Offiziell möchte die Polizei kaum etwas sagen. Doch wie aus Ermittlerkreisen zu hören ist, soll die aus dem Ruder gelaufene Festnahme von zwei mutmaßlichen Drogenkurieren in der Innenstadt am Mittwochabend ausführlich nachbearbeitet werden.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Stuttgart - Offiziell möchte die Polizei kaum etwas sagen. Doch wie aus Ermittlerkreisen zu hören ist, soll die aus dem Ruder gelaufene Festnahme von zwei mutmaßlichen Drogenkurieren in der Innenstadt am Mittwochabend nun ausführlich nachbearbeitet werden. Bei dem Einsatz war ein Polizist überfahren und schwer verletzt worden. Zwei mutmaßliche Drogenkuriere konnten erst nach Schüssen gestellt werden. Die beiden Männer im Alter von 21 und 23 Jahren wurden an Armen und Beinen getroffen. In ihrem Wagen entdeckte man vier Kilogramm Marihuana.

 

Bei der Nachbearbeitung des Zugriffs soll auch zur Sprache kommen, warum der heikle Einsatz gerade mitten in der City auf der stark befahrenen Hauptstätter Straße erfolgt ist. Schließlich wurden die Tatverdächtigen längere Zeit observiert. Die Fahnder waren ihnen vom Raum Backnang aus gefolgt. Offenbar waren die mutmaßlichen Drogenfahrer auf dem Heimweg nach Rottenburg. Möglicherweise hätte es auf der etwa 100 Kilometer langen Strecke geeignetere Orte gegeben, um zuzugreifen – nicht mitten in der Stadt, gegebenenfalls vor der Haustür in Rottenburg. Zudem soll geklärt werden, wie es passieren konnte, dass ein Polizist des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) von einem Auto überrollt wurde. Der Mann sei darauf gedrillt, bei einer Festnahme auf seine Sicherheit zu achten.

Polizei zur MEK-Einsatztaktik: „ein sensibles Thema“

Im Polizeipräsidium Göppingen, wo das MEK stationiert ist, gibt man sich zugeknöpft. Man wolle nichts zur Taktik sagen, um in der Zukunft Straftätern keine wertvollen Informationen zu liefern, so ein Polizeisprecher. Damit wolle man auch die MEK-Polizisten schützen, die beim Zugriff mit Schwerverbrechern und bewaffneten Straftätern zu tun hätten. Es sei ein „sensibles Thema“. Man erklärte lediglich, dass die Fahnder erfahren seien. Sie hätten entschieden, dass auf der B14 zwischen Österreichischem und Marienplatz der richtige Moment für den Zugriff gewesen sei.

Wie sich erst später herausstellte, erfolgte die Festnahme im Rahmen eines größeren Polizeizugriffs. Denn kurz danach wurden im Raum Backnang zwei weitere 18 und 22 Jahre alte Männer festgenommen, bei denen die beiden mutmaßlichen Drogenkuriere aus Rottenburg (Kreis Tübingen) die Drogen gekauft haben sollen. Ein weiterer 20 Jahre alter Mann aus Rottenburg wurde ebenfalls gefasst. Er soll mit den beiden Männern, die in Stuttgart festgenommen wurden, unter einer Decke stecken. Alle sitzen nun in Untersuchungshaft. Gegen den 21-jährigen Fahrer von Stuttgart wird wegen versuchten Mordes ermittelt.

Staatsanwaltschaft erwartet einen Bericht

Wie bei jedem Schusswaffengebrauch muss die Polizei auch im Fall des Zugriffs auf der Hauptstätter Straße der Staatsanwaltschaft Bericht erstatten. Dabei wird geprüft, ob der Einsatz der Dienstpistolen rechtmäßig war. Bisher lägen aber keine Anhaltspunkte dafür vor, dass dies nicht der Fall sei, so die Staatsanwaltschaft.