Die Polizei verdächtigt einen 34-jährigen Mann aus dem Kreis Esslingen, im vergangenen Jahr Geld über die Türkei nach Syrien transferiert zu haben, um den IS zu unterstützten.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

M ehrere Tausend Euro soll ein 34 Jahre alter Mann aus dem Kreis Esslingen in der Zeit von Juni bis Oktober des vergangenen Jahres über die Türkei nach Syriern geschickt haben, um aus Deutschland stammende Kämpfer des Islamischen Staates zu unterstützen. Am Dienstag hat die Polizei den mutmaßlichen Finanzier der Terror-Organisation Islamischer Staat (IS) festgenommen. Acht Verdächtige im gesamten Bundesgebiet hatten die Ermittler im Visier. Der 34-Jährige aus dem Kreis Esslingen soll der Kopf der Bande sein.

 

Auch in Niedersachsen, Hamburg und Nordrhein-Westfalen nahm die Polizei sieben Personen fest. In den Wohnungen der Verdächtigten wurden insgesamt rund 60 000 Euro sichergestellt sowie 1500 US-Dollar. Außerdem fanden die Beamten schriftliche Unterlagen und Mobiltelefone.

Der 34-J ährige aus dem Kreis Esslingen ist mittlerweile wieder auf freiem Fuß. „Die Voraussetzungen für einen Haftbefehl liegen bislang nicht vor“, sagt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft, Jan Holzner. Der Verdächtige war bisher nicht polizeibekannt und besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft. Gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft nun wegen des Verdachts auf Terrorfinanzierung. Dabei handelt es sich um eine Straftat, die mit bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe geahndet wird.

Weitere Angaben zu dem Fall macht die Polizei nicht. So ist weder bekannt, ob der Einsatz eines Mobilen Einsatzkommandos am 21. Januar in Backnang (Rems-Murr-Kreis) mit dem Fall zusammenhängt, noch ob es Verbindungen zu anderen Fällen gibt, bei denen die Polizei gegen Islamisten vorging. Als Hochburg des Islamismus in der Region galt bislang eine Moschee in Stuttgart-Botnang, die mittlerweile vom Innenministerium geschlossen wurde.

Das baden-württembergische Innenministerium kennt zur Zeit etwa 600 Personen im Land, die zum harten Kern der muslimischen Fundamentalisten gehören, sagt der Pressesprecher des Innenministeriums Andreas Schanz. Im Landkreis Esslingen sollen es nach Angaben des Verfassungsschutzes mindestens 35 Personen sein, darunter auch eine Frau.

Seit dem Jahr 2013 sind drei junge Männer aus dem Kreis Esslingen nach Syrien gereist, um sich am Bürgerkrieg zu beteiligen. Nach den Erkenntnissen der Behörden sind das ein jetzt 25 Jahre alter deutsch-französischer Staatsbürger und ein 20 Jahre alter Deutsch-Türke. Ebenfalls im Jahr 2013 ausgereist war ein 17 Jahre alter Junge mit bosnischem Migrationshintergrund, der ein Jahr später, im März 2014 bei Kämpfen in Nord-Syrien ums Leben gekommen sein soll. Eine offizielle Bestätigung seines Todes gibt es jedoch nicht.