Mit zwei Projekten hilft die Diakonie verschuldeten Jugendlichen. Sie geraten aus Leichtsinn in die Schuldenfalle oder sie werden von ihren Eltern finanziell missbraucht.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Wer einmal in die Schuldenfalle getappt ist, der kommt ganz schwer wieder heraus. Eine Hilfe für Jugendliche bieten die Kreisdiakonie und der Stadtjugendring Esslingen. Projekte, die aus Sicht der Träger immens wichtig sind, weil Jugendliche anders ticken als Erwachsene. Denn: bei der normalen Schuldnerberatung im Landkreis seien Wartezeiten bis zu sechs Monaten die Regel, sagt der Diakoniechef Eberhard Haußmann, doch ein Jugendlicher könne natürlich keine sechs Monate waren. Diese Projekte laufen allerdings demnächst aus, und die Diakonie weiß nicht genau, wie es weiter geht.

 

Gegenwärtig sind im Projekt „Cashflow“, das Lena Stumpp betreut, 37 Jugendliche, die eine Langzeitberatung brauchen, elf Jugendliche erhalten kurzzeitig Hilfe, und 31 Jugendliche haben den Weg zurück geschafft. Es sind Schuldner so wie jener Jugendliche, der keine Lust hatte, sein Monatsticket in der Bahn zu zeigen und deswegen Strafe zahlen musste. Weil er sich nicht weiter darum kümmerte, kam schnell eine Rechnung mit Mahngebühren und Anwaltskosten von beinahe tausend Euro zusammen, eine Summe, die für einen Jugendlichen, der gerade in der Ausbildung ist, geradezu astronomisch ist.

Jugendliche kümmern sich oft nicht

Doch nicht immer ist es jugendlicher Leichtsinn, der solch hohe Schulden aufhäuft. Für Lena Stumpp sind diese 1000 Euro nicht einmal viel. Den Rekord hält ein Jugendlicher, der 80 000 Euro Schulden hat. In seinem Fall haben seine Eltern seinen Namen und sein Konto für ihre dubiosen Finanzgeschäfte benutzt.

Hand in Hand mit dem Projekt „Cashflow“ arbeitet das Projekt „Reset“, das ebenfalls durch Spenden finanziert wird. Dessen Träger ist der Kreisjugendring, und Andrea Lenz gibt darin jugendlichen Straffälligen eine pädagogische Hilfe. Schnell merkte sie, dass bei mindestens einem Drittel der jugendlichen Straftäter Schulden im Hintergrund vorhanden sind. Sie bietet jetzt einen Workshop an, in dem sie Grundlagen der häuslichen Ökonomie lehrt. „Es gibt Jugendliche, die gehen zweimal im Monat zum Friseur und wundern sich, dass sie pleite sind“, berichtet sie.

Überhaupt ist die Arbeit von Andrea Lenz und Lena Stumpp sehr vielschichtig. Sie müssen sich in Recht und Betriebswirtschaft auskennen, und sie müssen pädagogisch arbeiten können. Denn viele Jugendliche haben nicht gelernt, mit Geld umzugehen. Oder sie kommen aus armen Haushalten, die selbst überschuldet sind. Eberhard Haußmann rät allen Eltern, ihren Kindern Taschengeld zu geben und klar zu vereinbaren, was sie selbst davon kaufen müssen und was nicht. Wenn der Geldbeutel immer leerer werde am Ende des Monats, dann würden sie ein Gefühl für die Endlichkeit von Geld bekommen.

Er brachte gleich seinen Kumpel mit

Wer sich trotzdem verschuldet hat, dem hilft Lena Stumpp zunächst, indem sie den Druck von dem Jugendlichen nimmt, damit er Luft bekommt, sich wieder um Einnahmen zu kümmern. Zunächst redet sie mit den Gläubigern, und dann versucht sie, für den Jugendlichen einen Wirtschaftsplan aufzustellen, mit dem er seine Schulden nach und nach tilgen kann. Manchmal hat sie auch Glück. Denn jener jugendliche Schwarzfahrer war zum Tatzeitpunkt erst 17 Jahre alt, und damit konnte die Bahn keine Schulden bei ihm eintreiben. Er war der Beratungsstelle sehr dankbar und brachte gleich seinen Kumpel mit, der ebenfalls bis über beide Ohren verschuldet war.