Die Stadtverwaltung präsentiert den Lokalpolitikern für den Espan eine Lösung, mit der sie überhaupt nicht einverstanden sind.

Bad Cannstatt - Der Schleich- und Durchgangsverkehr im Espan ist Stuttgarter Lokalpolitikern und Anwohnern des Cannstatter Stadtteils schon lange ein Dorn im Auge. Am Mittwochabend war Andreas Hemmerich vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung im Bezirksbeirat zu Gast, um eine mögliche Lösung zu präsentieren, die im Wohngebiet für Entlastung sorgen soll. Dass etwas getan werden müsse, sei klar, sagte Hemmerich. Zu Spitzenzeiten würden stündlich rund 500 Fahrzeuge in der Tempo-30-Zone an der Oberen Waiblinger Straße aufschlagen. Diese Verkehrsmengen seien an dieser Stelle unverträglich.

 

„Wir haben viele kleinräumige Maßnahmen untersucht und viele wieder verworfen“, sagte Hemmerich. Geblieben sei eine Lösung, die nicht nach dem Sankt-Florians-Prinzip vorgehe und schnell umsetzbar sei. Wenn es nach der Stadtverwaltung gehe, soll künftig die Durchfahrt von der Theodor-Veiel-Straße in die Obere Waiblinger Straße Richtung Innenstadt und Kreisverkehr an der Martha-Schmidtmann-Straße nicht mehr möglich sein. „Das ist die geeignetste Lösung, den Espan zu entlasten“, sagte Hemmerich. Eine Pförtnerampel an der Beskidenstraße käme eher nicht in Frage. „Wir wissen nicht, ob dadurch nicht neue Schleichwege entstehen, die keiner will.“ Auch mit der Stadt Fellbach habe man gesprochen, die durch eine Pförtnerampel ein Verkehrschaos auf ihrer Gemarkung erwarte. „Fellbach lehnt die Pförtnerampel ab und befürwortet unseren Vorschlag“, so Hemmerich.

Der Bezirksbeirat präsentiert neue Vorschläge

Das war den Bezirksbeiräten aus Bad Cannstatt allerdings völlig egal. „Wir haben in Fellbach gute Freunde, aber irgendwann hört die Freundschaft auch auf. Wir müssen jetzt nach uns selber schauen“, wetterte Roland Schmid (CDU). Fellbach habe durch den Kappelberg- und den Stadttunnel in den vergangenen Jahrzehnten die eigenen Verkehrsprobleme geregelt – aber auf Kosten von Bad Cannstatt, ärgerte sich Peter Mielert (Grüne). „Unser Kernproblem ist, dass mehr Fahrzeuge auf unsere Straßen wollen, als verträglich ist. Wir können nur Abhilfe schaffen, wenn wir den Zufluss aus der Region reduzieren“, sagte Schmid. Und das sei mit dem Vorschlag der Stadtverwaltung nicht machbar.

Schmid und sein Ratskollege Marcel Schlatterer (SPD) präsentierten dann auch gleich einen Antrag: Eine nachhaltige Entlastung des Verkehrs in Bad Cannstatt setze eine funktionierende und wirksame Zuflussdosierung in der Nürnberger, an der Karpatenstraße und am Kleinen Ostring voraus. Diese Maßnahme solle 2017/2018 realisiert werden. Zudem solle die Durchfahrtssperre in der Oberen Waiblinger Straße vorerst nicht umgesetzt werden. Dafür solle eine Durchfahrtssperre aus der Nürnberger in die Masurenstraße und in die Obere Waiblinger Straße dafür sorgen, dass zusätzlicher Verkehr aus den Wohngebieten rausgehalten werde. Mit großer Mehrheit stimmten die Bezirksbeiräte am Mittwochabend schließlich diesem Antrag zu. Die Grünen erachten es allerdings für sinnvoll, lieber die Zufahrt von der Nürnberger in die Karpaten- und nicht in die Masurenstraße zu sperren. Zudem könnte am Augsburger Platz „der Bau einer Abwärtsrampe zur Gnesener Straße“ für Entlastung sorgen. „Ich sehe die Notwendigkeit dieser Maßnahme“, gab Hemmerich zu. „Aber das ist nichts, was wir kurzfristig umsetzen können.“ Erst einmal müsste der Gemeinderat Planungsmittel in den Haushalt einstellen, um weiter zu kommen.