Der Schorndorfer Stadtwerkechef Andreas Seufer hat wegen eines vierstündigen Stromausfalls am 20. März Vorwürfe gegenüber der EnBW erhoben. Der Energieriese habe ein Stromnetz eines Teilorts, welches die Stadtwerke ihm abgekauft hätten, im Vorfeld schlecht gewartet.

Schorndorf - Fast fünf Stunden ohne Elektrizität – in Teilen Schorndorfs war das bis in die späten Nachmittagsstunden des 20. März Realität. An diesem Donnerstag kurz nach 10 Uhr fiel in den Teilorten Weiler und Schlichten der Strom aus. Dieser Zustand blieb teilweise bis zum frühen Nachmittag bestehen. Auf kritische Nachfragen zweier in Weiler wohnender Ratsmitglieder hat der Schorndorfer Stadtwerkechef Andreas Seufer jetzt eine Erklärung geliefert. Sein Fazit: nicht die Stadtwerke seien für den Ausfall verantwortlich, sondern die EnBW. In deren Stromnetz, das die Stadtwerke zum 1. Februar übernommen haben, seien eigentlich notwendige Reparaturen aufgeschoben worden.

 

Der Kurzschluss, erklärte Seufer den Räten, sei in einem unterirdisch verlaufenden sogenannten „roten Kabel“, zwischen zwei Trafostationen passiert. Durch Feuchtigkeit, die hineingekommen sei, sei es zu dem Kurzschluss gekommen. Mittlerweile haben man das defekte Kabel ausgetauscht, berichtete Seufer. Dabei hätten Stadtwerke-Mitarbeiter festgestellt, dass das besagte Kabel „bereits fünfmal geflickt“ worden sei. Seufer hielt dies für nachvollziehbar, weil ein solches Kabel mehr als 100 000 Euro kostet: „Wenn wir unser Netz verkauft hätten, hätten wir es wohl genauso gemacht“, meinte er.

Der Grund für den langen Stromausfall liegt jedoch in der aufwendigen Fehlersuche. Über 31 Trafostationen in Weiler und Schlichten habe man sich Stück für Stück an die Fehlerquelle herantasten müssen. Der Grund für dieses äußerst mühselige Vorgehen sei gewesen, dass die Trafostationen über keine sogenannten Kurzschlussanzeiger verfügten. Diese werde man nun nachrüsten, kündigte Andreas Seufer an. Im Übrigen, ergänzte der Chef der Schorndorfer Stadtwerke, habe man von Industriebetrieben in Schorndorf-Weiler gehört, dass dort auch schon in den vergangenen Jahren öfter der Strom ausgefallen sei. Insofern sei der Vorfall am 20. März nichts Außergewöhnliches gewesen.

Eine Sprecherin der EnBW erklärte hingegen auf Anfrage, in den Trafostationen habe es sehr wohl Kurzschlussanzeiger gegeben. Allerdings keine, die fernauslesbar seien. Bereits in der Vergangenheit sei es daher üblich gewesen, dass Serviceleute zu den Stationen gefahren seien, um vor Ort Fehlerquellen auszumachen. Was das schadhafte Kabel angehe, sei dieses lediglich zweimal repariert worden. Die Fehleinschätzung der Stadtwerke rühre wahrscheinlich daher, dass für jede Reparatur zwei Muffen verwendet würden. Deswegen sei die Zahl der Reparaturen vermutlich falsch gedeutet worden.

Über vermehrte Stromausfälle in diesem Gebiet, ergänzte die Sprecherin, sei der EnBW nichts bekannt. Es könne jedoch sein, dass Maschinen in Fabriken auf Spannungsschwankungen empfindlich reagierten und sich abschalteten. Solche Schwankungen seien seitens der Netzbetreiber jedoch „nicht zu verhindern“.

Im Gemeinderat hatte der CDU-Stadtrat Ingo Sombrutzki zudem kritisiert, dass man während des Blackouts auf der Internetseite der Stadtwerke keinerlei Auskünfte über die voraussichtliche Dauer des Stromausfalls habe finden können. Mit solchen Informationen könne man auch zukünftig nicht rechnen, sagte der Stadtwerkechef Andreas Seufer. Denn wenn der Strom ausfalle, brauche man alle Beschäftigten zur raschen Reparatur des Schadens.