Die Stadt Stuttgart bleibt dabei: Dass entlang der Schemppstraße in Riedenberg Autos parken dürfen, ist gewollt. Sie zwingen die Vorbeifahrenden, den Fuß vom Gas zu nehmen und sind daher eine Alternative zu Tempo 30.

Riedenberg - Auch Edgar Riester kann sich irren. Der Leiter der städtischen Abteilung Verkehrsregelung hatte die Buslinie 65 auf dem Teil der Schemppstraße vermutet, der zwischen der Abzweigung Florentiner Straße und Kirchheimer Straße liegt. Tatsächlich fahren die Busse aber auf der Florentiner Straße weiter in Richtung Sillenbucher Zentrum. Riester hatte den angeblichen Busverkehr an dieser Stelle als Beleg dafür genutzt, weshalb ein absolutes Halteverbot an der Schemppstraße keinen Sinn ergeben würde. Denn die Busfahrer hätten sich beschwert, falls der Verkehr an dieser Stelle auf der Schemppstraße zu langsam rolle, sagte Riester vor einigen Wochen.

 

Leser wiesen aber darauf hin, dass Riesters Argument keines ist, da eben besagter Busverkehr auf der Florentiner Straße unterwegs ist und die Busfahrer folglich gar nicht bemerken, was auf der Schemppstraße passiert. Edgar Riester gibt zu, dass er danebengelegen hat und seiner Begründung gegen ein komplettes Halteverbot Hand und Fuß fehlt. Doch er hat eine neue. An seinem Nein zum Halteverbot, das viele in Sillenbuch dazu brachte, teils verärgerte Leserbriefe zu schreiben, ändert sich nichts, sagt Riester. Seine Argumentation bezieht sich auf genau das, was einige Autofahrer beklagen: die Verlangsamung des Verkehrs durch die parkenden Autos. Genau diese heißt Riester für gut. Das verhindere Raserei auf einer Strecke, die letztlich die Verbindungsachse zwischen der Mittleren Filderstraße und der Hedelfinger Filderauffahrt darstelle, sagt er.

Bremsen, sonst Aufprall

Damit seien die parkenden Autos eine Alternative zu Tempo 30, das nicht wenige Kommunalpolitiker an dieser Stelle gerne hätten, sagt Riester. „Wenn Tempo 50 gilt, fahren die Leute ohnehin 60. Wenn aber Autos auf der Straße halten, müssen sie eben bremsen, um einen Aufprall zu verhindern“, sagt Riester. Anders ausgedrückt, hat der Leiter der Abteilung Verkehrsregelung wenig Vertrauen in die Rechtstreue der Autofahrer. Weil sie Geschwindigkeitsbegrenzungen ohnehin nicht einhalten würden, sei es besser, sie eben zu zwingen, den Fuß vom Gas zu nehmen, indem parkende Autos auf der Straße erlaubt werden. „Anderswo müssen wir bauliche Hindernisse errichten, damit die Fahrer bremsen“, sagt Riester. Ein Halteverbot würde aus Sicht der Stadt die Sicherheit auf der Schemppstraße reduzieren.

Kritiker der momentan gültigen Regelung hatten aber auch moniert, dass das Abbiegen auf die Schemppstraße von der Käthe-Loewenthal-Straße riskant sei, da auf der Schemppstraße parkende Autos die Sicht beschränken würden. Edgar Riester verweist auf die Polizei, die keine besondere Gefahrensituation an dieser Stelle erkennen könne. Deshalb ist aus seiner Sicht ein Halteverbot überflüssig. „Dafür muss es einen dringenden Grund geben“, sagt Riester. Die Tatsache, dass einige Bürger diesen erkennen, reiche nicht aus.