Im Schorndorfer Rathaus sind nach der Wiederwahl Matthias Klopfers zum Oberbürgermeister die Dezernate neu sortiert worden. Kurz vor dem Beschluss des Gemeinderats wurde daran Kritik laut.

Personaldiskussionen in den Rathäusern sind für gewöhnlich Dinge, von denen die Öffentlichkeit wenig erfährt. Eine Geschichte aus Schorndorf zeigt allerdings, dass es bei Umbesetzungen und Rochaden nicht nur Gewinner gibt. Am Donnerstagabend meldete sich bei der Bürgerfragestunde des Gemeinderats ein Mann zu Wort, dessen Frau eine kleinere Abteilung innerhalb der Stadtverwaltung leitet. Vor dem voll besetzten Saal beschwerte er sich, seine Frau habe für ein großes Projekt innerhalb der Stadtverwaltung in den vergangenen Monaten mehrere hundert Überstunden geleistet, sie sei nun trotzdem einem „herabwürdigenden Verhalten“ ausgesetzt, das an Mobbing grenze. „Ich möchte sie als Gemeinderat daran erinnern, dass Sie eine Fürsorgepflicht für die Beschäftigten der Stadt haben“, sagte der sichtlich aufgebrachte Mann.

 

Bereiche werden neu sortiert

Der Hintergrund der Kritik ist, dass es eine Neuausrichtung der Ämter und Zuständigkeiten gibt, die der Oberbürgermeister Matthias Klopfer (SPD) kurz nach seiner Wiederwahl im vergangenen Sommer angestoßen hat. Die Neustrukturierung hat der Gemeinderat einstimmig beschlossen. Sie tritt am 1. Dezember in Kraft. Aus bisher drei Dezernaten werden vier, etliche Zuständigkeiten wurden neu sortiert. Im Falle der Abteilungsleiterin ist es so, dass ihre Abteilung nun eine Hierarchieebene tiefer angesiedelt wurde und eine neue übergeordnete Leiterin in diesem Arbeitsfeld Änderungen durchsetzen soll. Der Schorndorfer OB besetze Ämter mit eigenen Leuten, Kritik sei nicht erwünscht, heißt es auf Nachfrage von dem Mann, der namentlich nicht in der Öffentlichkeit erscheinen möchte, aber Verwaltungsorganisation aus eigener Erfahrung kennt. Seine Frau gab zu dem Vorgang keine Stellungnahme ab.

Dem Oberbürgermeister Matthias Klopfer war in der Gemeinderatssitzung die Überraschung anzumerken. Er könne die Sache nur zur Kenntnis nehmen, sagte er am Freitag. Zu Personalsachen äußere er sich nicht öffentlich. Bei dem Mann handle es sich „um eine besondere Person“, er glaube, dass er mit der Wortmeldung „weder sich noch seiner Frau“ einen Gefallen getan habe. Matthias Klopfer nimmt für sich in Anspruch, keine seiner Beschäftigten zu banachteiligen: „Bei mir gibt es keine Mitarbeiter zweiter Klasse“, sagt der Rathauschef.

Ein neues Reich für den König

Aus den Reihen des Gemeinderats gab es indes in der öffentlichen Sitzung keine kritischen Nachfragen zum Umgang mit Beschäftigten, sondern fast einmütige Rückendeckung. Es sei wichtig eine Verwaltung effizient zu organisieren, „und das löst nicht bei allen Mitarbeitern Freude aus“, sagte der SPD-Stadtrat Karl-Otto Völker, und Gerhard Nickel (FDP/Freie Wähler) stellte klar, dass in der Verwaltung für den Einsatz der Mitarbeiter der Grundsatz „form follows function“ gelten müsse. Einzig der CDU-Stadtrat Matthias Härer scherte ein wenig aus, indem er die Umorganisation in einen humorigen Satz packte: „Der König baut sich ein neues Reich.“ Das sei ein Vorwurf, den viele Oberbürgermeister zu Beginn ihrer zweiten Amtszeit hören müssten, sagte Matthias Klopfer, der seinen Führungsstil anders darstellt: „Ich habe nicht den Habitus eines Königs und bin extrem teamorientiert.“