Ein Mann ist in einer Winnender Flüchtlingsunterkunft wiederholt wegen Schlägereien aufgefallen. Jetzt muss er sich dafür vor dem Landgericht Stuttgart verantworten.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Stuttgart - Der junge Mann aus Gambia scheint ein ständiger Unruheherd in der Flüchtlingsunterkunft an der Albertviller Straße in Winnenden gewesen zu sein. Mehrere Male soll er Mitbewohner mit der Faust oder mit einem Besenstiel geschlagen haben. Einmal soll er einem Kontrahenten derart mit dem Kopf ins Gesicht gestoßen haben, dass dieser einen Nasenbeinbruch davontrug. Immer wieder kam es offenbar zu ehrabschneidenden Beleidigungen. Einmal soll er mit Kieseln mehrere Scheiben in der Unterkunft eingeworfen haben, einmal soll er dazu einen Wackerstein benutzt haben. Das zumindest wirft dem 25-Jährigen die Staatsanwaltschaft vor – angeklagt sind die Taten, die sich im vergangenen und diesem Jahr zugetragen haben sollen, unter anderem als gefährliche Körperverletzung.

 

Psychischer Ausnahmezustand?

Der Prozess, der zunächst vor dem Amtsgericht Waiblingen begonnen worden war, ist nun allerdings neu vor dem Landgericht Stuttgart eröffnet worden. Ein Gutachter hatte vor dem Amtsgericht die Einschätzung bekundet, dass der Angeklagte die Taten in einem psychischen Ausnahmezustand begangen haben könnte. Es sei nicht auszuschließen, dass er – möglicherweise auch im Zusammenspiel mit Drogenkonsum – als eine Gefährdung für die Allgemeinheit einzuschätzen sei. Die 17. Große Strafkammer des Landgerichts unter Vorsitz von Jasmin Neher-Klein muss nun unter anderem auch klären, ob der Angeklagte zwangsweise in eine Klinik eingewiesen werden muss.

Die Vernehmung des 25-Jährigen gestaltete sich am ersten Verhandlungstag schwierig. Der Mann, der mit der Hilfe einer Dolmetscherin auf Englisch kommunizierte, schien selbst einfache Sachverhalte nur schwer zu überblicken. Bei Fragen nach seinen persönlichen Verhältnissen gab er an, seine Mutter sei „um die 40“ Jahre alt, auf Vorhaltung der Richterin korrigierte er dies auf 55 Jahre. Einzelne der angeklagten Taten räumte er ein, andere bestritt er oder sagte, er könne sich nicht erinnern. Immer wieder warf er ein, dass er mit „den Guys“ Probleme gehabt habe, weil diese gedacht hätten, er verpetze sie wegen Drogengeschäften. Fragen zu seinem eigenen Marihuana-Konsum beantwortete er ausweichend oder widersprüchlich.

Nach Behandlung ist offenbar Ruhe eingekehrt

Nach einer zwischenzeitlichen Behandlung in einem psychiatrischen Krankenhaus und unter Einfluss von Medikamenten scheint es offenbar für ihn und andere in der Flüchtlingsunterkunft mittlerweile besser zu laufen. Das deuteten nicht nur die Aussagen des Angeklagten an, der allerdings mutmaßte, dass seine bisherigen Kontrahenten inzwischen alle aus der Unterkunft ausgezogen seien. Auch ein 30-jähriger Nigerianer, den der 25-Jährige unter anderem mit einem Kopfstoß angegriffen haben soll, sagte im Zeugenstand auf Nachfrage aus, dass es keine Probleme mehr gebe, seit sein einstiger Peiniger von einem Krankenhausaufenthalt zurück sei, während dieser zuvor „ständig rumgeschlägert“ habe.