Die 30 Meter hohe Jubiläumssäule auf dem Schlossplatz gibt der Göttin Concordia nicht mehr den nötigen Halt. Die Fachleute kämpfen nicht nur mit den Schäden sondern auch mit dem straffen Zeitplan.

Stuttgart - Göttinnen stehen eigentlich über den Dingen. Ihnen eben mal ins Auge zu blicken, ist für Normalsterbliche gar nicht drin: Selbst ihre Plastiken und Abbildungen sind meist überlebensgroß. Stuttgarts Statue der Concordia macht da keine Ausnahme: Fünf Meter misst die geflügelte Göttin der Eintracht – und vom profanen Erdboden des Schlossplatzes trennen sie normalerweise die 30 Meter der Jubiläumssäule unter ihr.

 

Einschusslöcher aus dem Zweiten Weltkrieg

Selbst Treffer im Zweiten Weltkrieg steckte die römische Göttin scheinbar einfach so weg; Einschusslöcher wurden an Ort und Stelle verschlossen, ohne dass sie ihren erhabenen Ausguck auch nur für einen Moment preisgegeben hätte. Und lange will kein Chronist von weiteren Schönheitsoperationen wissen. Doch nach 151 Dienstjahren in luftiger Höhe musste die Bronze-Concordia nun ihren Platz auf dem Säulenkapitell räumen. Nicht etwa weil sie selbst gebrechlich geworden wäre. Nein. Es war die 22 Jahre ältere Jubiläumssäule, 1846 zu Ehren König Wilhelms I. von Württemberg aus zehn tonnenschweren Schwarzwälder Granitblöcken gemeißelt, die dem Zahn der Zeit – ohne fremde Hilfe – nichts mehr entgegenzusetzen hatte. So wurde die Göttin mit einem Autokran im Mai 2014 despektierlich von ihrem majestätischen Sockel gehoben.