Der Tannbach ist für die Bewohner des Schorndorfer Teilortes Miedelsbach nicht nur ein Segen. Die regelmäßig vom Hochwasser geplagten Dorfbewohner fordern nun, ein seit Jahren geplantes Rückhaltebecken endlich zu verwirklichen.

Schorndorf - Normalerweise ist der Tannbach weit davon entfernt, Furcht und Schrecken zu verbreiten. Mitten durch den Schorndorfer Teilort Miedelsbach plätschert das kleine Gewässer in einem schmalen Bachbett, überspannt von einigen kleinen Brücken und Stegen. Die Situation kann sich jedoch rasch ändern. Andrea Schuster, die seit sechs Jahren ein Haus am Bach bewohnt, kann einen Film vom Januar 2011 zeigen, den sie damals mit ihrer Handykamera aufgenommen hat. Das Bachbett hat sich komplett mit braunem, reißenden Wasser gefüllt, unter der kleinen Brücke ist kein Platz mehr. Beinahe, sagt die 35-jährige Mutter, wäre das Wasser damals über das Ufer in den Garten gelaufen. In der Nachbarschaft habe es einige tiefer gelegene Garagen gegeben, die sich mit der braunen Brühe gefüllt hätten.

 

Vor Jahren ertrank im Tannbach ein Kind

So, wie Andrea Schuster, geht es zahlreichen Anliegern des Miedelsbachern Tannbachs. Franziska Gerst berichtet etlichen Nachbarn, die sich aus der Angst vor Schäden im Keller feste Pumpen im Keller installiert hätten, die mittels Schwimmern auch in ihrer Abwesenheit ausgelöst werden könnten. „Sie sagen, bis wir wieder von der Arbeit zuhause sind, ist es zu spät“, erzählt sie. Vor mehr als 20 Jahren sei ein Kind bei einem Tannbachhochwasser ertrunken. David Brand weiß von Überflutungen im bachabwärts gelegenen Gewerbegebiet zu berichten. Der Grund seien unter anderem einige scharfe künstliche Kurven, an denen der Bach ausufere. Fotos davon kann Friedhelm Zenker zeigen, der ebenfalls in der Nähe lebt. Man erkennt darauf weithin überflutete Gärten und Wiesen. Auf Hochwasser in Miedelsbach können man sich alle zwei bis drei Jahre einstellen, entweder als Folge plötzlicher Schneeschmelze im Winter oder nach einem sommerlichen Starkregen, erzählt Friedrich Zenker. Der Bach habe ein sehr großes Einzugsgebiet im nahen Welzheimer Wald.

Die genannten Betroffenen haben sich anlässlich der bevorstehenden Kommunalwahl vorgenommen, die Situation zu verbessern. In dem Teilort hat sich eine neue Liste „Bürger für Miedelsbach“ formiert, die sich am 25. Mai zur Wahl stellt und in den Ortschaftsrat einziehen möchten.

Umso überraschter sei man gewesen als sie erfahren musste, dass es für den Hochwasserschutz des Tannbachs bereits eine fertige Planung gibt, sagt Friederike Köstlin – die jedoch seit Jahren nicht in Angriff genommen werde. Vor zehn Jahren ließ der Wasserverband Wieslauf, dem die Kommunen Rudersberg und Schorndorf angehören, eine Planung zum „Hochwasserrückhaltebecken Miedelsbach/Tannbach“ anfertigen. Vorgesehen ist ein fünf Meter hoher Damm oberhalb des Ortes, der gut 80 000 Kubikmeter Wasser des Tannbachs aufstauen könnte. 1,4 Millionen Euro würde dies kosten, weniger als ein Zehntel eines der Rückhalteräume an der Rems.

Das Tiefbauamt erkennt keinen Handlungsbedarf

Im Schorndorfer Rathaus ist der Hochwasserschutz für den Tannbach indes zurzeit kein Thema. Man konzentriere sich zurzeit auf die Rems sowie die Auswirkungen des neuen Wassergesetzes, sagt der Tiefbauamtsleiter Herbert Schuck auf Anfrage. Schließlich habe das Remshochwasser „ganz andere Dimensionen“. Für Miedelsbach komme zusätzlicher Hochwasserschutz im Zuge des Baus der Umfahrungsstraße nur an der Wieslauf in Frage. Den Tannbach selbst habe man eine niedrigere Priorität zugewiesen, sagt der Tiefbauamtsleiter und verweist auf die Folgen: „Da sind nur einige Keller betroffen.“

Die „Bürger für Miedelsbach“ beharren indes auf ihren Forderungen und hoffen, weitere Verbesserungen anstoßen zu können. So könnte das Gebäude einer alten Kelter reaktiviert und mit einem Jugendraum aufgewertet werden, sagt Friederike Köstlin. Und den Bau der Umfahrung sehe man kritisch. Diese nehme den Ort eine der letzten verbliebenen Grünzonen weg.