Andreas Ludwig aus Schorndorf hat einen fertig gemischten Caipirinha entwickelt. Den Bio-Cachaca, der dabei verwendet wird, stellt eine Kleinbauern-Kooperative her. Die Beutelsbacher Fruchtsaftkelterei produziert das Mixgetränk.

Schorndorf - Sein ursprüngliches Ziel hat Andreas Ludwig noch nicht erreicht: „Eigentlich wollte ich ein Geschäft mit Brasilien aufbauen, um öfter hinüber gehen zu können“, sagt der Schorndorfer. Dafür ist ihm ein ganz besonderes Getränk gelungen. Denn Andreas Ludwig hat vor etwa anderthalb Jahren einen bio-zertifizierten, fertig gemischten Caipirinha aus der Flasche auf den Markt gebracht. Dabei ist er kein Barkeeper oder Getränkespezialist, sondern nur ein großer Fan von Brasilien.

 

Vor mehr als 20 Jahren war er das erste Mal dort, um für ein paar Monate in Sao Paulo zu arbeiten. Er nutzte die Zeit, lernte die Sprache und bereiste das Land. „Die Mentalität, das Strandleben, der dreitägige Karneval – all das hat mich fasziniert“, erzählt Ludwig. Auch Cachaca lernte er damals bereits kennen – in Deutschland eroberte der Zuckerrohrschnaps erst einige Jahre später die Cocktailbars.

Nachdem Andreas Ludwig schon eine Weile Klein- und Ersatzteile nach Brasilien exportiert hatte, wollte er das Geschäft ausbauen. Und so kam er vor drei Jahren auf die Idee, ein brasilianisches Caipi-Fertigmixgetränk nach Deutschland zu importieren. Doch das wurde ihm nach einer Lebensmitteluntersuchung des Fresenius Instituts in Stuttgart untersagt. „Es gab mehrere Konservierungs- und Farbstoffe, die die europäischen Grenzwerte deutlich überschritten“, erläutert Ludwig. Zunächst hatte ihm der brasilianische Hersteller zugesichert, die Zusammensetzung des Getränks zu ändern. Weil er dies aber offensichtlich nicht schaffte, fasste Ludwig den Entschluss, es einfach selbst zu versuchen.

Im südlichsten Bundesstaat Brasiliens wurde er fündig

Zunächst probierte sich der heute 52-Jährige durch mehrere Zuckerrohrschnäpse, bis er zufällig an den Cachaca Tropical Brazilis geriet. Dieser bio-zertifizierte Schnaps wird von der Kleinbauernkooperative Colonia Nova im südlichsten Bundesstaat Brasiliens angebaut. Andreas Ludwig war sofort angetan: „Das war der Cachaca mit dem stärksten, fruchtigsten und besten Geschmack“, erzählt er. Und nachdem er den puren Schnaps ausgiebig zusammen mit Freunden probiert hatte und am nächsten Morgen ohne Kopfschmerzen aufgewacht war, hatte er auch keinen Zweifel mehr an der hohen Qualität. In den darauffolgenden Wochen wurde der Geschmackssinn von Ludwig ziemlich gefordert. Denn in der eigenen Küche suchte er nach dem richtigen Mischungsverhältnis für einen gelungenen Caipirinha.

Immer wieder wurden Cachaca, Limettensaft, Rohrzucker und Wasser gemixt – und das Ergebnis im Kreise der Familie Ludwig diskutiert. Als alle zufrieden waren, ging die Suche nach einem Betrieb los, der die Cocktailmischung produziert und abfüllt. Ganz in der Nähe wurde Andreas Ludwig fündig. Die Beutelsbacher Fruchtsaftkelterei, die schon lange Bio- und Demetersäfte herstellt, erklärte sich dazu bereit. Damit war auch klar, dass es gelingen würde, das komplette Mixgetränk in Bio-Qualität anzubieten.

Andreas Ludwig orderte im Frühjahr 2012 die ersten tausend Liter Cachaca Tropical Brazilis und reiste mit seiner Frau nach Brasilien, um sich die Kooperative anzuschauen. Nach einem Rundgang über die Felder und einer Besichtigung der Destillerie hatte er uneingeschränktes Vertrauen in die Arbeit der Menschen. „Mich hat vor allem beeindruckt, wie herzlich uns der Chef, seine Familie und die anderen Bauern aufgenommen haben.“

Markenname entsteht aus Vornamen der Kinder

Wieder daheim, musste nur noch ein Markenname her. „Wir haben mit den Namen unserer drei Kinder – Yannic, Silija und Chiara – Scrabble gespielt. Als bestes Ergebnis kam Chjlya heraus.“ Unter diesem Namen hat er mittlerweile den Caipirinha, aber auch puren Cachaca, Cachaca Barrique und den Cachaca gemischt mit anderen Säften im Angebot. Andreas Ludwig war in den vergangenen Monaten auf unzähligen Messen unterwegs, um die Werbetrommel für sein Getränk zu rühren. Einige Restaurants, Supermärkte und Bio-Märkte führen Chjlya mittlerweile. Auch auf dem Weihnachtsmarkt in Schorndorf war Ludwig mit seinem Caipi vertreten – als Alternative zum klassischen Glühwein.

„Es gibt auch Brautpaare, die das Getränk für den Stehempfang bei ihrer Hochzeit ordern, weil es mal etwas anderes ist.“ Momentan ist die Nachfrage nach seinem Getränk übrigens so groß wie nie: Die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien wirft ihre Schatten voraus. Und wenn sich Chjlya richtig etabliert hat, bleibt Andreas Ludwig vielleicht auch mal wieder Zeit, sein Traumland zu bereisen.

Die Kooperative Colonia Nova

Vor 13 Jahren haben sich in Brasilien sechs Kleinbauernfamilien zu der Kooperative Colonia Nova zusammengeschlossen, die den Zuckerrohrschnaps Cachaca herstellt. Im gesamten Produktionsprozess wird auf chemische Zusätze verzichtet. Zudem schützt die Kooperative den Regenwald.

Zuckerrohr wird von August bis Oktober gepflanzt. Nach zwölf Monaten wird es geerntet. Aus den Pflanzen wird Saft gewonnen, der mit Hefe und unterstützt von Bioreis, Bioweizen und Biohaferflocken vergoren wird. Nach 24 Stunden wird der vergorene Saft destilliert und ungenießbare und schädliche Substanzen werden entfernt. Zwischen Ernte und Destillation vergehen meist nur 48 Stunden.