„Schief gewickelt“ wird am kommenden Mittwoch wieder auf der „Probierbühne“ des Kulturtreffs: mit „Backblech“-Frau Sigi Gall und Christopher Buchholz. Vorab ein Gespräch mit der Kabarettistin Sabine Schief aus Stuttgart-Untertürkheim, die die schräge Reihe mitinitiiert hat und nach langer Pause wieder auf der Bühne steht.

Untertürkheim – - Die Untertürkheimer Kabarettistin Sabine Schief, die eben mit ihrem neuen Solo „Stirb glücklich“ herausgekommen ist, hatte die erfolgreiche „Probierbühne“-Reihe 2009 in Kooperation mit dem Kulturhausverein aus der Taufe gehoben, musste dann aber krankheitsbedingt eine lange Pause machen. Nun heißt es wieder jeden ersten Mittwoch im Monat: „Schief gewickelt“.
Zurück auf der Bühne, zurück im Kulturtreff: Was ist das für ein Gefühl?
Es ist wie heimkommen für mich. Ich wohne seit sechs Jahren in Untertürkheim und fühle mich hier geborgen und aufgehoben. Wieder zurück im Kulturtreff zu sein, das ist für mich, wie wenn ich die Tür zu meinem Wohnzimmer aufmache.
Dann ist der Kulturtreff ein gutes Terrain für schief Gewickeltes?
Unbedingt! Das Flair ist gemütlich und familiär, man sitzt sehr nahe an der Bühne, die ganze Energie kann sich von der Bühne zum Publikum und wieder zurück ausbreiten. Ich kenne die allermeisten persönlich. Im Gegensatz zu denen, die auf die Bühne kommen. Und weil das alles handgestrickt ist, was das Publikum so mag, weiß man nie, was passiert an dem Abend. Das macht es aus. Und dafür eignet sich der Kulturtreff ganz hervorragend.
Sie nennen es „Probierbühne“: Was wollen Sie ausprobieren auf dem Brettl des Kulturtreffs?
Nicht nur ich! Jeder darf da ausprobieren. Es kommen auch Profis. Aber jeder, der glaubt, er kann etwas Interessantes machen, sagen oder vorzeigen, ist herzlich willkommen. Bis jetzt war es meistens so, dass ich die Leute angesprochen habe. Auf dem Markt zum Beispiel. Oder Straßenkünstler. Sogar einen Schuhmacher! Ich war begeistert, dass es dieses alte Handwerk noch gibt und habe ihn gefragt, ob er nicht auf die Bühne kommen und davon erzählen wolle? So kam der Begriff Probierbühne zustande. Zum anderen: Der Beginn der Probierbühne war sehr schwierig, weil gleich am ersten Abend mein erster Gast nicht erschienen ist. Dann bin ich mit den Leuten ins Café Wahnsinn. Der Wirt macht wirklich einen tollen Kartoffelsalat. Fast so gut wie meine Mama, die natürlich den besten macht! Er hat so toll erzählt, dass ich ihn zu mir auf die Bühne geladen habe. Vorher habe ich noch mal nachgefragt. Dabei stellte sich heraus, dass er Blueser war. Dann ist er mit der Gitarre gekommen, hat Kartoffelsalat gemacht, die Leute durften probieren, und wir haben auf der Bühne ausprobiert, ob wir zusammen singen können.
Das heißt, man ist bei Ihnen schief gewickelt, wenn man nicht mit Überraschungen rechnet?
Ja, das ist wohl richtig! Jedenfalls befindet man sich immer ein bisschen auf der schiefen Ebene...
„Kabarett für Herz mit Hirn“ wollen Sie bieten, wobei Sie auf Ihrer Homepage das Herz mit Peperoni flechten. Das ist ja die pure Wickelfalle!
Man kann das Leben ja nicht immer herzig finden. Manchmal kommt auch die Schärfe dazu. Sonst wird es langweilig. Wie Licht ohne Schatten. Immer nur Sonne, das mögen wir ja auch nicht. Ich kann auch scharf schießen und provozieren. Das ist gut so, denn das gehört zum Leben dazu. Sonst bewegt sich ja nichts!
„Stirb glücklich!“ heißt Ihr neues Solo. Klingt das nicht ein bisschen frivol? Zumal wenn man weiß, dass Sie mit Ihrer Erkrankung Freund Hein eben von der Schippe gesprungen sind!
Das ist natürlich der Grund des Titels. Ich habe mich gefragt, warum ein Teil der Menschen Schicksalsschläge annehmen und daran wachsen können und andere daran zerbrechen und jammern. Ich glaube, die Mehrzahl der Menschen jammert, obwohl sie keinen Grund dafür hat. Ich hatte bei meiner Brustkrebs-Diagnose nicht gewusst, wie lange ich noch zu leben habe. Es hatte nicht gut ausgesehen. Man geht da anders durch die Welt. Mir ist da bewusst geworden, wie viele Menschen einfach nur jammern. Diesen Menschen sage ich: Warum machst Du Dir selber das Leben so schwer? Du könntest glücklich sein! Wir sterben alle und wissen nicht, wann. Dann nutze doch den Tag heute so, wie er ist, und sei froh an dem, was du hast! So sind der Titel und das Programm entstanden.
Nur wer lachen kann, kann auch den Ernst des Lebens ertragen und vielleicht sogar ein bisschen meistern?
Das könnte glatt von mir sein. Ich finde es wichtig, dass man lachen kann, und zwar vor allem über sich selber. Wenn man sich selber so tierisch ernst nimmt, dann wird draußen auch alles so furchtbar ernst und grau.
Probiererle kulinarischer Art wird es aber keine mehr geben auf der Probierbühne?
Doch, von meiner Mama. Sie ist mein größter Fan, sie kommt jedes Mal, und sie bringt echte schwäbische Flachswickel mit, die sie extra schief wickelt. Jeder Gast kriegt solch ein schief gewickeltes Probiererle. Aber auf der Bühne kochen, das mache ich nicht mehr. Der Aufwand ist zu groß.
Wie schief gewickelt wäre man eigentlich, wenn man sich das alles entgehen ließe?
Gute Frage! Ich denke, es ist ein großes Versäumnis, wenn man das nicht mitnimmt, denn ein solches Format gibt es meines Wissens weit und breit nicht. Wenn man sich vergnüglich und in familiärer Atmosphäre anregen und unterhalten lassen will, dann kann man das bei „Schief gewickelt“ am allerbesten.
Glückwunsch! Das klingt ja nicht nach einem schief gewachsenen Selbstbewusstsein!
Nehmen Sie’s mir nicht krumm! Ab und an verlässt auch mich das Selbstbewusstsein. Da ist die Schief dann froh über liebe Menschen, die sie wieder gerade biegen und aus der Schräglage befreien.