Was der eine nicht mehr braucht oder zu viel hat, kann für einen anderen Menschen von großem Wert sein. In der Schenkscheune in Kirchheim können Menschen daher so viele Dinge umsonst mitnehmen, wie sie möchten.

Kirchheim - Geschirr läuft besser als Klamotten“, sagt Jonathan Lamp, während er einem älteren Herrn dabei zusieht, wie dieser nahezu sämtliche Teller und Tassen in eine Bananenkiste packt: Schlicht weißes Essgeschirr, altmodisch gemusterte Kaffeeservices mit Blumen und Ranken – nichts passt zusammen, doch den Mann scheint das nicht zu stören. Er lädt ein, als hätte er eine Großfamilie.

 

Ja, man müsse Vertrauen haben, dass Menschen nur mitnehmen, was sie brauchen und es nicht weiterverkaufen, sagt Jonathan Lamp. Den älteren Herrn fragt er dennoch: „Ist das alles für sie?“ Der Gefragte nuschelt etwas verlegen ein leises „Ja“, packt noch zu Ende und verlässt die Kirchheimer Schenkscheune.

Die Schenkscheune kommt bei den Kirchheimern gut an

Der Mann ist an diesem Nachmittag der einzige, dem der 27 Jahre alte Jonathan Lamp diese Frage stellt. Wer in die Schenkscheune an der Schlierbacher Straße kommt, darf nämlich mitnehmen was er möchte, ganz ohne Gegenleistung. Das Prinzip ist simpel: Dinge, die man nicht mehr will, kann man abgeben, was einem gefällt, darf man mitnehmen. Was der eine nicht mehr braucht oder zu viel hat, kann für einen anderen Menschen nämlich von großem Wert sein, sagen die Initiatoren.

Nach nur einem Monat floriert die Schenkscheune. „Die Resonanz und der Bedarf auf beiden Seiten ist groß. Täglich kommen rund 40 Menschen, samstags sind es schon mal 150“, sagt Lamp. Er ist Teil der Kirchheimer Gruppe „Ganz unter Teck“. Mit Projekten wie Foodsharing oder der Schenkscheune setzen sie sich für weniger Konsum und mehr Nachhaltigkeit ein.

Nebenbei kommt man mit den Menschen ins Gespräch. Der persönliche Austausch ist den Initiatoren wichtig. Das scheint auch bei den Kirchheimern anzukommen. Der Besitzer der Scheune ist von dem Projekt so begeistert, dass er sie der Gruppe bis zum Ende des Jahres mietfrei überlässt. Dann werden Haus und Scheune allerdings abgerissen. „Für uns ist das eine super Testphase, um zu sehen, ob es läuft“, sagt Jonathan Lamp. Ein neuer Laden ist bereits gefunden. In der Plochinger Straße werden sie im kommenden Jahr allerdings Miete zahlen müssen. Bis dahin hoffen sie, einen Förderverein gründen zu können.