Das umgestaltete und sanierte historische Rathaus in Schorndorf erhält die renommierte Hugo-Häring-Auszeichnung vom Landesverband des Bunds Deutscher Architekten. Vor allem der Umgang mit der historischer Bausubstanz hat die Jury beeindruckt.

Schorndorf - Die Filmbranche hat den Oscar, für Bauherren und Architekten gibt es den „Hugo“ (siehe „Preis für vorbildliches Bauen“). Seit Donnerstag prangt an der Fassade des Alten Rathauses in Schorndorf am Marktplatz eine rechteckige Plakette – als Hinweis darauf, dass das Anfang des 18. Jahrhunderts erbaute Gebäude vorbildlich umgebaut und saniert worden ist. So sieht das zumindest die Jury des Landesverbands des Bunds Deutscher Architekten (BDA). Sie hat das vom Stuttgarter Architekturbüro Ippolito Fleitz Group betreute Projekt mit der Hugo-Häring-Auszeichnung bedacht.

 

Rathaus steht unter Denkmalschutz

„Das 2012 umgebaute Schorndorfer Rathaus ist ein gelungenes Beispiel für Behörden-Architektur im 21. Jahrhundert und für den Umgang mit historischer Bausubstanz“, heißt es in der Begründung des Preisgerichts. „Eine gute Mischung aus Alt und Neu“, so beschreibt der Schorndorfer Baubürgermeister Andreas Stanicki das Resultat der Neugestaltung und merkt an, das Projekt sei unter Denkmalschützern nicht ganz unumstritten gewesen. Schließlich habe man viel Neues eingebracht, obwohl das komplette Rathaus unter Denkmalschutz stehe.

Bereits in den 1970er-Jahren hatte die Stadt das Rathaus umgebaut – auch das ursprünglich als Markthalle genutzte Erdgeschoss des Gebäudes wurde neu gestaltet. Das Ergebnis war ein „behäbig-rustikaler Verwaltungssitz der Stadt“, wie es die Jury in ihrem Rückblick wenig begeistertformuliert. Von der lichten Markthalle sei damals kaum etwas übrig geblieben, bestätigt Andreas Stanicki. Doch bei der jüngsten Sanierung sei das ausgebügelt worden.

Bürger können von außen in den Sitzugnssaal blicken

Im Erdgeschoss kommen die freigelegten Stützen aus schönem altem Holz wieder zur Geltung, gleiches gilt für die hohen historischen Rundbogenfenster, die viel Licht ins Rathaus lassen. Dank mehreren Glasscheiben können Besucher nun von außen in den Sitzungssaal des Gemeinderats schauen, was bei den Jurymitgliedern gut ankam. „Der Sitzungssaal präsentiert sich im wahrsten Sinne des Wortes ungewöhnlich bürgernah und offen“, heißt es in der Würdigung. Unter der neu eingebauten Decke steckt laut Andreas Stanicki die Lüftungstechnik, ein neues Beleuchtungskonzept mit LED-Technik spare 80 Prozent Energie gegenüber der vorigen Variante ein. Vorbei sind die Zeiten, in denen die Lampen an Wasserleitungen befestigt waren und der Hausmeister vor jeder Ausschuss- oder Gemeinderatssitzung die benötigte Anzahl an alten Tischen und, so Stanicki, „unförmigen Lederstühlen“ in oder aus dem Saal räumen musste, denn inzwischen gibt es eine feste Bestuhlung. „Alle haben nun einen festen Arbeitsplatz, es herrscht eine ganz andere Atmosphäre.“

Der Auslöser für das rund 3,3 Millionen Euro teure Rathaus-Projekt waren allerdings Brandschutzbestimmungen, die den Bau einer zusätzlichen Treppe ins Freie vorschreiben. In einer ersten Umbauphase habe man die Obergeschosse im Rathaus energetisch und denkmalgerecht saniert, sagt Stanicki, danach sei das Erdgeschoss mit dem Foyer und dem Sitzungssaal an der Reihe gewesen.