Über Rhein, Neckar und durch den Schwarzwald kommt ein neues Boot an den Schluchsee. Am 17. Mai soll das neue Ausflugsboot „MS Schluchsee“ seine Jungefernfahrt absolvieren.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Seebrugg - Ein Schiff ist unterwegs: Seit Dienstag ist das 33 Meter lange und 6,80 Meter breite Motorboot, das in einer Woche auf den Namen „MS Schluchsee“ getauft werden soll, unterwegs zu seinem Heimathafen. Gebaut wurde das Schiff, das einen siebenstelligen Betrag gekostet hat, in einer Werft in Niederkassel-Mondorf bei Bonn. Nach einer langen Fahrt rhein- und neckaraufwärts ist die 92 Tonnen schwere Fracht am Donnerstag in Heilbronn angekommen. Der Bootseigner kam auf seiner Tour nahe an seinem Geburtsort vorbei. Thomas Toth (51) stammt aus dem Weiler Happenbach im Landkreis Heilbronn. Vor 32 Jahren ist der Kfz-Mechaniker in den Schwarzwald gezogen und hat sich irgendwann so sehr in das größte Gewässer in der Nähe des Feldbergs, den Schluchsee, verliebt, dass er nur noch Boot fahren wollte.

 

Und warum? „Ach, es gibt im Leben so viele Zufälle“, sagt Toth, als er gerade die letzte Schleuse vor Heilbronn passierte. Elf Jahre lang hat der Schwabe die St. Nikolaus über den badischen Schluchsee gefahren. 12 000-mal. Eine Stunde dauert die Rundfahrt, vier Anlegestellen fährt der Kapitän an, der sich aber so nicht nennt, er hat ein Patent als Schiffsführer für Binnengewässer. Wanderer lassen sich zu ihren Wegen, Badegäste zu den Stränden fahren. Die St. Nikolaus gehörte noch dem früheren Eigentümer des Bootsverleihs. Den Verleih haben Toth und seine Frau Franca nach dessen Ausscheiden übernommen. Das alte Boot darf jetzt in Berlin unter dem Namen „Vagabund“ auf der Spree Hochzeits- und Geburtstagsgesellschaften fahren.

Das Ehepaar Toth kümmert sich um den Schiffsbetrieb

Die Toths wohnen nur ein paar Schritte von der Anlegestelle entfernt, das Paar schaukelt den Schiffsbetrieb gemeinsam und mit Leidenschaft. „Wasser macht einfach Spaß“, sagt der Binnenschiffer mit dem kurz gestutzten grauen Seemannsbart und kann es kaum erwarten, nun mit dem neuen und größeren Boot seine Runden zu drehen. Zuvor muss es heute in Heilbronn vom Wasser auf einen Spezialtransporter gehievt werden, der die Fracht über die Autobahn Richtung Bodensee bis Donaueschingen bringt. Ab dort wird es knifflig, es geht über immer enger werdende Straßen in den Schwarzwald. Ursprünglich sollte der kürzere Weg weiter rheinaufwärts bis Rheinfelden und dann per Straße weitergehen, doch das ging wegen der Höhe nicht, obwohl der Aufbau abmontiert wird. Für die niedrigen Neckarbrücken musste schon der Mast entfernt werden.

Richtig knifflig wird es dann oberhalb des Titisees im Bärental, dort müssen in einer Linkskurve 15 Meter Leitplanken entfernt werden, damit der 45 Meter lange Transporter um die Ecke bugsiert werden kann. Und es muss alles in den beiden Nächten von Samstag auf Montag passieren, denn die Straßen müssen zeitweilig gesperrt werden, weil neben dem sperrigen Konvoi keine anderen Fahrzeuge Platz haben. „Wenn alles gutgeht, können wir am Montagabend das Boot in Seebrugg zu Wasser lassen“, berichtet Toth. Möglicherweise aber auch erst am Dienstagabend, denn ob die Zirkelei so funktioniert wie gedacht, wird sich erst vor Ort zeigen.

Das neue Modell hat auch einen barrierefreien Zustieg

Nur 70 Zentimeter Tiefgang hat das neue Schiff, kaum mehr als das alte. Viel mehr darf es auch nicht haben, einige Uferbereiche sind sehr flach. „Insgesamt wird es leichter werden mit dem neuen Boot“, sagt Schiffsführer Toth. Er kann jetzt mit dem Bug voraus anlegen, die Schraube bleibt damit im tieferen Wasser. Und es gibt einen barrierefreien Zustieg. Die Jungfernfahrt mit Fest ist für kommenden Samstag, 17. Mai, terminiert. Bis dahin sind auch die Sitze für 60 Fahrgäste auf dem oberen und 40 auf dem unteren Deck montiert.