Mit vielen guten und originellen Ideen zur Energiewende haben Stuttgarter Schüler bei einer Diskussion Oberbürgermeister Fritz Kuhn verblüfft. Die Jugend präsentierte Ideen, auf die das Rathaus noch nicht gekommen ist.

Stuttgart - Im Mittleren Sitzungssaal des Rathauses ist es am Freitagvormittag besonders energiegeladen zugegangen: Schüler aus Stuttgarter Gymnasien und Wirtschaftsschulen präsentierten Oberbürgermeister Fritz Kuhn 15 von insgesamt 40 Vorschlägen für das städtische Konzept zur Energiewende.

 

„Ich freue mich, dass wir gemeinsam überlegen können, wie wir die Energiewende in Stuttgart am besten voranbringen können“, sagte der OB bei der Begrüßung der Schüler und Lehrer. Dieses wichtige Zukunftsthema habe für junge Menschen schließlich einen ganz besonders hohen Stellenwert. „Es geht dabei ja um ihre Zukunft“, so Kuhn. Im Jahr 2050 wolle man Strom und Wärme in Stuttgart nur noch aus erneuerbaren Energien gewinnen. Das sei noch ein weiter Weg. Von 1990 bis heute habe die Stadt 14 Prozent fossile Primärenergie eingespart, 2020 sollten es 20 Prozent sein. Um dieses Ziel zu erreichen, muss jeder Bürger ein Teil der Energiewende werden“, betonte Kuhn. Mit der Wirtschaft, der Wissenschaft und Bürgerinitiativen habe man bereits gesprochen. „Nun bin ich ganz gespannt auf ihre Vorschläge“, betonte der OB.

Schule soll das Thema Energie stärker behandeln

Die Tipps ließen nicht auf sich warten. „Wir brauchen mehr Fotovoltaikanlagen auf öffentlichen und privaten Gebäuden“, meinte eine Schülerin. Neue Gebäude müssten gleich mit Zellen zur Erzeugung von Sonnenstrom errichtet werden. Die Solarmodule seien schließlich leicht zu montieren. „Allerdings sind die Kosten noch recht hoch“, schränkte die junge Energieexpertin ein. Und der Strombedarf sei damit allein nicht zu decken, weil die Sonne halt nicht immer scheine. „Wir fördern Fotovoltaikanlagen, wenn sie sinnvoll sind“ antwortete Jürgen Görres, Leiter der Abteilung Energiewirtschaft im Umweltamt. Manchmal gebe es aber zu viel Schatten oder Probleme mit der Statik. „Es fehlen auch noch geeignete Akkus, um den Sonnenstrom speichern zu können“, ergänzte Kuhn. Dass die Sonne aber ein guter Energielieferant ist, darüber waren sich Experten und Zuhörer einig.

In der Debatte gab es auch selbstkritische Töne. „In unsere Klasse stehen oft die Fenster offen“, hieß es. In der Schule müsse die Energiewende bereits in den unteren Klassen behandelt werden. „Hausmeister und Schüler sollten beim Energiemanagement eng zusammenarbeiten“, lautete ein Vorschlag.

Es folgten noch viele gute Ideen. Völlig neu für den OB war der Tipp, Essen nur noch mit Elektroautos auszuliefern. „Fast jeder Pizza-Service fährt heute mit ziemlich alten Autos herum“, bemängelte ein junger Energiesparer. Da werde auf kurzen Strecken viel Energie verschwendet und die Luft mit Schadstoffen belastet. Der Lieferservice boome, weil eine Pizza übers Internet bequem zu bestellen sei. Dem OB, der alle 700 Stuttgarter Taxis nach und nach elektrifizieren möchte, konnte man es an der Nasenspitze ansehen: auf diese Idee war noch niemand im Rathaus gekommen.