Nach der tödlichen Schießerei an einer Konstanzer Diskothek sind noch viele Fragen offen: Woher hatte der 34-Jährige die Waffe? Auf wen zielte er? Stand der Mann unter Drogen? Konstanz bereitet sich unterdessen auf die Beerdigung des getöteten Türstehers vor.

Konstanz - Die akribische Spurensuche nach der Bluttat an einer Konstanzer Diskothek geht weiter. Nach Angaben der Polizei gab der Todesschütze am Wochenende mehr als 20 Schüsse ab. Am Tatort seien mindestens 24 Patronenhülsen des Mannes gefunden worden, sagte ein Sprecher am Mittwoch. In welche Richtung er gezielt habe, sei aber noch unklar. Der 34-Jährige hatte in der Nacht zum Sonntag mit einem US-Sturmgewehr an dem Tanzlokal „Grey“ im Konstanzer Industriegebiet geschossen. Dabei wurde ein Türsteher getötet, drei weitere Menschen wurden schwer und sieben leicht verletzt. Der Täter starb nach einem Schusswechsel mit der Polizei später im Krankenhaus.

 

Anhand von Videomaterial aus dem Club konnten die Ermittler den Tathergang inzwischen zumindest teilweise rekonstruieren. Demnach gab der 34-Jährige bereits nach dem Aussteigen aus einem Taxi erste Schüsse im Freien ab. Anschließend habe er die Disco durch den Haupteingang betreten und sei im Vorraum im Bereich der Kassen und im Foyer gewesen, hieß es bei den Beamten weiter. Ob der Mann noch weitere Räume betreten habe, sei noch nicht bekannt. Dazu müsse weiteres Material ausgewertet werden. Auch zur Herkunft der Waffe gibt es nach Angaben des Sprechers noch keine Erkenntnisse.

Der Mann irakisch-kurdischer Herkunft war als Kind im Jahr 1991 nach Deutschland gekommen. Nach bisherigen Ermittlungen der Polizei handelte er als Einzeltäter, einen Terror-Hintergrund gibt es den Behörden zufolge nicht. Die Beamten gehen von einem privaten Hintergrund aus - der Schwager des Todesschützen leitete den Konstanzer Club „Grey“ vor Ort für eine Gesellschaft. Der Mann sei inzwischen freigestellt und werde auch nicht mehr in die Diskothek zurückkehren, sagte der Betreiber am Dienstag.

Tatverdächtiger war vorbestraft

Der 34 Jahre alte Tatverdächtige war unter anderem wegen Körperverletzung und Drogendelikten vorbestraft. Eine am Dienstag durchgeführte Obduktion des Leichnams soll klären, ob der Mann unter Drogen stand. Ergebnisse dazu stünden noch aus, sagte der Sprecher. Auch die Leiche des bei der Schießerei getöteten Türstehers wurde untersucht. Weitere Details - etwa wie alt der Mann war oder woher er kam - wollte die Polizei nicht nennen. Zum Opfer würden wegen der Persönlichkeitsrechte keine Angaben gemacht, sagte ein Sprecher.

Ein Nutzer auf Facebook kündigte am Dienstag an, dass sein Freund - der getötete Sicherheitsmann - am Donnerstag in Konstanz beigesetzt werde. Bei der Polizei wird das aufmerksam verfolgt: „Wir beobachten das und werden je nach Erkenntnissen Einsatzmaßnahmen treffen“, sagte ein Sprecher am Mittwoch. Zur Beerdigung des Täters war zunächst nichts bekannt.

In der Stadt Konstanz herrschen nach der tödlichen Schießerei noch immer Bestürzung und Fassungslosigkeit. Er werde derzeit vor allem gefragt, wie der Tatverdächtige an ein US-Sturmgewehr gekommen sei, sagte Oberbürgermeister Uli Burchardt (CDU) am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. „Diese Frage kann ich aber auch nur weitergeben, das muss ermittelt werden“, sagte er. „Ich hoffe, dass das zutage gebracht wird. Eine Kriegswaffe in solchen Händen, das ist eine besorgniserregende Nachricht.“