Nur wenige Teile Baden-Württembergs müssen ohne schnelles Internet auskommen. Die verfügbare Bandbreite wird dem gestiegenen Bedarf an vielen Orten allerdings nicht mehr gerecht. Experten raten zu einem Ausbau des Glasfasernetzes.

Nur wenige Teile Baden-Württembergs müssen ohne schnelles Internet auskommen. Die verfügbare Bandbreite wird  dem gestiegenen Bedarf an vielen Orten allerdings nicht mehr gerecht. Experten raten zu einem Ausbau des Glasfasernetzes.

 

Karlsruhe - Licht und Schatten liegen bei der Internet-Abdeckung in Baden-Württemberg dicht beieinander. Zwar haben 99 Prozent der Haushalte Zugang zu einer Internetanbindung mit einer Geschwindigkeit von mindestens einem Megabit pro Sekunde (MBit/sec). Aber dieser Wert reicht für viele Internet-Anwendungen kaum noch aus, die Messlatte für das Breitband-Internet liegt inzwischen bei 50 MBit/sec. Und diesen Standard gibt es nur für etwa drei Viertel der Haushalte im Südwesten. „Hier herrscht gerade auch bei uns noch enormer Nachholbedarf“, bemängeln 14 CDU-Abgeordnete in einer Anfrage an die Landesregierung.

Kritik kommt vor allem aus der Wirtschaft. „Über die Hälfte der befragten Unternehmen Baden-Württembergs bewertet ihre derzeitige Breitbandanbindung als unzureichend für ihre unternehmerischen Zwecke“, heißt es in einem Gutachten zum Bedarf an Glasfaseranschlüssen im Land. So hat knapp jedes zweite Unternehmen eine Bandbreite von maximal 6 MBit/sec zur Verfügung. Der Bedarf der Unternehmen wird von der Studie aber mit 54 MBit/sec beziffert - und für 2018 auf 169 MBit/sec geschätzt. Angetrieben wird der Bedarf vor allem vom Trend zum Cloud Computing - immer mehr IT-Dienste und Firmensoftware liegen nicht mehr im eigenen Rechenzentrum, sondern kommt aus dem Internet.

Im Breitbandatlas sind die weißen Flecken dunkelblau eingetragen: In Hinterzarten, Graben-Neudorf oder an Teilen des Bodensees blicken viele Internetnutzer mit Neid auf die Netzabdeckung in Stuttgart oder Karlsruhe. „Schnelles Internet ist für uns ein Muss, kein Luxus“, sagt der Bürgermeister von Hinterzarten (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) , Klaus Michael Tatsch. Aber in Ortsteilen wie Alpersbach oder Bruderhalde am Titisee sei die Versorgung völlig unzureichend, erreiche zum Teil nur das veraltete ISDN-Niveau mit 64 Kilobit/sec. Warum kommt der Netzausbau dort nicht voran? „Das liegt daran, dass die Telekommunikationsanbieter von uns eine Beteiligung an den Kosten verlangen - und auch daran, dass die Deutsche Telekom immer noch ein Marktmonopol hat“, kritisiert Tatsch. „Als kleine Gemeinde können wir da kaum als Verhandlungspartner mithalten.“

Im Bundesvergleich gehört der Südwesten zur Spitzengruppe

Jetzt wollen sich die Gemeinden im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald gemeinsam um die Leitungen für das schnelle Internet kümmern. Unterstützt wird das vom Land mit Mitteln aus der 2012 gestarteten Breitbandinitiative II. Das Geld wird überwiesen, wenn Gemeinden oder Landkreise nachweisen können, dass die fehlende oder unzureichende Breitbandversorgung ohne das kommunale Engagement nicht verbessert werden kann.

Im Bundesvergleich gehöre Baden-Württemberg zur Spitzengruppe bei der Breitbandversorgung, sagt der zuständige Referent im Ministerium für Ländlichen Raum, Heinrich Derenbach. „Die Breitbandinitiative Baden-Württemberg ist eine Erfolgsstory.“ Mehr als 400 Gemeinden, fast ein Drittel aller Kommunen im Land, hätten inzwischen Fördermittel erhalten. Für dieses Jahr stehen dafür 11,7 Millionen Euro zur Verfügung.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Andreas Deuschle, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Netzpolitik in seiner Fraktion, wirft Minister Alexander Bonde (Grüne) vor, sich auf dem auszuruhen, was schon lange Standard ist. Eine Bandbreite von einem Megabit/sec werde den Anforderungen der Wirtschaft in keiner Weise gerecht, wie die von Bondes Ministerium in Auftrag gegebene Studie zum Glasfaserbedarf eindeutig belege. „Wir erwarten als CDU-Fraktion ganz klar, dass die Landesregierung jetzt eigene Initiativen startet und nicht den Bund auffordert, zu handeln.“

Neue Anstöße zum Netzausbau kommen aus der Energiebranche. Die EnBW in Karlsruhe will in den nächsten drei Jahren 30 Millionen Euro ins Breitband auf dem Land investieren und hat dafür die Tochtergesellschaft NetCom BW gegründet. Los geht es im Dorf Ettenschließ im Alb-Donau-Kreis. Auf der Hauptversammlung in Karlsruhe erklärte Vorstandsmitglied Dirk Mausbeck, bei der Verlegung von Leitungen für die Energieversorgung könne EnBW auch Leerrohre für Glasfaserstränge platzieren. „Wir nutzen so unsere Verankerung als Netzbetreiber für Strom und Gas.“