Bald ist Schulbeginn in Baden-Württemberg. Wir haben eine Physiotherapeutin gefragt, wie schwer und groß der Schulranzen sein darf und was beim Packen und Tragen beachtet werden muss.

Digital Desk: Lena Hummel (len)

Stuttgart - Es gibt sie mit Schmetterlingen für Mädchen und mit Autos für Jungs: Schulranzen für Grundschüler. Oft scheinen sie zu groß und zu schwer für die zierlichen Kinder. Doch nicht nur die Größe und das Gewicht der Ranzen beeinflussen die Rückengesundheit der Schüler, auch richtiges Packen und Tragen sind entscheidend für einen gesunden Rücken.

 

Lange galt die Regel, dass der Schulranzen nicht schwerer sein sollte als 10 Prozent des Körpergewichts. Laut Frauke Mecher vom Deutschen Verband für Physiotherapie ist diese Regelung allerdings veraltet. Man sei heute etwas großzügiger und halte bis zu 17 Prozent des Körpergewichts für akzeptabel. Ab circa 20 Prozent des Körpergewichts konnten in einer Studie Einflüsse auf die Bandscheibe nachgewiesen werden, so Mecher.

Trotz dieser Richtwerte sei es schwierig, standardisierte Aussagen über das Maximalgewicht von Schulranzen zu treffen. „Wie schwer ein Rucksack tatsächlich sein darf, hängt letztlich immer von der körperlichen Fitness der Kinder ab“, sagt Mecher. Ausreichender Sportunterricht und Bewegungspausen seien für Schulkinder unerlässlich. Grundsätzlich rät die Physiotherapeutin, dass der Ranzen immer so leicht wie möglich sein sollte. Eltern sollten einerseits beim Kauf darauf achten, dass der leere Ranzen nicht mehr als ein Kilogramm wiegt. Andererseits sei es wichtig, dass Eltern jeden Tag gemeinsam mit ihren Kindern in den Ranzen schauen und sicherstellen, dass kein unnötiger Ballast mitgeschleppt wird.

Schwere Sachen an den Körper

Neben dem Gewicht spielt auch die Größe des Schulranzens eine entscheidende Rolle für die Rückengesundheit. Der Ranzen sollte immer von den Schultern bis zum Kreuzbein reichen. Die Physiotherapeutin rät deshalb davon ab, Schulranzen zum Hineinwachsen zu kaufen: „Ich weiß, dass das ein teurer Spaß ist, man sollte aber lieber Tauschbörsen einrichten, anstatt die Schulranzen auf Zuwachs zu kaufen“, empfiehlt sie. Von einem einfachen Rucksack sei generell abzuraten. Richtige Schulranzen seinen dann empfehlenswert, wenn sie ergonomisch geformt und gepolstert sind, und die Trageriemen mindestens vier Zentimeter breit sind.

Beim Packen gibt es eine wichtige Regel: schwere Sachen an den Körper. Ist das Kind sehr klein und zierlich, könnten Eltern über einen zweiten Büchersatz für Zuhause nachdenken. „Das sollte allerdings die Ausnahme bleiben“, so Mecher. Beim Tragen sei es wichtig, dass der Ranzen immer auf beiden Schultern und möglichst nahe am Körper transportiert wird. Falls der Ranzen einen Brust- und Bauchgurt hat, sei es empfehlungswert diese zu schließen. „Irgendwann ist das natürlich uncool“, so Mecher.

Trolleys sind nicht alltagstauglich

Zwar wird der klassische Schulranzen immer häufiger vom Trolley abgelöst, der Rollkoffer ist aber keine akzeptable Alternative. Einerseits ist das einseitige Ziehen schlecht für den Rücken, anderseits sind die Trolleys im Alltag der Kinder wenig praktikabel, so die Meinung der Physiotherapeutin.

Mecher weist darauf hin, dass Gesundheit und Haltung der Kinder nicht nur vom Schulranzen abhängen, sondern auch von der Tisch- und Stuhlhöhe in der Schule. Es sei inakzeptabel, dass die Kinder beim Sitzen mit den Füßen in der Luft hängen und ständig die Balance halten müssen, gleichzeitig aber feinmotorische Höchstleistungen bringen sollen. Eltern sollten sich dafür einsetzen, dass Stühle und Tische zur Körpergröße ihrer Kinder passen, auch wenn das heißt, dass Stühle und Tische in unterschiedlichen Größen angeschafft werden müssen.