Die Stadt hat in einer Woche mehr als 220 Fahrzeuge gezählt, die den Weg 110, der die Laustraße mit der Dornhalde verbindet, widerrechtlich nutzten. Das Ordnungsamt besteht nun auf einer Schranke.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Sonnenberg - Nun soll es also doch wieder eine Schranke geben. Das Amt für öffentliche Ordnung hatte immer wieder betont, dass dies nur das letzte Mittel sein könne, doch jetzt wird eben dieses angewendet. Es geht um den kleinen Weg mit der Nummer 110. Dieser verbindet die Laustraße mit der Dornhalde. Einst war er ein Feldweg. Doch das interessierte manch einen Autofahrer nur wenig. Das Sträßchen war ein beliebter Schleichweg. Genutzt wurde er insbesondere von den Anwohnern der Dornhalde.

 

Im Februar 2012 erklärte die Stadtverwaltung dann, dass der Pfad als Geh- und Radweg ausgewiesen wird. Die entsprechenden Schilder sollten deutlich machen, dass Autos dort nichts zu suchen haben. Gewirkt hat das aber offensichtlich nicht.

Bezirksvorsteher Jürgen Lohmann stellte in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats geradezu unglaubliche Zahlen vor. Er hatte ein entsprechendes Schreiben von Edgar Riester erhalten, der Sachgebietsleiter beim Ordnungsamt ist. „Der oben genannte Weg ist zwischenzeitlich rechtskräftig für den Kfz-Verkehr straßenrechtlich eingezogen worden. Seither ist er nur noch Geh- und Radweg und entsprechend beschildert. Die Bewohner der seit langer Zeit schon ordnungsgemäß erschlossenen Dornhalde dürfen dort nicht mehr fahren“, ist darin zu lesen. Riester weist außerdem daraufhin, dass das Sträßchen offiziell als Schulweg ausgewiesen und als solcher im Schulwegeplan der Stadt Stuttgart eingetragen ist.

Tagsüber sind 180 Fahrzeuge durchgefahren

Nun hat der Mann vom Ordnungsamt die Auto- und Motorradfahrer zählen lassen, welche von ihren alten Gewohnheiten nicht lassen können und den Weg nach wie vor nutzen. Eine Woche lang hat er das neue Verkehrsstatistikgerät der Stadt Stuttgart dort aufgestellt. „226 Kraftfahrzeuge sind zu allen Tageszeiten durchgefahren, davon 85 Prozent mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 31 Kilometer in der Stunde“, ist in dem an Jürgen Lohmann gerichtetem Schreiben zu lesen.

Der schnellste sei mit 41 Kilometern in der Stunde unterwegs gewesen. Edgar Riester ergänzt, dass dort Schrittgeschwindigkeit gelten würde, wenn der Weg für den Kraftfahrzeugverkehr freigegeben wäre. Das bedeutet, dass die Autos und Motorräder mit maximal sieben Kilometer in der Stunde unterwegs sein dürften. „Allein tagsüber (Schule!) sind insgesamt 180 Kraftfahrzeuge durchgefahren. Abends waren es dann 35, nachts zwölf Kfz. Wahrscheinlich waren es Bewohner der Dornhalde“, schreibt der Mann vom Ordnungsamt.

Direkte Anlieger bekommen einen Schlüssel

Für ihn gibt es nur eine Lösung: „Deshalb wird jetzt aus Sicherheitsgründen wieder eine Schranke angeordnet. Diese erspart in Zukunft Verkehrskontrollen und ermöglicht es so, die knappen Vollzugskräfte an anderen Stellen einzusetzen.“ Die beiden Anlieger links und rechts des Verbindungssträßchens bekommen einen Schlüssel für die Schranke.

Der Bezirksbeirat nahm in seiner jüngsten Sitzung schweigend Kenntnis von dem Schreiben. Er hatte damals befürwortet, dass der Pfad mit der Nummer 110 offiziell als Geh- und Radweg ausgewiesen wird. Die Lokalpolitiker hatten gehofft, dass das reicht und der Schleichverkehr sich deutlich reduziert. Eine Schranke war von den Lokalpolitikern abgelehnt worden.

Gut möglich, dass nun der Nachbarschaftstreit in eine neue Runde geht. Anwohner der Dornhalde kämpfen nämlich schon seit Jahren dafür, den Weg offiziell nutzen zu dürfen. Ein direkter Anwohner des Wegs mit der Nummer 110 hielt dagegen und begründete dies damit, dass die Autos eine Gefahr für die Fußgänger darstellen würden. Die Stadt gab ihm letztlich recht und beruft sich zudem darauf, nach der Rechtslage entschieden zu haben.