielerin, „und dieser verbale Schmutz blieb an mir hängen, als die Kerle wieder weg waren.“ Nach dieser Pöbelei fingen nämlich auch die Umstehenden an, die dreißigjährige Frau mit kühlen Blicken zu taxieren, was sie vollends verunsicherte. War etwas falsch an ihr? Verstört prüfte sie ihre Kleidung. Jeans, dicker Pulli, dicke Jacke, nichts Aufreizendes. Eigentlich hatte sie alles richtig gemacht. Trotzdem: „Ich schämte mich in Grund und Boden. Dabei wären es“ – und Lea Ruckpaul gibt jetzt jede Zurückhaltung auf – „diese Arschlöcher gewesen, die sich hätten schämen müssen.“