Die Drogeriemarktkette Schlecker ging 2012 pleite, viele Mitarbeiter verloren ihren Job. Ging damals alles mit rechten Dingen zu? Seit einem Monat sitzt der Schlecker-Clan vor Gericht.

Stuttgart - Im Bankrottprozess gegen die Familie Schlecker hat eine Zeugenvernehmung Aufschluss über das Vermögen des Drogeriemarkt-Clans gegeben. Der Zeuge, ein früherer Schlecker-Steuerdirektor, offenbarte zwar Wissenslücken und sagte oft, er sei nicht zuständig gewesen. Deutlich wurde aber, dass Anton Schlecker während des Niedergangs der Firma immer höhere Schulden aufnahm, die Familie aber materiell gut da stand. Schlecker haftete persönlich für seine Firma, seine Familie nicht. Die Staatsanwaltschaft wirft Anton Schlecker vor, mehr als 25 Millionen Euro an seine Frau Christa sowie seine Kinder Lars und Meike verschoben und dem Zugriff der Gläubiger entzogen zu haben.

 

Laut einem Dokument, das der Zeuge 2008 erstellt hat, hatten Schleckers Ehefrau und Kinder damals Immobilien im Wert von 48 Millionen Euro und Wertpapiere über 7 Millionen Euro. Dieses Vermögen dürfte aus Sicht der Staatsanwaltschaft ein Beleg sein, dass die Schlecker-Angehörigen finanziell gut bedacht wurden, obwohl der Konzern schon in Schieflage war und daher eigentlich keine wesentlichen Vermögensteile hätten abfließen dürfen. Zum Vermögen der Schleckers kamen bis zur Pleite noch weitere Millionen hinzu, zum Beispiel bezogen Meike und Lars 2011 laut Gerichtsdokumenten sieben Millionen Euro als Gewinnausschüttung aus der Logistikfirma LDG.

Im Prozess wurde zudem ein Protokoll einer Strategiebesprechung von 2009 gezeigt, das die angespannte Situation in dem Unternehmen belegt. Denach hat Anton Schlecker von seinen Führungskräften „radikale Maßnahmen“ eingefordert und gesagt: „Es ist fünf vor 12.“ Wusste Schlecker also schon damals, dass seine Firma kaum noch zu retten war? Der Zeuge schüttelte den Kopf - er habe das Treffen damals eher als eindringliche Aufforderung an die Mitarbeiter verstanden, sich mehr anzustrengen. Um seinen Job habe er sich damals keine Sorgen gemacht.

Allerdings soll der Zeuge in der polizeilichen Vernehmung vor einiger Zeit gesagt haben: „Seit 2004 wurde operativ mehr oder weniger kein Geld mehr verdient.“ Vor Gericht spielte er diese Äußerung aber runter - er sei nach seinem Start bei Schlecker 1999 nun mal sehr hohe Gewinne gewohnt gewesen, diese seien dann aber ausgeblieben.

Ein Knackpunkt des Verfahrens ist die Rolle der Logistikfirma LDG, die den Schlecker-Kindern gehörte. Ihr Vater soll für Logistik-Dienstleitungen viel zu hohe Preise gezahlt haben. Laut Staatsanwaltschaft tat er dies, um Geld aus dem Konzern „Anton Schlecker eK“ an seine Kinder zu verschieben und somit der drohenden Pleite zu entziehen. Die Verteidigung bestreitet die Vermögensverlagerung an die LDG - das sei kein „Schatzkästchen für die Kinder“ gewesen, so Anwalt Norbert Scharf.

Der Zeuge sagte, zu den LDG-Preisen wisse er nichts, verwies aber auf einen anderen Prokuristen. Der wiederum wurde auch als Zeuge geladen, schickte aber ein Krankheits-Attest. Nun erwägt der Richter einen Vor-Ort-Besuch bei dem hoch betagten Schlecker-Vertrauten.