Eine Gruppe Sechstklässler vom Hegel-Gymnasium haben das Fraunhofer IPA besucht. Hintergrund ist die Kooperation zwischen dem IPA und dem Jugendhaus in Stuttgart-Vaihingen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Die Mädchen sind entzückt: „Ist der süß“, sind sich die Sechstklässlerinnen einig, während der Film über die Leinwand flimmert. Zu sehen ist aber kein Teenagerschwarm, sondern der Car-O-bot. In dem kurzen Videoclip übergibt er einer Frau eine Rose und bekommt dafür einen Kuss aufs Display.

 

Eine Gruppe Schüler vom Hegel-Gymnasium war am Dienstag im Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) an der Nobelstraße in Stuttgart-Vaihingen. Die dortigen Wissenschaftler haben den Car-O-bot erfunden, der verschiedene Dienstleistungen ausführen kann, beispielsweise in einem Pflegeheim. Der Institutsleiter Thomas Bauernhansl empfing die Gäste mit den Worten: „Wer von euch hat denn einen Roboter zu Hause?“ Viele Finger schnellten in die Höhe. Einige haben einen Rasenmäher- oder Staubsaugerroboter. Andere bauen ihre eigenen Maschinen mit einem Lego-Mindstorms-Kasten. Doch einen dem Menschen nachempfundenen Roboter hat noch keiner live gesehen. „Vielleicht entwickeln einige von euch in acht bis zehn Jahren selbst Roboter“, warf Bauernhansl in die Runde und ergänzte: „Dazu müsst ihr Naturwissenschaften studieren und euch dann hier bewerben. Ich würde mich freuen, wenn ich den ein oder anderen wiedersehe. Dann wäre dieser Termin heute ein echter Erfolg“, sagte der Professor.

Seit zwei Jahren kooperieren das Jugendhaus und das Fraunhofer IPA

Denn darum geht es bei der vor knapp zwei Jahren ins Leben gerufenen Kooperation zwischen dem Fraunhofer IPA und dem Jugendhaus Vaihingen. Dieses wiederum arbeitet eng mit dem Hegel-Gymnasium zusammen. „Es ist mir ein persönliches Anliegen, junge Menschen für Technik zu interessieren“, sagte Bauernhansl. Die Ingenieurwissenschaften seien nach wie vor wichtig, würden aber nicht mehr eine so hohe Wertschätzung erfahren wie früher. Das sei eine Ursache für den Nachwuchsmangel bei technischen Berufen. Aus Bauernhansls Sicht ist das fatal. „Ohne die Technik ist unser heutiger Wohlstand nicht zu sichern“, sagte der Professor. Teil der Kooperation war auch, dass die Jugendlichen bei ihrer Kunstwoche im Jugendhaus ein Motiv für die IPA-Weihnachtskarte entworfen haben. „Wir wollen die Jugendlichen für Technik begeistern und ihnen frühzeitig Zugang verschaffen zur wissenschaftlichen Welt“, sagte der Jugendhausleiter Klaus Hausch. Ulrich Bielefeld, Lehrer am Hegel-Gymnasium, sieht es genauso. „Es geht darum, das Interesse zu wecken und darum, dass sich Schule für die wirkliche Welt öffnet.“ Außerdem sei der Ausflug zum Fraunhofer IPA eine Belohnung für die Sechstklässler. „Das ist wirklich eine tolle Truppe“, lobte Bielefeld.

Die Schüler haben viele Fragen

Bauernhansl forderte die Schüler auf, viele Fragen zu stellen. Das taten die Mädchen und Jungen dann auch. Vor allem, als es nach dem theoretischen Teil auf das Versuchsfeld ging. In einer großen Halle auf dem Gelände an der Nobelstraße sind Roboter in Aktion zu sehen. Zum Beispiel einer, der verschiedene Bauteile greift und sortiert. „Braucht so ein Roboter viel Strom?“, wollte ein Schüler wissen. „Ja, der normale 230-Volt-Anschluss in deinem Kinderzimmer würde jedenfalls nicht ausreichen“, antwortete der studentische Mitarbeiter Marius Moosmann. Und ob so ein Roboter auch mal Fehler mache, wollte ein anderer Schüler mit Blick auf die am Boden liegenden Bauteile wissen. „Ja, auch Maschinen machen Fehler. Dem Roboter fällt auch mal was runter“, entgegnete Moosmann. „Beim automatisierten Fahren wären solche Fehler aber gefährlich“, sagte ein Schüler. „Im Vorfeld wird ganz viel getestet“, beruhigte der studentische Mitarbeiter.

Die Schüler statteten auch dem Car-O-bot einen Besuch ab. „Was kostet der denn?“, wollte einer der Jugendlichen wissen. „Je nach Ausstattung zwischen 40 000 und 200 000 Euro“, antwortete Karin Röhricht von der Öffentlichkeitsarbeit am Fraunhofer IPA. „Das ist zu teuer“, raunte einer der Jungen, der wohl – ebenso wie seine Mitschüler – auch künftig sein Zimmer selbst aufräumen muss, weil er sich einen Roboter dafür nicht leisten kann.