Das Chaos auf der A 81 soll nun ein Ende haben. Fast einen Tag lang war der Schönbuchtunnel wegen eines technischen Defekts gesperrt. Nun rollt der Verkehr wieder.

Herrenberg - An diese Fahrt wird sich die Familie Würth aus Ammerbuch-Breitenholz (Kreis Tübingen) wohl noch lange erinnern. „Wir standen am Sonntag auf der Autobahn 81 von 16.20 Uhr an hinter der Anschlussstelle Rottenburg bis zur Anschlussstelle Herrenberg zehn Kilometer lang und viereinhalb Stunden im Stau“, berichtet Torben Würth. An Bord befanden sich seine Kinder im Alter von sieben, fünf und zwei Jahren sowie seine hochschwangere Frau. Ähnlichen Ärger hatten nach einem technischen Defekt und der folgenden Vollsperrung des Schönbuchtunnels am Sonntag gegen 13.15 Uhr auch zahllose andere Autofahrer. Seit Montagabend ist der Tunnel nach einem Test der Anlagen wieder auf vier Spuren befahrbar.

 

Kritik an der Vollsperrung

Laut Peter Widenhorn, dem Sprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg, war wenigstens die Beleuchtung im Tunnel bis Montagmittag wieder in Gang gesetzt worden, sodass jeweils ein Spur in beide Richtungen freigegeben werden konnte. Wegen der Baustellensituation – der Tunnel wird zurzeit saniert – wurde der vorläufige Betrieb bis zum Abend von Mitarbeitern eines Sicherheitsunternehmens beobachtet.

Den Verkehr hätte man doch auch schon am Sonntag durch die beiden Tunnelröhren lenken können, meint Bernd Engelhardt, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer in Stuttgart. „Das wäre verantwortbar gewesen“, kritisiert er angesichts des durch die Staus entstandenen volkswirtschaftlichen Schadens, der sich wohl in siebenstelliger Höhe bewege. Sabine Beck, die Sprecherin des verantwortlichen Regierungspräsidiums in Stuttgart, verneint das. Der Auslöser für die Vollsperrung sei ein Spannungsabfall in der Elektrik gewesen. Es sei die so wichtige Signaltechnik ausgefallen, von der auch die Beleuchtung, die Belüftung und nicht zuletzt die Rauchmelder abhingen. „Aus Sicherheitsgründen musste der Tunnel deshalb gesperrt werden“, sagt Beck.

Tunnel wird für 24 Millionen Euro saniert

Die zuständigen Fachleute mussten am Sonntag teilweise erst aus ihrem Weihnachtsurlaub zum Schönbuchtunnel gerufen werden. Sie arbeiteten die ganze Nacht hindurch und auch noch am Montagvormittag daran, die Anlagen wieder instand zu setzen und betrieben Ursachenforschung. Weshalb es zu dem Spannungsabfall im Versorgungsnetz gekommen sei, müsse noch geklärt werden, erklärt die Sprecherin des Regierungspräsidiums.

Seit Anfang April wird der in die Jahre gekommene Tunnel für 24 Millionen Euro grundlegend saniert und auf den neuesten Stand der Technik gebracht. „Wegen der Baustellen war es zu gefährlich, den Verkehr am Sonntag durch die dunklen Röhren zu leiten“, erklärt ein Mitarbeiter der Autobahnmeisterei.

Rotes Kreuz reicht warme Getränke

Die Autofahrer, die am Sonntag zwischen dem Tunnel und den Anschlussstellen Gärtringen und Herrenberg standen, von wo aus die hinter ihnen ankommenden Verkehrsteilnehmer von der A 81 herunter geleitet wurden, hatten mehr als drei Stunden warten müssen, bis sie unter Polizeischutz durch die Röhren fahren durften. Auf den Umleitungen und auf der A 81 bildeten sich am Sonntag bis Mitternacht Staus von mehr als zehn Kilometern Länge. Auf der Kreuzung des Reinhold-Schick-Platzes regelten Polizeibeamte den Verkehr und „versuchten, etwas Bewegung in die Autoschlangen zu bringen“, erklärt Widenhorn.

Trotzdem mussten Tausende in klirrender Kälte stundenlang ausharren. 50 Ehrenamtliche des Roten Kreuzes versorgten die Autofahrer am Sonntag sieben Stunden lang mit warmen Getränken. Viele Verabredungen platzten, viele Autofahrer kamen zu spät zu Veranstaltungen. Auch das Eishockeyteam der Hamburg-Freezers war betroffen, das nach Villingen-Schwenningen zu einem Match wollte. Es wurde mit zwei Stunden Verzögerung angepfiffen.

Manche haben die Standspur benutzt

19 Streifenbeamte der Polizei waren am Sonntag im Einsatz, die auch Torben Würth und seine Familie von der A 81 lenkten. „Wir haben uns an die Verkehrsregeln gehalten und die Standspur nicht benutzt, wie viele andere das taten“, erklärt Würth frustriert. Diese Verstöße seien nicht geahndet worden, sagt Widenhorn, „meine Kollegen hatten anderes zu tun.“