Die Lichter in den deutschen Schlecker-Filialen sind endgültig ausgegangen. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz meint, die Zerschlagung hätte vermieden werden können – wenn Angela Merkel sich der Sache angenommen hätte.

Stuttgart – Die Lichter in den deutschen Schlecker-Filialen sind gestern endgültig ausgegangen. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz ist der Meinung, die komplette Zerschlagung hätte vermieden werden können, wenn die Bundeskanzlerin sich der Sache angenommen hätte.
Herr Geiwitz, ist der Ausverkauf in den Schlecker-Filialen nach Plan gelaufen?
Ja, besser als geplant!

Warum besser?
Wir hatten befürchtet, dass die Mitarbeiter weit weniger motiviert sind, wofür ich auch Verständnis gehabt hätte. Weil es aber viel weniger Krankmeldungen als erwartet gegeben hat, konnten wir in den meisten Filialen die Ware komplett abverkaufen.

Die Kunden stehen jetzt plötzlich Schlange. Ist das der Beweis, dass Schlecker letztlich nur zu hohe Preise hatte?
Schlecker war lange zu teuer, das ist unbestritten, aber hier handelte es sich einfach um die Schnäppchenjäger, die wir angezogen haben.

Sie gingen von 800 Millionen Euro Vermögen aus, die noch im Unternehmen sind und den Gläubigern zur Verfügung stehen. Wie viel wird es tatsächlich am Ende sein?
Das werden wir erst wissen, wenn wir die Auslandstöchter in Spanien, Österreich, Polen, Italien und Luxemburg sowie die Immobilien verkauft haben.

Zu welchen Preisen sind die Auslandstöchter bislang einkalkuliert?
Insgesamt rund 100 Millionen Euro. Davon entfällt der größte Teil auf Spanien. Immerhin schreiben wir dort hohe schwarze Zahlen. Sollten wir unser Kaufpreisvorstellungen nicht erreichen, besteht durchaus die Möglichkeit, die Geschäfte dort weiter zu betreiben, bis ein angemessener Preis erzielt wird.

Also ohne Verkauf blieben 700 Millionen Euro an Vermögen?
Ja, aber vor den sogenannten Drittrechten – insbesondere Eigentumsvorbehaltsrechte und Sicherungsübereignungen. Zudem handelt es sich hierbei um Schätzungen, die sich im Laufe des Verfahrens noch ändern können. Auch sind hierin hohe im Insolvenzverfahren erwirtschaftete Geldbestände enthalten, die andererseits noch für die Bezahlung von Masseverbindlichkeiten aus der Betriebsfortführung zu verwenden sind. Vor der Bezahlung einer möglichen Quote für die Insolvenzgläubiger müssen aber noch die Ansprüche der fast 25 000 Mitarbeiter aus der Lohnfortzahlung bezahlt werden.

Und auch Ihre Kosten. Wie hoch sind die denn?
Das kann ich noch nicht abschließend sagen. Für meine bisherige Tätigkeit ist es auf jeden Fall noch kein zweistelliger Millionenbetrag.

Nach allem, was zu hören ist, scheint die Masse ja schon aufgezehrt zu sein. Welche Gruppen müssen denn hoffen, dass überhaupt noch etwas übrig ist?
Es ist in der Tat so, dass bei einer Betriebsstilllegung in dieser Dimension sehr hohe Masseverbindlichkeiten zu bezahlen sind und es aus heutiger Sicht überhaupt noch nicht abschätzbar ist, ob es zu einer Quotenzahlung kommt oder nicht. Auf eine Zahlung warten viele Gläubiger, Einzelheiten will ich nicht nennen.

Können Sie sagen, in welcher Höhe Forderungen womöglich nicht bedient werden können?
Nein, das kann ich nicht sagen. Ich darf Ihnen auch keine Schätzwerte nennen.