Die Karlsruher Polizei nimmt zwei mutmaßliche Angehörige eines Drogenhändlerrings fest. Gleichzeitig schlagen auch die Kollegen in Italien und Spanien zu. In Barcelona wird der mutmaßliche Kopf eines Camorra-Clans festgenommen.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Karlsruhe - Der baden-württembergischen Polizei ist dank internationaler Kooperation erneut ein Schlag gegen die italienische Mafia gelungen: In Karlsruhe und Mannheim nahm sie zwei Männer fest, die im Verdacht stehen, einem international agierenden Drogenhandel- und Geldwäschering anzugehören. Spezialeinsatzkräfte stürmten die Wohnadressen der beiden 39 und 22 Jahre alten Italiener. Gleichzeitig schlugen bei der von Europol koordinierten Aktion auch spanische und italienische Ermittler zu.

 

In Deutschland seien sieben Objekte in Karlsruhe, Mannheim, Rastatt und Baden-Baden durchsucht worden, sagte der Polizeisprecher Ralf Minet. Europaweit stünden 29 Männer unter Tatverdacht. Der Haupttäter soll ein 44-jähriger Mann sein, der als Anführer eines Camorra-Clans gilt. Er wurde in Barcelona festgenommen, verfügt aber auch über einen Wohnsitz in Karlsruhe, wie Minet sagte.

Schon im Herbst 2015 fiel die Jacht in Barcelona auf

Nach den Berichten spanischer Medien war den örtlichen Behörden bereits im Herbst 2015 vor Lanzarote eine Segeljacht aufgefallen, die von Barcelona nach Brasilien unterwegs war. Ein halbes Jahr später sei das Schiff im Hafen von Badalona, einer Industriestadt nördlich von Barcelona, wieder aufgetaucht. Als die Küstenwache die Segler inspizieren wollte, ging die Jacht plötzlich in Flammen auf. Die beiden Besatzungsmitglieder sprangen ins Wasser. Die Polizei zog sie an Bord und löschte das Feuer. In der Kajüte fanden die Beamten mehr als eine halbe Tonne Kokain, verpackt in 506 Päckchen.

Es folgten umfangreiche Ermittlungen, um auch die Hintermänner ausfindig zu machen. Dabei stießen die Ermittler auf den 39-jährigen Mann aus Karlsruhe, der an der Organisation des Segeltörns beteiligt gewesen sein soll und über Kontakte zu dem 44-jährigen Camorra-Chef verfügt. Zusammen mit ihm betrieb er eine Autoleasingfirma in Karlsruhe, die Teil eines ganzen Firmengeflechts gewesen sein soll, über das Autos gekauft, geleast, verkauft und häufig auch unterschlagen worden seien. In Deutschland, Spanien, Italien Portugal, Großbritannien und Litauen hat es laut Europol Niederlassungen gegeben. Sie seien meist von Strohmännern geführt worden. Einer von ihnen sei der 22-jährige Mannheimer gewesen. Die Firmen hätten zum einen der Geldwäsche gedient, zum anderen seien sie als zweites Standbein der Organisation anzusehen, so die Polizei.

Baden-Württemberg als Mafialand

Nach Schätzungen des Landeskriminalamtes leben in Baden-Württemberg 148 Mafiaangehörige. Die Camorra ist nach der ’Ndrangheta mit rund 30 Angehörigen die zweitgrößte. Bereits im Juni war der Rottweiler Kriminalpolizei ein Schlag gegen die sizilianische Cosa Nostra gelungen. 15 Verdächtige wurden festgenommen.