Die CO2-Bilanz und die städtebaulichen Auswirkungen von Stuttgart 21 sind umstritten.

Stuttgart - In der fünften Runde der Schlichtung zu Stuttgart 21 und der Neubaustrecke Wendlingen–Ulm haben sich Gegner und Befürworter am Freitag einen Schlagabtausch über die ökologischen und städtebaulichen Aspekte des Vorhabens geliefert. Beide Seiten hielten an ihren Einschätzungen fest. Einig ist man sich lediglich darüber, dass die Verlagerung von Individualverkehr auf die Schiene ökologische Vorteile bringe, die Alternative K 21 wegen des geringeren Bauvolumens hinsichtlich des CO2-Ausstoßes aber deutlich im Vorteil wäre – den gleichen Nutzen vorausgesetzt.

"Stuttgart 21 ist ein schwerer Eingriff in ein Kleinod der Stadt. Das dürfte den meisten Menschen nicht bewusst sein. Die glauben, da gibt es nur Schienen und Steine", sagte der Vorsitzende der Grünen-Landtagsfraktion, Winfried Kretschmann. Den störenden Gleisteppich zu entfernen sei ein wichtiges Ziel, betonte dagegen Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD). Am Nachmittag erläuterte der Bahnhofsarchitekt Christoph Ingenhoven seinen Entwurf. Er verteidigte die auf einer "Gartenfläche" platzierten "skulpturalen Lichtaugen". Nach Fertigstellung des Bahnhofs werde sich der – dann um seine Seitenflügel gestutzte – Bonatzbau schöner als heute präsentieren. Ingenhoven sagte, für eine Erweiterung des Tiefbahnhofs auf zehn Gleise gebe es in Richtung Norden genügend Platz. Ein Erhalt der Seitenflügel sei definitiv nicht möglich: "Jeder, der dies behauptet, sagt bewusst die Unwahrheit."

Bürgermeister Hahn warb dafür, den Flächengewinn sinnvoll zu nutzen und einen einheitlichen Landschafts- und Stadtraum zu schaffen. Er wies darauf hin, dass im Hinblick auf die Bebauung der Gleisflächen im Jahr 1999 rund 63 Hektar Baufläche aus dem Flächennutzungsplan gestrichen worden seien, beispielsweise ein Hochhausstadtteil nahe Mühlhausen. Peter Pätzold, Stadtrat der Grünen, widersprach. Der primäre Grund für den Stopp der Trabantenstadt "Viesenhäuser Hof" sei nicht etwa Stuttgart 21 gewesen, sondern das entstandene Angebot geräumter Militärflächen. Er kritisierte die Abwesenheit von OB Schuster, der derzeit in Mexiko weilt. Pätzold ist sich sicher: "Das Wohl und Wehe der Stadtentwicklung hängt nicht von Stuttgart 21 ab."

Der Architekt Peter Conradi sagte, S 21 sei in erster Linie ein Städtebauprojekt mit "brutalen, nie wieder gutzumachenden Eingriffen". Es bringe auch nicht 100 Hektar Fläche für Bebauung und Parkerweiterung. Ein Drittel werde bei allen Konzepten frei, ein weiteres bei der Verlegung des Abstellbahnhofs vom Rosensteinpark nach Untertürkheim. Bei S 21 stünden jedoch die meisten Gebiete erst in zehn oder 15 Jahren zur Verfügung. Die Alternative K 21 könne dagegen zeitnah realisiert werden.