Wochenlang waren sie ohne Dach über dem Kopf. Jetzt haben die Tauben vom Rathaus wieder ein Zuhause. Das Taubenhaus, das bis Mitte Februar auf der Rathausgarage stand, wurde jetzt auf das Dach der Stadtkämmerei gesetzt.

Stuttgart - Ganz langsam hievt der Kran am Mittwoch das rund zwei Tonnen schwere Taubenhaus hoch und setzt es vorsichtig auf dem Dach der Stadtkämmerei in der Schmale Straße ab. Künftig sollen dort rund 150 Tauben gefüttert werden – und vor allem ihre Eier ablegen. Die werden regelmäßig von Taubenwarten gegen Attrappen aus Plastik ausgetauscht. Dadurch soll die Vermehrung der Tauben in der Stadt eingeschränkt werden.

 

Tierfreunde kritisieren, dass das Taubenhaus viel zu spät wieder aufgestellt wurde. Ursprünglich stand es auf der Rathausgarage. Weil die abgerissen wird, musste das Taubenhaus dort bereits im Februar weg. „Kurz vorher hat man uns darüber informiert, dass die Rathauspassage, die als neuer Standort geplant war, aus statischen Gründen doch nicht in Frage kommt“, sagt Antje Geiss vom Projekt Stadttauben. Weil auf dem Gebäude der Stadtkämmerei, das dann als Standort ausgeguckt worden war, erst eine Unterkonstruktion gebaut werden musste, um das Gewicht des Gartenhäuschen großen Taubenschlags umzuleiten, waren die Vögel zwei Monate obdachlos. „Wir konnten sie zwar füttern, nicht aber die Eier austauschen. Die haben sie irgendwo anders abgelegt“, stellt Geiss fest und sieht damit ein Jahr Arbeit im Schlag auf der Rathausgarage zu Nichte gemacht. „Die Tauben haben rund 200 Eier gelegt, die nicht geklaut werden konnten, sondern statt dessen ausgebrütet wurden“, sagt Geiss, die ihre Aufgabe nicht nur im Tauben füttern, sondern vor allem im Austausch der Eier sieht.

Tierschützer fordern weitere Schläge

Dennoch sind die Vogelfreunde froh, dass das neue Heim jetzt bezugsfertig ist. Ob sich die alten Dauergäste dort wieder niederlassen, ist zwar fraglich, aber Geiss ist überzeugt, dass das All-inklusive-Angebot sein Publikum findet und das Haus bald wieder bis auf den letzten Platz ausgebucht sein wird. „Wir könnten in der Innenstadt gut noch zwei bis drei Schläge brauchen“, stellt sie fest.

Insgesamt gibt es in Stuttgart acht Schläge für rund 1700 Tauben. Läuft alles nach Plan, soll bis zur Sommerpause ein weiteres Taubenhaus auf dem Kaiserbau am Marienplatz dazu kommen. Außerdem haben die für Weilimdorf und Neugereut zuständigen Bezirksbeiräte angefragt, ob dort nicht Taubenschläge gebaut werden könnten. „ In Neugereut würde die Zahl der Tauben eine solche Investition rechtfertigen. In Weilimdorf ermitteln wir derzeit noch die Population“, sagt Stefan Praegert, der Leiter der Dienststelle für allgemeine Sicherheits- und Ordnungsangelegenheiten beim Amt für öffentliche Ordnung.

Ein eigener Schlag lohnt sich laut Praegert schon bei um die 30 Tieren, trotz der Kosten von durchschnittlich 30 000 Euro pro Schlag . Denn immerhin brütet ein Taubenpärchen sechs mal im Jahr zwei Eier aus. Seit 2008 der erste Taubenschlag eingerichtet worden ist, haben die Taubenwarte rund 12 000 Eier durch Attrappen ersetzt.