Die Stadt Schorndorf ändert ihren Umgang mit Geschwindigkeitsmessungen: Bisher wurde nur mobil gemessen, vom kommenden Jahr an sollen vier Blitzersäulen kommen, davon zwei an der B 29.

Schorndorf - Das Netz der Geschwindigkeitskontrollen auf der Bundesstraße 29 wird vom kommenden Jahr an dichter. Am Donnerstagabend hat der Schorndorfer Gemeinderat mit großer Mehrheit grünes Licht für die Anschaffung von vier Säulenblitzanlagen gegeben, von denen zwei für die B 29 bestimmt sind. Der genaue Standort müsse noch abgeklärt werden, sagte die Chefin des Geschäftsbereichs Ordnung, Karin Bauer, auf Anfrage. Gedacht sei jedoch daran, zwei Anlagen zwischen dem Grafenberg- und dem Sünchentunnel in beiden Fahrtrichtungen zu installieren. Das dort vorgeschriebene Tempo 100 werde oft überschritten, sagte Bauer, und nicht angepasstes Tempo sei die Hauptursache von schweren Unfällen. Man beginne nun mit der Ausschreibung, frühestens im Frühjahr sollen die ersten Geräte aufgestellt werden, kündigte Bauer an.

 

Der Beschluss markiert eine Änderung der Schorndorfer Routine der Geschwindigkeitsmessungen. Bislang hatte die Daimlerstadt ausschließlich auf mobile Radarkontrollen gesetzt, die an 150 wechselnden Standorten in ganzen Stadtgebiet standen. „Die Denkweise beim Verkehr hat sich geändert und politisch wird nun anders gedacht“, begründet Karin Bauer. Jede der neun Anlagen, voraussichtlich das Modell Poliscan der Firma Vitronic, wird in der Anschaffung inklusive Anschlusskosten 100 000 Euro kosten, zudem rund 15 000 Euro Betriebskosten im Jahr. Außer den beiden Säulen Bundesstraße sollen zwei Anlagen an der Göppinger und an der Schlichtener Straße installiert werden. Dort führen von der Schurwaldhöhe her kommende Gefällestrecken in die Stadt.

Trotzdem hatte der Vorschlag des Geschäftsbereichs im Laufe der Diskussion Eigendynamik gewonnen. Ursprünglich hatte der Geschäftsbereich Ordnung nur zwei Anlagen vorgeschlagen, in der nichtöffentlichen Vorberatung im Ausschuss steigerte sich deren Zahl auf drei. Als dann der Oberbürgermeister Matthias Klopfer die Stadträte um ein Votum bat, ob sie eher die Schlichtener oder die Göppinger Straße bevorzugen würden, herrschte eine Stimmengleichheit mit elf zu elf Stimmen. Eine weitere Abstimmung ergab, dass beide Standorte eine solche Kontrollsäule erhalten. Der Vorschlag des CDU-Stadtrats Ingo Sombrutzki, die Rudersberger Straße im Teilort Miedelsbach damit zu bestücken, fand keine Mehrheit.

Das schärfste Pro und Kontra kam kurioserweise aus der gleichen Fraktion. Der FDP-Fraktionschef Peter Erdmann sagte, den größten Gefallen tue man mit den Blitzern dem Kämmerer Thorsten Englert. Das Ganze grenze an Wegelagerei. „Wir werden das auf keinen Fall mittragen“, so Erdmann. Nachdem andere Städte wie Stuttgart solche Geräte einsetzten „freue ich mich darauf“, wandte sein Fraktionskollege Gerhard Nickel ein. Es nutze nicht nur fiskalisch der Stadt, sondern auch ihm persönlich als Rechtsanwalt, „wenn ich den einen oder anderen helfen kann, der um seinen Führerschein kämpft“.