Nach strittiger Diskussion im Gemeinderat soll ein Vorschlag der Schorndorfer CDU-Fraktion nochmals genauer geprüft werden – demnach soll die Büchereierweiterung am bisherigen Standort am Stadtpark in den Blick genommen werden.

Schorndorf - Die Diskussion um den künftigen Standort für die Schorndorfer Stadtbücherei wird bis in den Oktober weitergehen. Auf eigenen Vorschlag hin hat der Oberbürgermeister Matthias Klopfer in der jüngsten Gemeinderatssitzung das Thema zur genaueren Prüfung auf den Herbst verschoben. Vorausgegangen war eine Diskussion, in welcher die Fraktion der CDU – unterstützt von der Fraktion FDP/ Freie Wähler sich gegen einen Büchereistandort am Güterbahnhof wandte. Es entstehe dort ein teures Solitärgebäude, die Kosten einer Altbausanierung des Güterschuppens seien nicht absehbar, hieß es. Überdies biete der Stadtpark für ein gemeinsames Bildungshaus das weit bessere Umfeld, betonten die Gegner des Umzugs.

 

Der Rathauschef, der, wie berichtet, für den Standort am Güterbahnhof (Arbeitstitel „Bücherbahnhof“) im Vorfeld massiv getrommelt hatte, reagierte pikiert. Als Sabine Brennenstuhl für die Fraktion FDP/Freie Wähler kund tat, dass man am Güterbahnhof „kein Prestigeprojekt“ wolle, wandte Klopfer ein, er erwäge wegen gegensätzlicher Äußerungen des abwesenden FDP-Fraktionschefs Peter Erdmann nun eine zweite Lesung.

Als der CDU-Stadtrat Ingo Sombrutzki die Ideen zum Standort am Stadtpark vorstellte, fuhr ihm der Rathauschef mehrfach in die Parade. Sombrutzki habe ja „Erfahrung im Kampagnen machen“, er könne „als Baubürgermeister kandidieren“, so Klopfer. Als der Stadtrat darum bat, eine Abbildung seines Vorschlags an die Wand projizieren zu können, verweigerte ihm das Klopfer unter Hinweis auf seine Befugnisse als Sitzungsleiter. Während die SPD-Stadträte Hans-Ulrich Schmid und Heidi Rapp Sombrutzki aufforderten, endlich mit seinem Vortrag aufzuhören, verteidigten andere Stadträte ihn. Wenn sich jemand so viele Gedanken gemacht habe, müsse man ihm bis zum Ende zuhören, befand Andreas Schneider von den Grünen.

Der CDU-Fraktionschef Herrmann Beutel griff Klopfer an. Er sei enttäuscht, dass der OB im Vorfeld geäußert habe, dass es „im schlechtesten Fall eine parteipolitische Entscheidung“ geben müsse. „Ein Büchereistandort ist keine parteipolitische Entscheidung“, sagte Beutel. Zwar sei bei einem Anbau im Stadtpark auch nicht mit Sanierungsmitteln zu rechnen – doch wenn man das Güterbahnhofareal an einen Investor verkaufe, „sind wir sehr wohl wieder finanziell im grünen Bereich“.

Der bisherige Standort am Park biete eine sehr gute Ausstattung, sagte Ingo Sombrutzki. Gemeinsam mit der Volkshochschule und der Seniorenbegegnungsstätte sei er bereits sowohl „Haus der Bildung“ als auch Generationentreffpunkt. Schorndorf verfüge schon über eine „schöne Bücherei am Park“, die eine hohe Aufenthaltsqualität biete. Er schlage einen Anbau an das bisherige Gebäude vor, welcher der Bücherei 1200 Quadratmeter Flächen und eine Terrasse für die Leser in Richtung des Parks geben werde. Einen sichtbareren Standort brauche die Bücherei nicht, der jetzige sei „gelernt“. Er glaube zudem, dass dieser Anbau billiger zu bauen sei, als die vom Architekten Andreas Bloss taxierten 4,3 Millionen Euro, so der CDU-Stadtrat.

Die Büchereileiterin Marianne Seidel widersprach Sombrutzki indes. Für sie habe die Sichtbarkeit der Bücherei „Prio Eins“. Und so idyllisch, wie der Stadtpark geschildert werde, sei er nicht – zwei laute Straßen rahmten die Grünfläche ein.

Am Tag nach der Diskussion ließ Oberbürgermeister Matthias Klopfer die Stadträte per E-Mail wissen, dass er künftig nicht schriftlich vorbereitete Anträge grundsätzlich vertagen werde. Zudem werde er in den Ausschüssen solche Entscheidungen öffentlich vorbereiten lassen und über das Mitteilungsblatt informieren.