Der Schorndorfer St. Markus-Kindergarten hätte erst in einem Jahr abgerissen werden sollen, jetzt jedoch wurden die Kinder vorzeitig ausquartiert. Messungen hatten eine erhöhte Belastung der Raumluft mit Formaldehyd ergeben.

Das Gebäude des Kindergartens St. Markus in Schorndorf hätte erst in einem Jahr abgerissen werden sollen, doch nun ist alles anders gekommen. Wegen der Belastung mit Formaldehyd hat sich die katholische Kirchengemeinde zum vorzeitigen Umzug in ein wenige Hundert Meter entferntes Gemeindezentrum entschlossen. Die Luft des Kindergartens habe laut aktueller Messungen den gasförmigen Stoff, der die Atemwege reizen kann, in einer Konzentration von mehr als 100 Mikrogramm je Kubikmeter enthalten, sagt der katholische Dekan Manfred Unsin. Das sei knapp über den Grenzwerten, welche die Weltgesundheitsorganisation WHO empfehle. Deswegen habe man sich zum Umzug entschlossen.

 

Neubau war ohnehin geplant

Die Zukunft des Kindergartens in der Erlensiedlung war im Schorndorfer Gemeinderat mehrfach debattiert worden (wir berichteten). Die Kirchengemeinde hatte sich zu einem Neubau entschlossen, weil das Gebäude wegen diverser Bauschäden nicht mehr zu reparieren ist. Ende Mai hatten sich die Kirchengemeinde und die Stadt auf die Finanzierung geeinigt. 2,8 Millionen Euro soll der Neubau kosten, der einen 120 Quadratmeter großen Anbau mit dem Namen „Treffpunkt Familie“ erhalten soll. Hier soll auch sogenannte Quartiersarbeit für Migrantenfamilien geleistet werden, von denen die Mehrzahl in den Wohngebieten nördlich der Rems in Schorndorf wohnt. Die Stadt hatte damals zugesagt, gut zwei Millionen Euro dieser Bausumme zu übernehmen.

Dass die Atemluft des Kindergartens eine erhöhte Konzentration an Formaldehyd aufweist, ist allerdings bekannt gewesen. Vor einigen Jahren waren laut dem Dekan Werte von rund 90 Mikrogramm je Kubikmeter Raumluft gemessen worden. In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Verwaltung und Soziales des Gemeinderates zeigten sich einige Ratsmitglieder verwundert darüber, dass die Messungen seither nicht regelmäßig wiederholt worden waren. Ursprünglich war geplant gewesen, den Kindergarten bis zum Abriss des Gebäudes weiterzubetreiben.

Die Verantwortung für den Kindergarten St. Markus trage die katholische Kirchengemeinde, stellte der Schorndorfer Oberbürgermeister Matthias Klopfer klar. Die Kirchengemeinde ist, wie Dekan Manfred Unsin bestätigt, alleinige Eigentümerin von Grundstück und Gebäude.

Saal wird doppelt genutzt

Der Umzug der 74 Kinder in das Gemeindezentrum ist freilich mit organisatorischen Herausforderungen verbunden. Eigentlich wird der Saal des Gebäudes an Sonntagen regelmäßig für Gottesdienste genutzt, sagt der Dekan. In der Praxis bedeutet dies, dass jeweils am Ende und am Anfang der Woche aufwenig das Mobillar umgeräumt werden muss. Zahlreiche Eltern, deren Kinder von dem spontanen Umzug betroffen sind, würden jedoch mithelfen. Auch hat die Stadt Bauhofarbeiter als Umzugshelfer abgestellt, und ein benachbartes evangelisches Gemeindezentrum bietet ebenfalls für den Übergang Räumlichkeiten an. „Gemeinsam bekommen wir das hin“, sagt Manfred Unsin.