Die Mauer der Talsperre im Schwarzwald hat die Prüfung bestanden und das Prädikat „technisch einwandfrei“ erhalten. Die Nutzungsgenehmigung für den Schluchsee wird im nächsten Jahr neu verhandelt. Die Gemeinde will vertraglich festgelegte Pegelstände für die Wassersportler. Weil der Stausee immer öfter zum Ausgleich der Stromschwankungen von Sonnen- und Windenergie gebraucht wird, schwankt der Wasserstand. Mal sind die Ufer überschwemmt, mal weicht das Wasser weit zurück, beklagen sich Touristen.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Schluchsee - Die größte Mauer im Schwarzwald ist von Experten für Wasserbau und Wassermengenwirtschaft der Universität Stuttgart auf Herz und Nieren geprüft worden. Nach zahlreichen Messungen, Materialanalysen und hydraulischen sowie statischen Untersuchungen hat die Staumauer des Schluchsees das Prädikat „technisch einwandfrei“ bekommen. Die rund 64 Meter hohe und etwa 250 Meter lange Talsperre staut seit 1932 Bäche und Flüsse im Bett des früheren Albtalgletschers nahe dem Feldberg. Der größte See im Schwarzwald ist zwar auch zum Baden geeignet, aber hauptsächlich dient er als Rückhaltebecken zur Stromproduktion für die Schluchseewerk AG, einem Joint Venture der Energiekonzerne RWE und EnBW.

 

Seit dem Bau der sogenannten Schwergewichtsmauer vor über 80 Jahren haben sich die Anforderungen und Normen deutlich verschärft. Dennoch bestätigten die Fachkräfte der Uni Stuttgart, dass die damaligen Bauherren der Talsperre vorausschauend geplant und sorgfältig gearbeitet hatten. Das belegten im Labor untersuchte Betonproben ebenso wie sämtliche hydraulische und statische Nachweise und zudem die Begutachtung durch Profitaucher, die tief bis zum Abfluss getaucht waren. Die Prüfresultate wurden an die Aufsichtsbehörde, das Landratsamt Waldshut, übergeben.

Künftig wird Mauer rund um die Uhr überwacht

Um auch künftig den gestiegenen Anforderungen an die Talsperrenüberwachung nachzukommen, installiert die Schluchseewerk AG nach eigenen Angaben zusätzliche Messinstrumente. Durch Temperaturunterschiede von Sommer und Winter sowie den sich stetig verändernden Wasserstand bewegt sich die Mauerkrone um wenige Millimeter hin und her. Künftig überwachen zusätzliche Messgeräte, Schwimm- und Gewichtslote die Mauer rund um die Uhr.

Die Begutachtung der Staumauer ist eine von vielen Maßnahmen, die vor der Neuverhandlung des Nutzungsvertrages durchgeführt werden. Die Genehmigung von 1928 läuft im Jahr 2017 aus und muss daher neu beantragt werden. Schon vor drei Jahren wurde ein „Scoping-Verfahren“ – ein Beteiligungsverfahren mit den Landratsämtern Breisgau-Hochschwarzwald und Waldshut, sieben Kommunen und den Naturschutzverbänden – in Gang gesetzt. „Das ist weitgehend abgeschlossen, wir sind jetzt dabei, den Genehmigungsantrag zu stellen“, erklärte Projektleiter Andreas Schmidt vom Schluchseewerk auf Anfrage. Ende des Jahres soll der Antrag beim Regierungspräsidium Freiburg eingereicht werden, im kommenden Jahr gibt es Erörterungstermine, bei denen es aber nicht um die Staumauer, sondern um den See und seine Nutzung geht.

Gemeinde fordert vertraglich festgelegte Pegelstände

Auch um die Wassermenge, die im See vorgehalten muss. Denn der Pegel des Schluchsees bleibt nicht gleich, weil sein Wasser immer häufiger zum Ausgleich von Stromschwankungen bei Ausbleiben von Wind- und Sonnenenergie und nachts gebraucht wird. Das führt zu Nutzungskonflikten insbesondere im Sommer. Touristen klagen, dass oftmals die Strecke zwischen Ufer und Wasser zu weit oder im anderen Fall überschwemmt sei. Im Sommer soll der Pegel nicht unter 924 Meter über Normalnull sinken – das ist der sogenannte „Pfingstpegel“ –, aber auch nicht über 930 Meter steigen. „Bisher hat das immer gut funktioniert“, sagt Projektleiter Schmidt. Der Bürgermeister der Gemeinde Schluchsee pflichtet bei, weist aber daraufhin, dass diese Werte nicht vertraglich festgeschrieben, sondern eine freiwillige Selbstverpflichtung des Schluchseewerkes seien. „Wir wollen eine planbare Größe haben“, sagt Kaiser. Deshalb sollen „Pfingstpegel“ und Obergrenze im neuen Bewirtschaftungsvertrag stehen.

Eine Petition an den Landtag, die Pegelstände tourismusfreundlicher zu gestalten, war im Jahr 2011 gescheitert. Der Petitionsausschuss hatte auf die anstehende Genehmigung verwiesen.