Wolfgang Seitz wollte ein Kunstwerk schaffen. Doch nach langer Diskussion im Bezirksbeirat hat der Künstler das Interesse daran verloren.

Feuerbach - Ist das Kunst oder kann das weg? Im Fall der sogenannten Schoch-Plastik stellt sich diese Frage seit der vergangenen Bezirksbeiratssitzung in Feuerbach nicht mehr. Denn bevor das Werk überhaupt entstehen konnte, wurde das Projekt schon beerdigt. Diesen Entschluss hatte der Künstler Wolfgang Seitz selbst gefasst, während die Lokalpolitiker noch über sein Vorhaben diskutierten. Nach rund einer Stunde hatte er genug gehört, stand auf, erklärte das Projekt für gestorben und verließ anschließend den Saal.

 

Was war passiert? Schon Ende Mai hatte Bezirksvorsteherin Andrea Klöber einen Antrag an den Bezirksbeirat gestellt: „Da der stadtbild- und quartierprägende Schoch-Schornstein aus statischen Gründen nicht erhalten werden kann, wurde die Idee geboren, ein identitätsstiftendes, an den industriellen Ursprung erinnerndes Kunstwerk aufzustellen.“ Der Künstler Wolfgang Seitz habe nun die Idee entwickelt, aus Teilen des zu entsorgenden Metalls auf dem Areal eine sogenannte Schoch-Plastik zu schaffen, die an die industrielle Vergangenheit und die ehemalige Firma Schoch an diesem Ort erinnern soll, schrieb Andrea Klöber. Rund 10 000 Euro werde die Skulptur wohl kosten. „Zur Anschubfinanzierung beantrage ich aus dem Kulturbudget des Bezirksbeirats Mittel in Höhe von 2000 Euro“, heißt es in dem Antrag weiter. Die restlichen Mittel sollten durch Spenden erwirtschaftet werden.

Den Bezirksbeiräten waren die Pläne zu vage

Da die Zeit drängte und der Abriss der Gebäude auf dem Schoch-Gelände schon begonnen hatte, konnte Seitz nicht auf einen Beschluss des Bezirksbeirates warten – vor allem, weil die Abstimmung im Gremium auch zwei Mal verschoben werden musste, da der Künstler zu den Bezirksbeiratssitzungen im Juni und Anfang Juli nicht kommen konnte. Auch ohne Zuschuss-Zusage der Lokalpolitiker wurde Seitz aber auf dem Schoch-Areal aktiv und sammelte Material – einen ganzen Container voll. Nun sei es allerdings notwendig, dass er etwas Geld zur Verfügung habe, um richtig loslegen zu können.

Doch die Bezirksbeiräte taten sich schwer, Wolfgang Seitz das Geld zu bewilligen. „Es war schwierig“, sagte Roland Saur von SÖS-Linke-Plus gegenüber unserer Zeitung. Zum einen wolle er persönlich keine Hommage an die Firma Schoch unterstützen, die ein derart kontaminiertes Gelände zurückgelassen haben. Und zum anderen habe Seitz auch nicht wirklich sagen können, was der Bezirksbeirat für die 2000 Euro bekommen werde. „Es wurde im Laufe der Diskussion immer nebulöser“, sagte auch Gabriele Heise (FDP). „Das fand ich schade, denn grundsätzlich war ich eigentlich dafür, ein Kunstwerk zu haben, das daran erinnert, dass das Schoch-Areal einmal ein Industriegelände war.“ Doch Seitz habe noch nicht einmal sagen können, ob für die 2000 Euro das Material und die Lagerung bezahlt sind. „In so einem Fall kann ein Bezirksbeirat nicht zustimmen“, betonte Heinrich Bek (CDU). „Das ist zu vage.“

Wolfgang Seitz hat mit der Schoch-Plastik abgeschlossen

Einen Blankoscheck wollte dann auch Reiner Götz (Bündnis 90/Die Grünen) nicht unterschreiben, „obwohl ich der Kunstwerk-Idee positiv gegenüberstehe“. Anders sahen das die Sozialdemokraten. „Das ist wirklich ungeschickt gelaufen“, sagte Sven Baumstark. „Es ist äußerst schade, dass um einen Feuerbacher Künstler mit Feuerbacher Material so ein Zirkus gemacht wird.“ Die SPD habe mit Wolfgang Seitz im Vorfeld der Sitzung gesprochen und hätte ihm einen Vertrauensvorschuss gewährt. Doch dann hätten die Kollegen den Künstler so lange gelöchert, bis er das Projekt von sich aus beendet habe.

Wolfgang Seitz selbst hat mit der Schoch-Plastik abgeschlossen. „Ich verstehe schon, dass es schwer für so ein Gremium ist, in eine Art Risiko zu gehen.“ Deshalb habe er den Bezirksbeiräten auch empfohlen, anstatt das Kunstwerk auf dem neu bebauten Areal zu platzieren, dort lieber einen Baum zu pflanzen oder einen Kinderspielplatz anzulegen.