Im neuen Olgahospital samt Frauenklinik an der Kriegsbergstraße werden nicht nur Kinder, Jugendliche und (werdende) Mütter behandelt. In dem Neubau ist jetzt auch die Krankenhausschule eröffnet worden, an der 23 Lehrer erkrankte Kinder unterrichten.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Stuttgart - Das neue Olgahospital samt Frauenklinik an der Kriegsbergstraße dient nicht nur der Behandlung von Säuglingen, Kindern, Jugendlichen und (werdenden) Müttern. Mit der Inbetriebnahme des Neubaus ist auch der Umzug einer Schule verbunden gewesen. Denn junge Patienten, die wegen ihrer Behandlung mindestens eine Woche lang nicht dem regulären Unterricht an ihrer Herkunftsschule folgen können, werden in der Klinik unterrichtet. Dabei steht nicht nur die Wissensvermittlung im Mittelpunkt. Vor allem für schwer kranke Schüler bietet die Schule eine willkommene Ablenkung und einen Halt – ein Stück Normalität.

 

2,25 Millionen Euro hat die Stadt und 760 000 Euro das Land in die Räume investiert, die im abstrakt klingenden Technikbereich geschaffen worden sind. Vier größere und fünf kleinere Unterrichtsräume für je etwa sechs Schüler sind dort zentral eingerichtet worden. Hinzu kommen auf fünf weiteren Stationen des Olgahospitals separate kleinere Klassenräume. Weiterhin gibt es aber auch Unterricht am Krankenbett, wenn es der Gesundheitszustand der Schüler nicht anders zulässt. Die Schule soll aber kein Zwang sein – schließlich haben die meisten Patienten mit ihren Erkrankungen oft einen längeren Leidensweg hinter und oft auch noch vor sich.

Lehrer arbeiten eng mit den Ärzten zusammen

In Absprache mit den Lehrern, den Ärzten, den Pflegern und den Eltern der Schüler wird daher zunächst geklärt, ob und wann ein Patient dem Unterricht wieder folgen kann. Auch um den Anschluss nicht zu verlieren. Unterrichtet wird dann fachweise in kleinen Gruppen, die vom Wissensstand zusammenpassen. „Abseits des Klinikalltags tauschen sich die Kinder und Jugendlichen in den Klassen untereinander aus“, sagt Rektor Ulrich Braun. „Man glaubt gar nicht, wie viel Sicherheit der Schulbesuch für kranke Schüler bietet.“

Die Schule für Kranke hat zwei Außenstellen: in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Bad Cannstatt und im Stuttgarter Westen an der Hasenbergstraße. 130 Schüler werden parallel unterrichtet, über das gesamte Jahr hinweg sind es fast 800.

Keine Religion und kein Sport auf dem Stundenplan

Religion und Sport stehen nicht auf dem Stundenplan. Zum Schulalltag gehören hingegen Aufsätze schreiben, Vokabeln pauken, Referate halten, Hausaufgaben erledigen – und auch Klassenarbeiten werden geschrieben. „Priorität hat allerdings die Genesung der Schüler“, betont Braun. „Erst dann kommt der Unterricht.“ Für einige Patienten, die beispielsweise chronisch krank sind oder Krebs haben, ist das Olgahospital quasi deren Zweitschule.

Gegenwärtig kümmern sich 23 Lehrer um die Kinder und Jugendlichen. Sie sind immer wieder verblüfft, mit welchem Wissensdurst vor allem schwer kranke Schüler dem Unterricht folgen. „Vor diesen Leistungen zieht das ganze Kollegium den Hut“, sagt Ulrich Braun.