Präsident Donald Trump will Fed-Präsidentin Janet Yellen offenbar nicht für eine zweite Amtszeit nominieren. Die Neubesetzung des Spitzenpostens ist auch für die hiesige Wirtschaft von Bedeutung.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Taube oder Falke? Diese Frage beschäftigt seit Wochen die Börsen – nicht nur in den USA. Dabei geht es allerdings nicht um Vögel, sondern darum, wer künftig die US-Notenbank Federal Reserve leiten wird. Die Nachrichtenagentur Bloomberg meldete am Freitag unter Berufung auf Insider, US-Präsident Donald Trump wolle Jerome Powell zum neuen Fed-Präsidenten ernennen. Powell gehört bislang dem Direktorium um die amtierende Notenbankchefin Janet Yellen an.

 

Sowohl Yellen als auch Powell gelten als Tauben – so werden im Fachjargon Befürworter einer großzügigen Geldpolitik bezeichnet. Falken dagegen stehen für einen restriktiven Kurs. Diesem Lager wird der Wirtschaftsprofessor John Taylor zugerechnet, der ebenfalls als Anwärter für den Chefsessel der Fed gilt.

Die Fed beeinflusst den Dollar-Kurs

Bei der Personalie geht es also nicht zuletzt darum, ob die Notenbank auf einen harten oder weichen Dollar setzt. Und da der Greenback noch immer die wichtigste Leitwährung ist, ist diese Frage für die ganze Welt bedeutsam. So wird zum Beispiel der für die Weltwirtschaft unverzichtbare Treibstoff Öl in Dollar gehandelt. Insofern ist ein schwacher Dollar für Europa und andere Weltregionen von Vorteil: Er dämpft den Ölpreis und damit die Kosten für Sprit und Energie. Auf der anderen Seite hat es für die hiesige Exportwirtschaft Nachteile, wenn der Wechselkurs des Dollar zum Euro sinkt. Denn dadurch werden Produkte aus Euroland für die Amerikaner teurer, was die Nachfrage dämpfen kann. Für deutsche Unternehmen sind die USA schließlich der wichtigste Auslandsmarkt.

Allerdings ist der Dollar-Kurs – zumindest offiziell – nur ein Nebenprodukt der Geldpolitik. Konzentrieren soll sich die Fed laut ihrem Mandat auf drei andere Aufgaben: Sie soll zu Vollbeschäftigung auf dem Arbeitsmarkt beitragen sowie eine gemäßigte Entwicklung von Preisen und Zinsen gewährleisten.

Umstrittenes Vorbild

Die Notenbank hat also erheblichen Einfluss auf die Wirtschaftslage in der weltgrößten Volkswirtschaft USA. Besonders deutlich wurde dies in der Folge der Finanzkrise. Wenige Monate nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 begann die Fed, die Märkte mit Geld zu fluten. Ein Modell, dem später auch die Europäische Zentralbank (EZB) folgte. Der Beitrag dieser Programme zum Wirtschaftswachstum ist umstritten, selbst Kritiker gestehen den Notenbanken aber zu, den Wiederaufschwung nach der Krise unterstützt zu haben. Die Fed hat inzwischen mit der Normalisierung ihrer Geldpolitik begonnen.

Dass die mit einer solchen Politik verbundenen Niedrigzinsen auch Risiken bergen, zeigt ein anderes Kapitel aus der Geschichte der Fed: Der frühere Notenbankchef Alan Greenspan senkte den Leitzins zur Jahrtausendwende binnen zwei Jahren von sechs auf 0,75 Prozent. Er heizte damit den Boom auf dem US-Immobilienmarkt an, dessen Zusammenbruch später die weltweite Finanzkrise auslöste.