Schüler des ESG werfen im Stage Palladium Theater einen Blick hinter die Kulissen. Bei der abendlichen Vorstellung sitzen sie zum Abschluss wieder als begeisterte Fans im Publikum.

Bernhausen/Möhringen - Beim Thema Musical macht Laura so schnell niemand etwas vor. Tarzan in Hamburg, Udo Lindenberg in Berlin – neun Mal saß die Schülerin des Eduard-Spranger-Gymnasiums schon im Publikum großer Musiktheater. „Meine ganze Familie ist davon begeistert“, sagt die 15-Jährige. Das sind beste Voraussetzungen für den aktuellen Lernstoff im Fach Musik. Dort steht in der neunten Klasse die beschwingte Kombination aus Schauspiel, Tanz und Gesang auf dem Lehrplan und Lehrer Andreas Höftmann hat sich für praxisnahen Unterricht entschieden. 60 Gymnasiasten aus Bernhausen waren kürzlich im Palladium Theater in Möhringen bei den Vorbereitungen für die Vorstellung des Musicals Mamma Mia dabei.

 

Einblicke in den Backstage-Bereich

Die quirlige Blondine trägt lässige Schnürschuhe, ein weites, beiges Shirt und eine trendige Schirmmütze. Zwischen den Jugendlichen von den Fildern fällt Darstellerin Helena Blöcker an diesem Nachmittag nicht weiter auf. Das wird sich wenige Stunden später ändern. „Ich stehe heute Abend als Schriftstellerin Rosie auf der Bühne“, verrät sie. Dann zwängen sich die Künstler in knallbunte Stretchgewänder, stülpen bunte Perücken über oder wirbeln in silberfarbenen Plateauschuhen über die Bühne. Doch bis dahin ist noch etwas Zeit und Helena Blöcker öffnet gemeinsam mit den Stage PR-Managern Jürgen Langerfeld und Sarah Konzept die Türen in ein Reich, das den Zuschauern normalerweise verborgen bleibt – den Backstage-Bereich.

Ihre erste Lektion lernen die Schüler auf der Probebühne im dritten Obergeschoss. Im Halbkreis nehmen sie auf dem schwarzen Boden Platz, der mit weißen Linien und bunten Kreuzen versehen ist. Jürgen Langerfeld klärt auf: „Das sind die gleichen Markierungen wie auf der Bühne. Sie helfen dabei, wenn es darum geht, zur rechten Zeit am rechten Platz zu stehen.“

Disziplin und Pünktlichkeit spielen auch im Showbusiness eine wichtige Rolle. „Es gibt hier viele Parallelen zur Schule“, berichten die Profis. Als Klassenbuch fungiert die Sign-in-Liste, in der jeder Darsteller seine Anwesenheit dokumentieren muss. Der Probenplan ersetzt den Stundenplan und anstelle von Lektionen in Englisch und Französisch gibt es für die Akteure Phonetik-Unterricht. Einen Vorteil ihres Engagements am Theater hat Helena Blöcker jedoch schnell ausgemacht: „Ich kann morgens länger schlafen.“

„Das kann man ruhig öfter sehen“

Der vermeintliche Pluspunkt relativiert sich jedoch, als die Darstellerin von ihrem Arbeitspensum berichtet. „Wir sind bis 21.30 oder 22.30 Uhr in Aktion. Danach brauchen wir noch einige Zeit, um wieder zur Ruhe zu kommen“, berichtet sie. Vor und während der Vorstellung ist voller Einsatz gefordert. Zwischen den dicht behängten Kleiderstangen im Kostümfundus bekommen die Schüler einen Eindruck vom Stress, den allein die ständigen Kleiderwechsel verursachen. „Hauptdarstellerin Donna muss zwischen zwei Szenen in acht Sekunden ins Hochzeitskleid wechseln. Ohne die Unterstützung von Mitarbeitern, die beim Aus– und Anziehen helfen, wäre das nicht möglich“, erzählt Helena Blöcker.

Dilara aus der 9d ist beeindruckt: „So einen Kleiderschrank hätte ich auch gern.“ Der Traum platzt, als Jürgen Langerfeld das Wort ergreift: „Die Kostüme werden in London hergestellt und kosten bis zu 2500 Euro je Stück“. Auch das wissen die Schüler nun: „Die Sänger tragen Mini-Mikrofone, die auf der Stirn befestigt sind.“ Zum Abschluss der Führung dürfen die Jugendlichen zwischen den Kulissen des griechischen Dorfes Bühnenluft schnuppern, dann werden die Besucher wieder zu Zuschauern. Bei der abendlichen Vorstellung sitzen sie als Fans im Publikum. Auch Musical-Dauergast Laura spart nicht mit Applaus. „Ich war schon mal in Mamma Mia, aber das kann man ruhig öfter sehen“, sagt sie. Vor allem dann, wenn man weiß, wie viel Mühe hinter der Inszenierung steckt.