Die Nerven beim VfB Stuttgart liegen offenbar blank: Die Kritik der VfB-Fans richtet sich zunehmend gegen den Manager Fredi Bobic, der nach der 0:2-Niederlage gegen Hoffenheim gereizt auf Fragen reagiert.

Stuttgart - Gerade hat Fredi Bobic noch gesagt, dass es jetzt speziell darum geht, die Ruhe zu bewahren, da ist er der Erste, der mit dieser Vorgabe bricht. Dazu genügt die einfache Frage eines Reporters, der von dem Manager des VfB Stuttgart nur wissen will, wie er den Höhenflug des SC Paderborn beurteilt – und schon explodiert Bobic. „Wenn Sie mich provozieren wollen – schön und gut“, erwidert er, „doch damit kommen Sie bei mir nicht weiter. Das beantworte ich gar nicht. Spielen Sie nicht dieses billige Spiel mit mir.“ Dann dreht er sich um und lässt die Journalisten stehen, die sich ratlos angucken. Das ist Bobic egal. Ende der Durchsage, Ende der Ruhe. Auch egal. Die Nerven liegen offenbar blank.

 

Womöglich ist es so, dass ihm der Hinweis auf Paderborn nicht gefällt, weil der Aufsteiger mit ganz bescheidenen finanziellen Mitteln und einem kaum halb so hohen Etat wie der VfB momentan weit oben in der Tabelle steht. Denn Bobic versucht ständig, die sich seit Jahren abzeichnende und immer bedrohlichere Formen annehmende Krise seines Clubs damit zu erklären, dass man sparen müsse und nicht mehr genügend Geld in die Mannschaft investieren könne. Deshalb reichte es seiner Meinung nach in den vergangenen vier Jahren nur noch zu den Tabellenplätzen 12, 6, 12 und 15. Eine derart schlechte Serie gab es zuletzt vor dem Bundesligaabstieg 1975. Aber greift diese Bobic-Argumentation tatsächlich – siehe Freiburg, siehe Augsburg, siehe Paderborn? Diese Frage lässt der Manager unbeantwortet.

Mit der Ruhe ist es also vorbei. Bobic registriert, dass der Druck auf ihn auch im eigenen Lager wächst und wächst und wächst. So hat am Donnerstag die einflussreiche Gruppierung des Commando Cannstatt den Manager in einer Protesterklärung für seine Personalpolitik seit 2010 kritisiert. Der VfB beschließt daraufhin, dass sich dazu nur der Fanbeauftragte Peter Reichert äußern soll, der Verständnis für den Frust der Anhänger aufbringt. Aber dann legt Bobic am Freitag bei Sport 1 nach. Dieser Brief sei nicht als positiv zu bewerten. Das müsse man klar sagen, auch von Vereinsseite her, schimpft er – obwohl die Vereinsseite einen anderen Tenor festgelegt hatte. Aber für Bobic geht es dem Commando Cannstatt einzig darum „Horrorszenarien an die Wand zu malen und alle möglichen Konsequenzen zu fordern. Ich weiß nicht, also da sollen sich mal Neutrale damit beschäftigen.“

Die Fronten scheinen verhärteter denn je

Neutral betrachtet ist der VfB nun jedoch erstens Letzter. Und zweitens ist die Retourkutsche an der Basis angekommen, deren Unterstützung der VfB auch bei der Ausgliederung der Profiabteilung benötigt. Sonst ist die dafür notwendige Mehrheit kaum zu erzielen. Aber die Fronten scheinen inzwischen verhärteter denn je.

Werden schon vor dem 0:2 gegen Hoffenheim einige Spruchbänder gegen den Präsidenten Bernd Wahler und gegen Bobic in der Kurve aufgehängt, spitzt sich die Lage nach dem Schlusspfiff zu. Kurz ist es mucksmäuschenstill, ehe die Fans laut zu pfeifen beginnen und immer wieder „Bobic – wir haben die Schnauze voll“ und „Bobic raus“ rufen. Das geht ein paar Minuten so. Dann löst sich die Veranstaltung auf.

Später steht Bobic in den Katakomben der Arena. Zuvor haben der Trainer Armin Veh und Spieler wie Konstantin Rausch erklärt, dass die Missfallenskundgebungen auf den Rängen nicht hilfreich für die Mannschaft sind – wobei Veh den Fans zubilligt, „dass sie nicht polemisch an die Sache herangehen, sondern dass ihnen der VfB am Herzen liegt.“ Bobic sagt dann, dass er sich über die Stimmung gegen ihn nicht viele Gedanken macht – und dass ihn das auch nicht so trifft. „Die Spieler tun mir leid. Das tut mir weh – nichts anderes.“ Er werde nun keine Nebenkriegsschauplätze aufmachen, sondern versuchen, „den Club sportlich und wirtschaftlich in die Zukunft zu führen.“ Und überhaupt gehe es nicht um Schuldige oder Nichtschuldige. „Davonlaufen kann jeder“, sagt Bobic.

Das hat er ja dann auch gleich bei der Paderborn-Frage eindrucksvoll bewiesen.