Im EU-Parlament ist heftige Kritik an den scheidenden Brexit-Vorkämpfern aufgebrandet. Von „Ratten, die das sinkende Schiff verlassen“ ist im Gremium die Rede. Derweil ist Rechtspopulist Nigel Farage abgetaucht.

Straßburg - Nach ihrem Rückzug müssen sich die Vorkämpfer des Brexit schwere Vorwürfe aus dem Europaparlament anhören. Der konservative Politiker Boris Johnson und der Rechtspopulist Nigel Farage seien keine Patrioten, denn „Patrioten ziehen sich nicht zurück, wenn die Dinge schwierig werden“, sagte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker in einer Debatte am Dienstag.

 

Der Deutsche Manfred Weber von der Europäischen Volkspartei kritisierte, dass der Abgeordnete Farage nicht an der Debatte teilnahm. Man wisse nicht, wo Farage sei, möglicherweise vergnüge er sich auf einer Insel, sagte Weber. Dies sei feige. Der Liberale Guy Verhofstadt verglich den Rückzug von Farage und Johnson mit Ratten, die das sinkende Schiff verlassen.

Johnson will die Parteiführung nicht

Johnson und Farage hatten sich für einen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union eingesetzt und dafür beim Referendum am 23. Juni die Unterstützung einer Mehrheit der Briten bekommen. Anders als erwartet bewirbt sich Johnson aber nicht um die Führung der Konservativen Partei und der Regierung, um den Brexit auch umzusetzen.

Farage hatte am Montag ebenso überraschend seinen Rücktritt vom Vorsitz der Unabhängigkeitspartei Ukip angekündigt. Sein Mandat im Europaparlament will er aber behalten. Juncker sagte, die Brexit-Helden von gestern seien inzwischen traurige Gestalten.