Die Familie des Firmenpatriarchen Anton Schlecker wehrt sich gegen Vorwürfe, ihr Vater habe Vermögen auf die Seite geschafft.

Ehingen - Es ist nichts mehr da.“ Meike Schlecker sagt klar und deutlich, was viele sich nicht vorstellen mögen. „Das Vermögen meines Vaters war immer das Unternehmen“, fügt die 38-Jährige hinzu. Damit „räumt“ sie mit Gerüchten auf, wie sie sich ausdrückt, wonach ihr Vater Anton Schlecker, der Gründer des Drogerieimperiums, „Hunderte von Millionen auf die Seite geschafft“ habe. Das stimme nicht. Die Pleite von Schlecker bedeute für den Firmenpatriarchen die Privatinsolvenz. „Es ist kein signifikantes Vermögen mehr da, sonst würden wir hier nicht sitzen und hätten keine Insolvenz angemeldet“, stellt sie klar. Auch ihr Bruder Lars Schlecker und sie selbst hätten bereits größere Teile ihres Vermögens in das Unternehmen gesteckt.

 

Sie räumt allerdings ein, dass ihre Eltern Gütertrennung vereinbart hätten. „Wir geben uns kämpferisch“, sagt Meike Schlecker trotzig. Das Unternehmen habe auch keine Schulden bei der Bank, betonte der vorläufige Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz. Das sei allerdings im Einzelhandel auch nicht ungewöhnlich. Der Grund: Einzelhändler hätten meist keine Sicherheit zu bieten. Die Läden seien überwiegend angemietet.

Erste Pressekonferenz seit Langem

Die Drogeriekette Schlecker hat zur Pressekonferenz an den Stammsitz nach Ehingen/Donau geladen. Es ist nicht nur zum ersten Mal nach dem Insolvenzantrag, es ist quasi das erste Mal seit vielen Jahren, dass sich Verantwortliche den Fragen der Journalisten stellen. Meike Schlecker sitzt zwischen dem Neu-Ulmer Rechtsanwalt Geiwitz und dem Schlecker-Finanzchef Sami Sagur. Sie habe sich die Arbeit mit ihrem Bruder Lars geteilt, begründet sie dessen Abwesenheit. Ihr Bruder spreche vor einer Betriebsversammlung. Auch Anton Schlecker, der als eingetragener Kaufmann voll haftet, glänzt durch Abwesenheit. Es sei aber alles zusammen abgesprochen, versichert Meike Schlecker. Dabei dürfte es nicht zuletzt um den Neuanfang gehen. „Wir glauben an die Restrukturierung, sagt die Tochter des Gründers. Es sei bitter, dass das Unternehmen kurz vor dem Ziel gestoppt worden sei. Selbstkritisch räumt sie ein, dass das Unternehmen mit dem Umbau der Läden zu spät begonnen habe: „Wir waren zu langsam. Das ist traurig, aber wahr.“

Der vorläufige Insolvenzverwalter Geiwitz steht „einer Familienlösung offen und positiv gegenüber“, wie er sagt. Wie das Konzept für „Schlecker 2.0“ – so sein Arbeitstitel für die künftige Drogeriekette – konkret aussehen wird, lässt er noch offen. „Wir sollten uns in den nächsten Wochen über das Konzept klar werden“, sagt er. Klar ist, dass noch einige Hundert Filialen, die nicht rentabel sind, geschlossen werden. Wie vielen konkret das Aus droht, ist unklar. Sagur: „Wir werden auch künftig mehr Filialen haben als die Konkurrenz zusammen“. 4000 Geschäfte hätten Wettbewerber wie Rossmann und dm zusammen, so Sagur. Dass Schlecker vielleicht nicht mehr die Nummer eins beim Umsatz sein wird, ist ihm gleichgültig.

Der überwiegende Teil der derzeit noch mehr als 6000 Schlecker-Filialen – eine konkrete Zahl wurde auch auf Nachfrage nicht genannt – sei aber profitabel. Der Umbau der Läden soll trotz Insolvenz weitergehen. Dass dieser Weg richtig sei, zeigten Erfahrungen in bereits renovierten Geschäften, wo der Umsatz zwischen zehn und 40 Prozent in die Höhe geschnellt sei. Bis wann der Umbau abgeschlossen sein soll und wie hoch der Finanzbedarf sein wird, stehe noch nicht fest, so Geiwitz.

Investoren sind interessiert

Doch die ersten Investoren würden bereits an seine Tür klopfen. Darunter seien auch solche, die den Konzern „total zerrupfen“ wollen. „Dafür bin ich nicht zu haben“, gibt Geiwitz die Richtung vor. Er will einen Investor, der „Verständnis für den Markt hat“. „Doch allzu wählerisch kann ich nicht sein“, fügt er hinzu. Wichtig sei für den Fortbestand des Unternehmens zunächst, dass die Läden wieder beliefert werden. „Alle Lieferanten haben sehr schnell zu verstehen gegeben, dass sie ein großes Interesse am Weiterbestehen der Drogeriekette Schlecker haben“, so Geiwitz. Neben der Einkaufsgemeinschaft Markant habe er inzwischen mit einer dreistelligen Zahl von Lieferanten eine Einigung erzielt. Geiwitz versprach, dass auch die Mieten für die Filialen gezahlt würden. Die rund 30 000 Mitarbeiter von Schlecker müssen sich in Geduld üben. Das es zu einem Personalabbau kommen wird, dürfte klar sein.