Portugal ist nach drei Jahren am Tropf der Europartner die Rückkehr an den Kapitalmarkt geglückt. Auch Staatsanleihen aus anderen Krisenländern wandeln sich von Ladenhütern zu Bestsellern. Den Preis zahlen die Sparer.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Es ist ein weiterer Etappensieg im Kampf gegen die Eurokrise: Nach drei Jahren am Tropf der EU-Partner ist Portugal am Mittwoch an die Finanzmärkte zurückgekehrt. Das Land beschaffte sich erstmals seit 2011 wieder langfristige Kredite am regulären Anleihemarkt. Mit der Versteigerung zehnjähriger Staatsanleihen nahm die Regierung in Lissabon 750 Millionen Euro auf. Sie zahlt dafür 3,6 Prozent Zinsen, das ist der niedrigste Satz seit acht Jahren. „Die Auktion war bombig“, sagte Commerzbank-Analyst Christoph Rieger der Stuttgarter Zeitung. Damit könne Portugal wie angekündigt „den Ausstieg aus dem Hilfsprogramm angehen“. EU und IWF haben dem Land seit 2011 Rettungsdarlehen von 78 Milliarden Euro gewährt.

 

Portugal flüchtete damals unter den Euro-Rettungsschirm, weil fast niemand mehr in Staatsanleihen des Landes investieren wollte. Mittlerweile sind selbst griechische Schuldtitel wieder gefragt: Als das notorische Euro-Sorgenkind kürzlich fünfjährige Staatsanleihen in Höhe von drei Milliarden Euro verkaufte, übertraf die Nachfrage das Angebot um das Sechsfache.

Die Angstvor einer Staatspleite ist verflogen

Zwar sitzen Griechenland und auch Portugal weiterhin auf gigantischen Schuldenbergen. Doch eine Staatspleite fürchten die meisten Investoren offenkundig nicht mehr. Grund dafür sind nicht nur die Rettungspakete und Reformen der vergangenen Jahre, sondern vor allem ein Hilfsversprechen der Europäischen Zentralbank (EZB). Deren Präsident Mario Draghi kündigte 2012 an, die EZB werde „alles Nötige tun“, um den Euro zu retten. Im Notfall werde sie die Krisenländer durch den Kauf von Staatsanleihen in unbegrenzter Höhe stützen. „Das war der Wendepunkt“, sagt Commerzbank-Analyst Rieger.

Bislang hat Draghi keine Staatsanleihen kaufen müssen. Sein als Abnahmegarantie verstandenes Versprechen reichte, um die Nachfrage nach Schuldtiteln der Euro-Sorgenkinder anzukurbeln. Allerdings hat die Notenbank aus einem früheren Kaufprogramm unter Draghis Vorgänger Jean-Claude Trichet noch Staatsanleihen im Wert von 170 Milliarden Euro in den Büchern.

Risiken und Nebenwirkungen

Diese Altlasten könnten zum Problem werden, falls es zu einem weiteren Schuldenschnitt für Griechenland kommt. Neben den Euro-Partnern, die Athen wohl mindestens Zinszahlungen erlassen müssen, dürfte sich dann auch die EZB mit Forderungen nach einem Verzicht konfrontiert sehen. Bislang lehnt die Notenbank Abschreibungen auf die griechischen Staatsanleihen in ihrer Bilanz kategorisch ab – die Zinsen auf diese Papiere wurden den Griechen allerdings schon einmal erlassen. Die Euro-Regierungen, die diese Einnahmen von der Notenbank bekamen,schickten das Geld nach Athen zurück. Sollte die EZB mit den Staatsanleihen doch noch Verluste machen, träfen diese ebenfalls die Euroländer und damit die Steuerzahler.

Schmerzhafte Folgen hat die EZB-Rettungspolitik schon heute für Sparer. Denn im Kampf gegen die Krise senkte die Notenbank ihren Leitzins auf 0,25 Prozent und läutete damit einen Sinkflug der Zinsen auf Spareinlagen ein. Indirekt beflügelt auch dieses Zinstief die Nachfrage nach Staatsanleihen aus Südeuropa: Da diese wegen des verbleibenden Ausfallrisikos vergleichsweise hohe Renditen abwerfen, gewinnen sie an Beliebtheit. „Wenn ich keinen Ausfall fürchte, sind 3,6 Prozent auf portugiesische Staatsanleihen natürlich attraktiver als 1,5 Prozent auf Bundesanleihen“, sagt der LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert. Sollte die EZB – wie zu Monatsbeginn angedeutet – nachlegen und zwecks Abwehr einer Deflation doch noch Staatsanleihen zukaufen, würden die Zinsen noch weiter sinken.