Der Stuttgarter Autozulieferer Bosch schickt Beschäftigte in Feuerbach, Homburg/Saar und Bamberg tageweise nach Hause. Bei der Tochter Rexroth in Schweinfurt dürften von Oktober an die ersten 450 bis 500 Mitarbeiter kurz arbeiten.

Stuttgart - Der Stuttgarter Bosch-Konzern reagiert auf die sich eintrübende Konjunktur. Am Standort Homburg/Saar hat es erste Schließtage gegeben, also Tage, an denen die Produktion ruht, die entsprechenden Stunden werden den betroffenen Mitarbeitern dann von ihren Arbeitszeitkonten abgebucht. In den Werken Stuttgart-Feuerbach und Bamberg, wo Dieseleinspritzsysteme hergestellt werden, soll es bis zum Jahresende einige Schließtage geben, bestätigte ein Bosch-Sprecher. Geplant sei etwa „eine Handvoll“ solcher Ruhetage pro Standort, fügte er hinzu. Die Einführung von Kurzarbeit sei in diesen Werken aber nicht im Gespräch, sagte der Sprecher.

 

Kurzarbeit ist allerdings Thema an einem anderen Standort des Konzerns: bei Bosch-Rexroth in Schweinfurt. Dort sind die Arbeitszeitkonten bereits weitgehend abgebaut; von Oktober an dürfte dort für eine erste Abteilung mit 450 bis 500 Beschäftigten die Kurzarbeit beginnen, hieß es aus Kreisen der Arbeitnehmervertreter. Bis Ende Jahres könnten dann insgesamt 1100 Mitarbeiter am Standort kurzarbeiten, hieß es. Die Gespräche zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat laufen derzeit. Der Bosch-Sprecher bestätigte die Verhandlungen und den voraussichtlichen Beginn der Kurzarbeit im Herbst, nicht aber die Zahl der betroffenen Mitarbeiter.

Schlechte Konjunkturlage

Grund für die Drosselung der Produktion ist die sich weltweit verschlechternde Konjunkturlage. „Die zunehmende Unsicherheit spüren wir auch bei den Abrufen unserer Kunden“, sagte der neue Bosch-Chef Volkmar Denner bereits im StZ-Interview Ende Juni. Dass das Werk Homburg bereits frühzeitiger mit Schließtagen begonnen hat, liegt nicht zuletzt an der Kundenstruktur. Von Homburg aus werde der französische Konzern PSA Peugeot-Citroën beliefert, ist zu hören. PSA liefert traditionell viele Kleinwagen in südeuropäische Länder, die von der Krise besonders betroffen sind. Im ersten Halbjahr ist der Absatz des französischen Konzerns um 13 Prozent eingebrochen, das Unternehmen ist tief in die roten Zahlen gerutscht. Ein großer Kunde in Feuerbach ist früheren Angaben zufolge der Wolfsburger VW-Konzern.

Ungünstiger scheint die Lage am Standort von Bosch Rexroth in Schweinfurt zu sein. Der Auftragseingang sei um 50 Prozent eingebrochen, ist von Arbeitnehmerseite zu hören; der Bosch-Sprecher bestätigte dies nicht. „Uns fehlt es seit geraumer Zeit an Arbeit“, stellte der Arbeitnehmervertreter fest. Und die Zeitkonten seien zum großen Teil abgebaut. In Schweinfurt können die Beschäftigten bis zu 175 Stunden aufbauen, sie können aber auch bis zu 175 Stunden ins Minus rutschen. Derzeit lägen die Konten im Schnitt bei minus 50 bis minus 100 Stunden, hieß es.

30 bis 40 Prozent gedrosselt

Dabei sei die Produktion bis Mai rundgelaufen, erläuterte ein Vertreter der Arbeitnehmer. Bis dahin sei der hohe Auftragsbestand aus dem vergangenen Jahr abgearbeitet worden. Die Produktion laufe derzeit zwar weiter, weil Kundentermine eingehalten werden müssten, Schließtage habe es noch keine gegeben, die Mitarbeiter seien aber angehalten, „mal einen Tag zu Hause zu bleiben“, hieß es. Die Produktion sei derzeit um etwa 30 bis 40 Prozent gedrosselt, schätzte er.

Bosch Rexroth ist in Schweinfurt ein großer Arbeitgeber. 2100 Mitarbeiter (Stand Anfang 2012) sind am Standort tätig. Produziert werden etwa elektro-mechanische Antriebe, die im Maschinenbau und in den Anlagen der Fabrikautomation eingesetzt werden. Wichtige Kunden sind die Werkzeugmaschinenhersteller sowie die Nahrungs- und Verpackungsindustrie. Insgesamt erzielte Bosch Rexroth 2011 mit 38 400 Mitarbeitern einen Umsatz von 6,4 Milliarden Euro. Bosch setzte 51,5 Milliarden Euro um. Bei der Bilanzvorlage im April prognostizierte der damalige Chef Franz Fehrenbach für 2012 ein Wachstum zwischen drei und fünf Prozent. Diese Planung habe bis jetzt noch Bestand, sagte der Sprecher, aber es gebe „zunehmend Risiken“.