Mit Prämien von bis 10 000 Euro will die Stadt Schorndorf das kreative Potenzial ihrer Mitarbeiter ausschöpfen. Wer umsetzbare Einsparvorschläge einbringt, kann auf ein gutes Zubrot hoffen.

Schorndorf - Die Stadt Schorndorf schafft größere finanziellen Anreize, um Mitarbeiter zu Verbesserungsvorschlägen zu bewegen. Mit dem Jahreswechsel hat das Rathaus ein sogenanntes Vorschlagssystem eingeführt, das Mitarbeiter bei finanziell messbaren Ideen mit einem Drittel der eingesparten Summe belohnen soll, maximal mit 10 000 Euro. Das Ziel sei, die Qualität der Dienstleistungen zu verbessern und das Personal dabei einzubeziehen, sagte der Schorndorfer Kämmerer Thorsten Englert am Dienstag.

 

Die Anreize sind recht umfassend, entwickelt hat sie die Rathausmitarbeiterin Katja Stoico, eine Betriebswirtschaftlerin, die in der Personalentwicklung tätig ist. Der Kern ist ein elektronisches Vorschlagssystem, welches die Stadt bereits für eine Bürgerkontaktplattform namens „Sag’s Schorndorf“ angeschafft hatte, auf welcher man unter anderem Straßenschäden, überfüllte Mülleimer oder Verkehrsprobleme melden kann. Die Rathausmitarbeiter der Daimlerstadt haben nun ihr eigenes Portal auf dieser Plattform bekommen. An ihren Dienstcomputern können sie seit Jahresbeginn eine Seite aufrufen, auf welcher sie die Ideen möglichst detailliert vermerken können. Eine Ampel informiert darüber, ob die Vorschläge eingegangen sind, durch eine Prüfungskommission bereits bearbeitet oder entschieden wurden. Alle Rathausmitarbeiter haben Einblick in die Ideen, die jedoch anonymisiert sind.

Man unterscheide zwischen messbaren und nicht messbaren Vorschlägen, erklärte Thorsten Englert beim Pressetermin am Dienstag. Als Beispiel für messbare Ideen nennt er Ideen zur Energieeinsparung in städtischen Gebäuden. Nicht messbare Vorschläge bezögen sich hingegen beispielsweise auf interne Verwaltungsabläufe. Für diese wurde ein Punktesystem entwickelt, bei denen unter anderem Ausarbeitungsgrad, Aufwand zur Erstellung und die kreative Leistung bewertet werden. Je nach der Zahl der erreichten Punkte sind solche Vorschläge dem Rathaus künftig bis zu 790 Euro wert. Kleinere Punktzahlen werden mit Gutscheinen für das Eiscafé, für Bücher oder fürs Tanken abgegolten.

„Wohl einmalig in Baden-Württemberg“ nennt der Kämmerer Thorsten Englert das neue System. Ihm sei lediglich bekannt , dass die Stadt Mannheim eine ähnliche Prämienstaffelung einführen wolle. Das Vorbild habe den Schorndorfern aber keine Kommune, sondern die freie Wirtschaft geliefert. Man habe unter anderem bei der Firma Bosch Gespräche geführt, die mit dem System der hohen finanziellen Anreize für Mitarbeiterideen Vorreiter gewesen sei. Im Moment betrage die Höchstsumme bei Bosch 150 000 Euro (siehe nebenstehender Artikel „Belohnungen für Ideen“). „Der Jackpot wird in dem Konzern hin und wieder gezogen“, sagt Thorsten Englert.

Der Kämmerer macht indes keinen Hehl daraus, dass er das System auch als Mittel der Gewinnung von Mitarbeitern sehe. Dass die Beschäftigten sich durch entsprechende Vorschläge gegenseitig wegrationalisieren, soll dadurch verhindert werden, dass ein Personalrat ebenfalls Mitglied der Bewertungskommision ist. Die Vorgesetzten in der Verwaltung, die städtischen Dezernenten, sind indes von dem Prämiensystem ausgeschlossen. „Wir gehen davon aus, dass mit höherem Status auch mehr Ideen kommen“, sagt Katja Stoico.

Der Gemeinderat muss übrigens nicht mehr vor der Auszahlung der Prämien gefragt werden. Kurz vor Weihnachten hatten die Ratsmitglieder einer entsprechenden Änderung der Hauptsatzung der Stadt zugestimmt. Wie gut das neue Vorschlagssystem bei der Verwaltung ankommt, will die Stadt jetzt ein Jahr lang testen und dann Anfang des Jahres 2017 bekannt geben.